Maurice Ballerstedt: Auf Schachmanns Spuren?

Maurice Ballerstedt: Auf Schachmanns Spuren?

 
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Es ist schon eine ganz besondere Zeit, die bestimmt wird vom Coronavirus und alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens lahm gelegt hat. Das betrifft natürlich auch den Radsport, der nach der vom Berliner Maximilian Schachmann gewonnenen Fernfahrt Paris-Nizza und einem letzten Eintagesrennen in Chile mit dem Gran Premio de la Patagonia am 15. März 2020 komplett zum Erliegen gekommen ist. Mit einem derartigen Zustand umzugehen, ist auch für Radsportler nicht gerade einfach, zumal ein Wiedereintritt ins Renngeschehen in den Sternen steht.

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Was bedeutet dieser Umstand gerade auch für junge Nachwuchsfahrer, die mit Beginn dieser Saison den Sprung ins (halb-) professionelle Radsportlager gewagt haben? Ein junger Berliner, dessen Vorbild Maximilian Schachmann nach fünf Jahren beim Marzahner RC 94 zuletzt ebenfalls für den SC Berlin startete, wird jetzt schon als Hoffnungsträger für die Zukunft gehandelt: Maurice Ballerstedt hat als Junior im letzten Jahr für die Nationalmannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) einige herausragende Ergebnisse erzielt. Ein 2. Platz bei den Europameisterschaften im Straßenrennen in Alkmaar hinter dem Ukrainer Andrii Ponomar, davor der Sieg beim GP Luxembourg und der 3. Platz beim GP General Patton ebenfalls in Luxemburg, das waren die Highlights des jungen Berliners in 2019. Auch in den Gesamtwertungen der Saarland Trofeo und des Course de la Paix trumpfte er mit einem dritten bzw. zweiten Platz auf. 

Da war es nur eine Frage der Zeit, wann der junge Berliner im Fokus großer Profiteams stehen wird. Eines davon, das mit niederländischer Lizenz ausgestattete Team Jumbo-Visma hatte sich für 2020 entschlossen, zusätzlich ein Development Team aufzubauen und da fand Maurice Ballerstedt ein neues Betätigungsfeld. Gemeinsam mit einem weiteren deutschen Fahrer, dem ebenfalls 19-jährigen Michel Heßmann aus Unna, zählt er nun zu dem 13-köpfigen Nachwuchsteam, das bereits zu Beginn der Saison einen prächtigen Einstand feiern konnte. Im Team der 18-20-jährigen Rennfahrer war es der Niederländer Olav Kooij, der mit zwei Spurtsiegen bei der Trofej Porec und der Trofej Umag in Kroatien aufwarten konnte. „Wir hatten einen sehr guten Einstand, wo ich mich am ersten Tag in einer Spitzengruppe behauptete und gleich einiges an Selbstvertrauen tankte“, gab Maurice Ballerstedt Auskunft über seinen Start in die neue Saison. 

„Da bei beiden Rennen keine Gruppe durchkam und wir mit Olav Kooij einen guten Sprinter besitzen, konnte es für uns kaum besser laufen“, fuhr der Berliner fort, der selbst noch kein Spitzenergebnis herausfahren konnte. Aber nachdem er verletzungsbedingt nach der Europameisterschaft sieben Wochen komplett nicht trainieren konnte, war das schon ein guter Einstand, der für die Zukunft hoffen lässt. „Ich musste quasi nach der Verletzung bei null anfangen und es war eine verdammt harte Zeit, aber jetzt bin ich wieder voll da und mit einer Zwangspause muss man halt immer rechnen“, gibt sich Maurice Ballerstedt kämpferisch, der dem Rennbeginn nach Corona entgegenfiebert.

Wie sieht sein Tagesablauf derzeit aus und welche Ziele für diese Saison oder später sind für ihn noch realisierbar? „Ich trainiere allein von 10 Uhr an und dann vier bis sechs Stunden lang, wobei jeder Tag gleich aussieht und eine gewisse Monotonie vorherrscht, aber es kommt dem Training und der Regeneration zugute. Danach wird mit Kumpels oder Teamkollegen telefoniert, um die sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. Schön ist auch, dass ich meine Familie um mich habe, die ich sonst in der Saison bis zu einem Vierteljahr gar nicht sehe“, macht er das Beste aus der radsportlosen Zeit, die so nicht zu erwarten war. Auch wenn die vielen Trainingsstunden für ihn noch nie ein Problem waren, so fallen ihm die spezifischen Intervalle nach eigenen Angaben noch etwas schwer. „In der derzeitigen Situation ist es mental schwer sich auf etwas zu konzentrieren, zumal man nicht weiß, wann wieder die Rennen stattfinden“, stellt er nüchtern fest in der Hoffnung, dass es bald wieder losgeht.

Seine größte Motivation ist die Weltmeisterschaft 2021 in Belgien, auch wenn dieses Ziel noch in weiter Ferne liegt. Um dieses Ziel zu erreichen kann er derzeit nur auf  kontinuierliches Training setzen und dabei den Spaß nicht verlieren. Mit seinen Teamkollegen, die wie er den Sprung in ein WorldTeam schaffen wollen, steckt er den Kopf nicht in den Sand und so sind sie vor allem damit beschäftigt, ihre Ausdauerwerte zu verbessern. „Ich nehme auch an wöchentlichen online Zwift-Rennen teil, die Spaß machen und teilweise härter sind als Straßenrennen. Zur Überbrückung sind sie eine Alternative, wenngleich sie keine langfristige Lösung darstellen“, ist Maurice Ballerstedt erst wieder froh, wenn es auf die Straße geht.

Bis dahin profitiert der junge Berliner von seinem Umfeld im Team, das viel Zeit und Arbeit investiert und die Renner bei Laune hält. „Dazu zählen auch Kochkurse, online Teamrennen und wöchentliche Meetings, die dafür sorgen, dass wir letztlich auf dem Rad gut performen“, stellt der Berliner abschließend fest. 

Man kann Maurice Ballerstedt nur alles Gute wünschen für die Zukunft. Seine volle Konzentration auf den geliebten Radsport lässt hoffen, dass auch er einen ähnlichen Weg wie sein Vorbild Maximilian Schachmann gehen kann. Nach der Coronakrise sollte sein Vorhaben, möglichst bald in die erste Liga der Profis zu gelangen, keine Utopie bleiben. 

Bericht: Bernd Mülle        

Fotos: Arne Mill, Mario Stiehl   

 

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