WorldTour Re-Start von Belgiern dominiert

WorldTour Re-Start von Belgiern dominiert

 
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Lediglich fünf Rennen des WorldTour Kalenders konnten bis Ende Juli ausgetragen werden mit den Siegern Richie Porte aus Australien (Santos Tour Down Under), dem Belgier Dries Devenyns (Cadel Evans Great Ocean Road Race), dem Briten Adam Yates (UAE Tour), dem Belgier Jasper Stuyven (Omloop Het Nieuwsblad) und dem gebürtigen Berliner Maximilian Schachmann (Paris-Nizza), bevor die Coronakrise ihren Anfang nahm und das gesellschaftliche wie auch sportliche Leben nahezu vollends zum Stillstand brachte. 

Die Weltorganisation des Radsports (UCI) hat daraufhin ihren Kalender vollständig überarbeitet und versucht, nahezu alle Monumente des Profiradsports in diesem Jahr noch irgendwie ab August des Jahres veranstalten zu können. Dabei stand vor allem die Ausrichtung der Tour de France, als größtes radsportliches Event, im Fokus, die nun vom 29.08. – 20.09.2020 zur Austragung kommen soll. Während sechs Rennen, die zunächst verschoben wurden, dann doch wieder abgesagt werden mussten, erfolgte am 01.08. beim Strade Bianche in Italien ein verheißungsvoller Re-Start mit einem äußerst spektakulären Rennen.

Nicht vom Winde aber stark vom Sand verweht, verlief die 14. Austragung des Strade Bianche über 184 Kilometer, wo der Berliner Maximilian Schachmann von BORA-hansgrohe die entscheidende Phase des Rennens mit einem Vorstoß 21 km vor dem Ziel einleitete, dem nur noch der Belgier Wout van Aert vom Team Jumbo-Visma und etwas später die Italiener Alberto Bettiol von EF Pro Cycling und Davide Formolo vom UAE-Team Emirates sowie der Däne Jakob Fuglsang vom Astana Pro Team folgen konnten. Während 12 km vor dem Ziel Wout van Aert zum Angriff blies und nicht mehr zu halten war, mussten zunächst der Däne und Alberto Bettiol dem hohen Tempo Tribut zollen und auch für Davide Formolo und Maximilian Schachmann ging es nur noch um die zwei restlichen Podiumsplätze.

„Angriff ist die beste Verteidigung“, so äußerte sich der Sieger im Interview, der als ehemaliger Cross-Weltmeister auf dem letzten Schotterabschnitt seine Chance suchte und damit die richtige Entscheidung traf. Für Maximilian Schachmann blieb nach einem großartigen Rennen mit 32 Sekunden Rückstand der dritte Platz hinter Davide Formolo übrig, der 30 Sekunden eingebüßt hatte. „Aufgrund der Hitze war es ein brutales Rennen, in dem alle Fahrer leiden mussten. Mit dem ganzen aufgewirbelten Staub war die Sicht sehr schlecht, so dass ich beinahe zweimal gestürzt wäre. Es war für mich ein ordentlicher Auftritt beim Wiedereinstieg, mit dem dritten Platz bin ich sehr zufrieden“, sagte der Berliner nach dem Rennen.

Seine tolle Form unterstrich der Belgier Wout van Aert auch eine Woche später beim Klassiker Mailand-San Remo, als er nach 305 km im Zweierspurt den Franzosen Julian Alaphilippe von Deceuninck-Quick Step distanzierte, bevor eine größere, vom Australier Michael Matthews vom Team Sunweb angeführte Gruppe mit zwei Sekunden Rückstand ins Ziel kam. Dass der Belgier sich von seinem schweren Sturz bei der Tour de France im vorigen Jahr gut erholt hat, bewies er ein weiteres Mal auf der ersten Etappe beim Criterium du Dauphine, die vom 12. bis 16.08. über fünf Etappen führt und im Hinblick auf die bevorstehende Grand Tour ganz hervorragend besetzt ist. Über die 218,5 km baute der Belgier seine imposante Siegesserie weiter aus und ließ sich auch von dem kleinen Schlussanstieg nicht bremsen, indem er den Südafrikaner Daryl Impey von Mitchelton-Scott und den Kolumbianer Egan Bernal vom Team INEOS auf die weiteren Plätze verwies. 

