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Weltcupsaison 2019/20 mit Blick auf Olympia: In Minsk und Glasgow wurden erste Weichen gestellt

 
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Eingebettet zwischen den ersten beiden Sechstagerennen in London und Gent und zwei Wochen nach der Europameisterschaft in Apeldoorn waren für die internationalen Asse des Bahnradsports erste Weltcupeinsätze gefragt. Dabei machte Minsk in Weißrussland den Anfang, wo sich sowohl die Frauen in acht als auch die Männer in neun Wettbewerben mit starken Leistungen für die kommenden Großereignisse wie Weltmeisterschaft und Olympische Spiele empfehlen konnten.

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Die Fahrer-/innen des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erzielten beim ersten Weltcup recht unterschiedliche Ergebnisse, wobei für die Ausbeute von je einer Gold-, Silber- und Bronzemedaille ausnahmslos die Frauen verantwortlich zeichneten. Die Bronzemedaille für das deutsche Team Erdgas.2012 im Teamsprint errangen ebenfalls die Frauen in der Besetzung Lea Sophie Friedrich und Pauline Sophie Grabosch, wobei Letztere ihre wieder aufsteigende Form unterstrich. In ganz hervorragender Form stellte sich Emma Hinze vor, die im Keirin vor der Französin Mathilde Gros siegreich war und im Sprint mit Platz drei nur Wai Sze Lee aus Hongkong und der Russin Anastasiia Voinova den Vortritt lassen musste und dabei um Bronze die US-Amerikanerin Mandy Marquardt sicher in zwei Läufen bezwang.

Einen starken Auftritt legten Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger in der Qualifikation zur Mannschaftsverfolgung hin, als sie mit einer Zeit von 4:17,985 Minuten Platz drei hinter die USA und Italien belegten. Mit Gudrun Stock anstelle von Mieke Kröger steigerten sie sich in der 1. Runde auf 4:15,412 Minuten und bezwangen dabei die Italienerinnen, um im Finale um Gold in gleicher Besetzung sich nochmals auf 4:14,836 Minuten zu steigern. Damit hatten die Frauen den deutschen Rekord gleich zweimal verbessern können, nachdem schon in den Niederlanden der bestehende Rekord gepurzelt war. Gegen die starken US-Amerikanerinnen um die Weltmeisterin im Einzelzeitfahren Chloe Dygert-Owen, die 4:13,762 Minuten benötigten, reichte es zwar „nur“ zu Silber, aber die positive Entwicklung des deutschen Frauen-Vierers fand eine weitere Fortsetzung.

Hauptverantwortlich für diese Entwicklung ist der Frauen-Bundestrainer Andre Korff, der sich im Ausdauerbereich auch über die guten Leistungen von Charlotte Becker im Punkterennen und von Franziska Brauße/Lisa Klein im Madison, die jeweils den sechsten Platz belegten, freuen durfte. 

Weniger gut schnitten in Minsk die Männer ab, für die es keine einzige Medaille gab. Im Kurzzeitbereich scheiterte im Sprint Stefan Bötticher im Achtelfinale, wurde im Keirin Sechster und mit Timo Bichler und Maximilian Levy im Teamsprint Achter, während das Team Erdgas.2012 in der Besetzung Maximilian Dörnbach, Marc Jurczyk und Nik Schröter immerhin Platz sechs belegte. Weitere positive Akzente setzte aber der Ausdauerbereich mit dem BDR-Vierer, der in der Besetzung Felix Groß, Theo Reinhardt, Nils Schomber und Domenic Weinstein ebenfalls zweimal den deutschen Rekord pulverisierte und diesen nach 3:53,183 Minuten in der 1. Runde im kleinen Finale um Bronze auf 3:52,685 Minuten steigerte, um damit gegen Italien um die exzellenten Straßencracks Elia Viviani und Filippo Ganna den undankbaren vierten Platz zu belegen. 

Apropos Filippo Ganna: er fuhr in der Einzelverfolgung zweimal Weltrekord, den er nach 4:04,252 Minuten auf sensationelle 4:02,647 Minuten stellte und damit souverän Gold gewann. Mit guten 4:12,168 Minuten reichte es für Domenic Weinstein „nur“ zu Platz sechs, aber hier besteht noch Luft nach oben bis zu den nächstjährigen Höhepunkten, zumal zu Platz zwei hinter Überflieger Filippo Ganna nur gut zwei Sekunden Differenz bestanden. Ausreichend beschäftigt in Minsk war auch wieder Maximilian Beyer, der im Madison mit Theo Reinhardt Platz acht hinter den Siegern Lasse Norman Hansen/Michael Mörköv aus Dänemark belegte und im vom Briten Matthew Walls dominierten Omnium den 13. Platz erreichte. Ein gutes Punkterennen mit Platz sieben fuhr auch Moritz Malcharek, der in seinem zweiten Einsatz im Scratch allerdings nicht über den 17. Platz hinauskam. 

Wird aus „Silber-Korffi“ demnächst „Gold-Korffi“?

