Primos Roglic 7

Die Slowenen beherrschten die Vuelta: Primoz Roglic und Tadej Pogacar mit überragenden Leistungen

 
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In der dritten großen Landesrundfahrt dieses Jahres, der 74. Vuelta ciclista a Espana, waren Ende August 176 Fahrer verteilt auf 22 Teams an den Start gegangen, von denen nach dreiwöchiger, harter Arbeit am Ende 153 das Ziel in Madrid erreichten. Nach dem Beginn mit dem Mannschaftszeitfahren, das das Astana Pro Team gewann und mit dem Kolumbianer Miguel Angel Lopez den ersten Spitzenreiter stellte, folgten 20 weitere Etappen mit insgesamt 15 unterschiedlichen Tagessiegern. Dabei wechselten die Führungspositionen in der Gesamtwertung nach dem Mannschaftszeitfahren für drei Tage auf den Iren Nicolas Roche vom Team Sunweb, der danach täglich von Miguel Angel Lopez, dem Belgier Dylan Teuns von Bahrain Merida, erneut Miguel Angel Lopez, dem Franzosen Nicolas Edet von Cofidis, Solutions Credits und dem Kolumbianer Nairo Quintana vom Movistar Team abgelöst wurde. 

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Der Kolumbianer, der die 2. Etappe von Benidorm nach Calpe gewonnen hatte, eroberte das Führungstrikot nach der 9. Etappe, die nur 94,4 km lang war und von Andorra la Vella nach Cortals d’Encamp führte und vom jungen Slowenen Tadej Pogacar vom UAE-Team Emirates gewonnen wurde. Auf dieser Etappe war das Wetter mitentscheidend, starker Regen führte auf Schotter zu Stürzen, die u.a. auch Miguel Angel Lopez zum Verhängnis wurden. Mit einer unwiderstehlichen Attacke drei Kilometer vor dem Ziel ließ der erst 20-jährige Slowene sowohl Nairo Quintana als auch dessen Teamkameraden Marc Soler stehen und gewann diese Etappe im Alleingang. Hinter Nairo Quintana kam mit Primoz Roglic vom Team Jumbo-Visma ein weiterer Slowene schließlich als Dritter ins Ziel, der das Einzelzeitfahren der 10. Etappe über 36,2 km dann gewann und die Gesamtführung übernahm, die er bis Madrid nicht mehr abgeben sollte.

Wer ist dieser Primoz Roglic eigentlich und auch über seinen Landsmann Tadej Pogacar, der in dieser Saison eine nahezu sensationelle Entwicklung genommen hat, lohnt es sich einmal genauer nachzuforschen. Primoz Roglic begann seine sportliche Karriere als Skispringer, wo er in den Jahren 2006 und 2007 auf der Normal- bzw. Großschanze im Winter-Continentalcup siegte und auch als Junioren-Weltmeister glänzte. Ein schwerer Sturz im Jahre 2011 beendete seine Laufbahn als Skispringer und er sattelte um in den Radsport. Seit 2013 im Continentalteam Adria Mobil, schaffte er 2016 den Sprung ins niederländische Team LottoNL-Jumbo, das seit diesem Jahr als Jumbo-Visma firmiert und den Slowenen bis 2023 unter Vertrag hat. Sein außergewöhnliches Talent, insbesondere für längere Rundfahrten, hatte er bereits vor seinem jetzigen Sieg bei der Vuelta mit jeweils zwei Teilnahmen an der Tour de France (4. Platz in 2018) und am Giro d’Italia (3. Platz in 2019) bewiesen. Den fünf Grand Tours stehen dagegen nur drei Klassikerteilnahmen gegenüber, aber 33 Profisiege, davon allein 11 in dieser Saison, sprechen eine deutliche Sprache.  

Während für Primoz Roglic der Sieg im Einzelzeitfahren der einzige während der Vuelta blieb (Gesamtwertung und Punktewertung einmal außen vor), schaffte Tadej Pogacar gleich drei Etappensiege und darüber hinaus neben einen ausgezeichneten 3. Platz in der Gesamtwertung hinter dem spanischen Straßenweltmeister Alejandro Valverde vom Movistar Team auch noch den Sieg in der Nachwuchswertung. Dieser junge Mann hatte einst in Berlin zweimal die Internationale kids-tour bestritten, wo er in der Gesamtwertung der Klasse U 13 im Jahre 2010 den 12. Platz und im Jahr davor sogar nur den 44. Platz belegt hatte.

Was für eine Entwicklung dieses Radsportlers, der in seiner ersten WorldTour Saison sensationelle acht Siege herausgefahren und noch lange nicht seinen Zenit erreicht hat! Bemerkenswert war vor allem sein Sieg auf der 20. Etappe, als er mit einem weiteren Alleingang siegte und sich von Platz fünf auf Platz drei der Gesamtwertung katapultierte. In seiner ersten großen Rundfahrt glänzte er außerdem mit Platz 2 in der Punktewertung und Platz 4 in der Bergwertung, die vom Franzosen Geoffrey Bouchard von AG2R La Mondiale gewonnen wurde. Für das ambitionierte Movistar Team mit Alejandro Valverde, Nairo Quintana (4.) und dem Spanier Marc Soler (9.) blieb am Ende nur der Sieg in der Mannschaftswertung übrig, den sie vor dem Astana Pro Team und dem Team Jumbo-Visma erreichten. 

Aus deutscher Sicht hervorzuheben ist von den sechs Fahrern, die diese Rundfahrt in Angriff genommen hatten, vor allem Nikias Arndt vom Team Sunweb, der auf der 8. Etappe Tagessieger wurde und damit erstmals in diesem Jahr siegte. Auch Jonas Koch vom CCC Team fuhr einige gute Platzierungen heraus, während John Degenkolb von Trek-Segafredo und Max Walscheid vom Team Sunweb etwas hinter den Erwartungen zurückblieben. Dagegen gab Phil Bauhaus von Bahrain Merida, Fünfter der 3. Etappe, das Rennen auf der 9. Etappe auf und auch Tony Martin vom Team Jumbo-Visma erreichte das Ziel in Madrid nicht, nachdem ein Sturz auf der 19. Etappe ihn zur Aufgabe zwang. 

Hervorzuheben sind noch der Ire Sam Bennett von BORA-hansgrohe, der zwei Etappensiege herausfuhr und das belgische Team Deceuninck-Quick Step, das insgesamt fünf Etappensiege durch den Belgier Philippe Gilbert (2x), den Niederländer Fabio Jakobsen (2x) und den Franzosen Remi Cavagna erzielte. Die von diesem Team bis dato in dieser Saison erzielten 62 (!) Siege sprechen eine deutliche Sprache und damit sind sie klar führend in der Siegrangliste vor dem Team Jumbo-Visma mit 48 und dem deutschen Team BORA-hansgrohe mit 46 Siegen. 

Jetzt können bei den kommenden Straßenweltmeisterschaften zum Saisonausklang noch einmal spannende Kämpfe erwartet werden und insbesondere die Teilnehmer der Vuelta haben es in der Hand, ihre gute Form auch dort unter Beweis zu stellen. Ob aber die slowenischen Fahrer wieder ihre Dominanz ausspielen werden, das bleibt zumindest abzuwarten.

Bericht: Bernd Mülle  

Fotos: frontalvision.com

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Rennbericht
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  • Rundfahrt
  • Straßenrennen
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  • La Vuelta

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