Mit seinem Team Jumbo-Visma wird bei der 107. Tour de France stark zu rechnen sein, hat man doch u.a. noch die Niederländer Tom Dumoulin und Steven Kruijswijk, den Slowenen Primoz Roglic und den Neuseeländer George Bennett im Aufgebot, die noch vom Deutschen Tony Martin, vom Niederländer Robert Gesink und vom US-Amerikaner Sepp Kuss bestens unterstützt werden. Gerade hat auch George Bennett seine Stärke als Sieger des Gran Piemonte bewiesen, wo er den Italiener Diego Ulissi vom UAE-Team Emirates und den Niederländer Mathieu van der Poel von Alpecin-Fenix hinter sich ließ. In diesem Rennen belegte der gebürtige Berliner Simon Geschke vom CCC Team, der sich in hervorragender Verfassung befindet, einen ausgezeichneten fünften Platz. 

Ein zweiter Belgier hat derweil ebenfalls für Furore gesorgt: es handelt sich hierbei um das erst 20-jährige Supertalent Remco Evenepoel von Deceuninck-Quick Step, der schon zum Jahresanfang mit Gesamtsiegen bei der Vuelta a San Juan und der Volta ao Algarve erste starke Akzente gesetzt hatte. Jetzt hat der junge Belgier auch noch die Gesamtwertung der Vuelta a Burgos dominiert und mit einer weiteren Topleistung auch die über fünf Etappen führende Tour de Pologne gewonnen. Der Belgier ist einfach nicht aufzuhalten, wo er startet, fährt er auf Sieg und fürchtet dabei keine Gegner, so stark sie auch sind. In diesem Jahr sind es bereits vier Siege bei vier Rundfahrten, wann hat es das schon einmal gegeben?! Dazu kommen fünf Etappensiege, darunter zwei Erfolge im Einzelzeitfahren, das ebenfalls eines seiner Stärken ist. 

In der aktuellen Saison-Weltrangliste führt Remco Evenepoel mit 898 Punkten vor Jakob Fuglsang mit 847 Punkten und Maximilian Schachmann mit 733 Punkten und auch in der Rangliste der errungenen Siege liegt der Belgier mit neun Siegen klar vor den Slowenen Primoz Roglic und Tadej Pogacar vom UAE-Team Emirates sowie dem Kolumbianer Nairo Quintana vom Team Arkea Samsic, die alle fünf Siege auf ihrem Konto haben. Bester Deutscher ist hier derzeit Pascal Ackermann von BORA-hansgrohe auf Platz fünf, der bislang viermal siegreich war.

Für den schon als neuer Eddy Merckx gefeierten Remco Evenepoel verlief dann das Eintagesrennen Il Lombardia eher tragisch, als er böse stürzte und dabei einen Beckenbruch und eine Quetschung der rechten Lunge erlitt. Wie lange er nun ausfällt, steht noch nicht fest, sicher ist, dass er die vorgesehenen Rennen Tirreno-Adriatico und den Giro d'Italia aus seinem Programm streichen muss. Wünschen wir diesem Supertalent, das mit dem 50-Kilometer-Solo auf der Königsetappe der Polen-Rundfahrt beeindruckte, eine baldige, vollständige Genesung!  Auch für Maximilian Schachmann verlief die Lombardei-Rundfahrt alles andere als reibungslos: kurz vor dem Ziel kollidierte er mit einem unerlaubt auf der Strecke fahrenden Auto und stürzte. Bravourös beendete er das Rennen dennoch auf einem ausgezeichneten 7. Platz, um dann die Diagnose Schlüsselbeinbruch verarbeiten zu müssen, die seine Teilnahme an der Tour de France zwar nicht ausschließt, jedoch durchaus in Frage stellt.

Für das Team BORA-hansgrohe war es ein sehr durchwachsenes Wochenende, denn auch Tour-Hoffnung Emanuel Buchmann war auf der 4. Etappe des Criterium du Dauphine gestürzt, erlitt tiefe Abschürfungen und musste das Rennen aufgeben. Es gab aber auch etwas zu feiern: der junge Lennard Kämna gewann diese Etappe im Alleingang und holte sich seinen ersten Profisieg. Vielleicht kann auch er sogar bei der Tour de France für das ein oder andere Highlight sorgen.

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill, Mario Stiehl, Szymon Gruchalski 

Inhalt der Neuigkeit:
  • Ausblick
  • Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Straßenrennen

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