Was sich in Minsk schon angedeutet hatte, fand beim zweiten Weltcup in Glasgow/Schottland seine Fortsetzung. Die deutschen Frauen im Ausdauerbereich werden immer stärker und setzen permanent neue Bestmarken: ein weiteres Mal wurde der deutsche Rekord in der Mannschaftsverfolgung auf 4:14,522 Minuten verbessert, womit für Franziska Brauße, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Gudrun Stock erneut der zweite Platz blieb, dieses Mal hinter Großbritannien, die mit Neah Evans, Katie Archibald, Elinor Barker und Eleanor Dickinson in 4:12,244 Minuten erfolgreich waren. Die Deutschen nennen ihren Trainer jetzt liebevoll „Silber-Korffi“ und hoffen bei den nächsten internationalen Events daraus einen „Gold-Korffi“ zu machen. Zu wünschen wäre es allemal, denn damit würde die hervorragende Arbeit des Bundestrainers mehr als belohnt werden. Während Franziska Brauße/Lisa Klein im Madison noch Platz neun belegten, sorgten erneut die Sprinterinnen des BDR für Medaillenränge, wo Emma Hinze zwei Silbermedaillen im Sprint hinter Wai Sze Lee und im Keirin hinter Katy Marchant aus Großbritannien errang. 

Klasse auch wieder die Leistung der jungen Lea Sophie Friedrich, die im Sprint um Bronze der Ukrainerin Olena Starikova nur hauchdünn unterlag und mit dem Team Erdgas.2012 an der Seite von Pauline Sophie Grabosch die Bronzemedaille im Teamsprint gegen Litauen gewann. Mit einer Silbermedaille durch Routinier Maximilian Levy in seiner Spezialdisziplin Keirin hinter dem Franzosen Sebastien Vigier konnte auch der männliche Kurzzeitbereich diesmal wieder einen Achtungserfolg verbuchen, zumal auch Stefan Bötticher, für den im Sprint im Achtelfinale Endstation war, als Sechster im Finale stand. Im Teamsprint war der BDR durch das Team Erdgas.2012 und dem Track-Team- Brandenburg vertreten, die beide nicht in die Entscheidung eingreifen konnten. Während Team Erdgas.2012 mit Maximilian Dörnbach, Maximilian Levy und Nik Schröter am Ende Platz sieben  belegte, landeten die Brandenburger in der Qualifikation mit Eric Engler, Carl Hinze und Anton Höhne wie in Minsk nur auf dem 13. Platz.

In der Mannschaftsverfolgung der Männer war beim zweiten Weltcup der Saison für den BDR nur eine zweite Garnitur am Start, so dass die in dieser Disziplin zuletzt ebenfalls äußerst positive Entwicklung nicht fortgesetzt werden konnte. Platz 8 in der Qualifikation für Richard Banusch, Maximilian Beyer, Jasper Frahm und Justin Wolf in 3:59,010 Minuten war nicht gerade das Gelbe vom Ei und dieser Platz ließ sich auch trotz Steigerung in der 1. Runde auf 3:57,281 Minuten nicht verbessern.  

Zweimal in Glasgow im Einsatz war auch Roger Kluge, der nach langer Straßensaison mit anschließender Regenerationsphase noch nicht seine Topleistung abrufen konnte. Erstmals mit Maximilian Beyer im Madison am Start, war der siebte Platz ein durchaus gutes Ergebnis in einem Klassefeld von 18 Teams. Dabei war der Sieg der Franzosen Benjamin Thomas/Donavan Vincent Grondin vor den Briten Ethan Hayter/Oliver Wood eine kleine Überraschung, da u.a. Topteams wie Kenny de Ketele/Robbe Ghys aus Belgien (4.) und die Spanier Albert Torres/Sebastian Mora (5.) auf der Strecke blieben. Im Omnium überragte Benjamin Thomas ein zweites Mal, gegen den die starke Gegnerschaft keine Chance hatte. Für Roger Kluge, der auf Platz 18 landete, ging es in erster Linie darum, nach langer internationaler Abstinenz in dieser Disziplin sich an den Gegnern zu orientieren. Bis zu den Großereignissen im nächsten Jahr wird der Ausnahmeathlet mit Sicherheit seine beste Form gefunden haben. Sein Madisonpartner von Glasgow, Maximilian Beyer, sorgte noch für eine weitere Medaille des BDR, als er im Scratch hinter dem Iren Felix English und dem Spanier Sebastian Mora auf Platz drei fuhr. 

Für Roger Kluge geht es jetzt weiter zum Genter Sechstagerennen: Flug von Glasgow aus nach Düsseldorf, wo er mit dem Auto von seinem Stammpartner Theo Reinhardt abgeholt und nach Gent chauffiert wird. Sein Rad, das er in Glasgow fuhr, bringen ihm belgische Betreuer mit: es muss halt alles akribisch geplant sein, sonst ist man im Profiradsport verloren.

Bericht: Bernd Mülle  

Fotos: Arne Mill / frontalvision.com

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