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106. Tour de France: Team Jumbo-Visma im Mannschaftszeitfahren nicht zu schlagen

 
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Am zweiten Tag der 106. Tour de France stand das Mannschaftszeitfahren über 27,6 km auf dem Programm, für dessen Ausgang sich einige Teams echte Chancen auf den Sieg ausgerechnet hatten. Nach der ersten Überraschung am Tag zuvor durch den Sieg des Niederländers Mike Teunissen vom Team Jumbo-Visma, war auch diese schon im Vorfeld zu den Favoriten des Teamzeitfahrens zählende Mannschaft noch zusätzlich motiviert worden und mit den nationalen Titelträgern von Deutschland und Belgien im Einzelzeitfahren Tony Martin und Wout van Aert hatte man zwei Hochkaräter für das allerdings recht kurze Mannschaftszeitfahren in seinen Reihen. Schon allein aus dem Grund durfte  man diesem Team zumindest Chancen für einen Podiumsplatz einräumen.

Nach dem Ausgang der Eröffnungsetappe war es zu der überraschenden Situation gekommen, dass das in den letzten Jahren die Tour de France stets dominierende Team Sky, jetzt als Team INEOS unterwegs, in der Mannschaftswertung nach dem ersten Tag auf dem 22. und letzten Platz lag. So mussten Geraint Thomas, Egan Bernal, Michal Kwiatkowski & Co. in umgekehrter Reihenfolge als Erste ins Rennen gehen, ein Zustand, der so nicht zu erwarten war. Damit war aber ziemlich klar, dass diese Mannschaft schon einmal eine Marke setzen würde, die es zu unterbieten galt. Um dieses zu erreichen hatten im Vorfeld etliche Teams entsprechende Ambitionen angedeutet, zu denen natürlich Deceuninck-Quick Step ebenso gehörte wie das CCC Team oder das Team Sunweb,  während auch an das deutsche Team von BORA-hansgrohe hohe Erwartungen geknüpft waren. Spannung war also vorprogrammiert, insbesondere auch dadurch, dass das Zeitfahren eine verhältnismäßig kurze Distanz auswies und somit mit geringen Zeitabständen zu rechnen war.

Pünktlich um 14.30 Uhr ging das Team INEOS als erste Mannschaft vom Brüsseler Königspalast aus an den Start, bevor die übrigen Teams in Abständen von jeweils fünf Minuten folgten. Die Begeisterung an der Strecke ließ von Beginn an kaum zu wünschen übrig, in Scharen aus aller Herren Länder waren die Fans nach Brüssel gekommen, um dem größten Radsportereignis des Jahres beizuwohnen. Es gab für viele natürlich die speziellen Lieblinge, die sie unterstützen wollten, aber insgesamt konnten sämtliche 22 Teams von der immensen Begeisterung profitieren. Das britische Team INEOS legte bei einem Stundenmittel von 56,5 km/h mit 29:17,97 Minuten gleich eine Zeit vor, die es zu knacken galt und das schafften die folgenden Teams Arkea-Samsic, Astana Pro Team und Groupama-FDJ zunächst einmal nicht. Auch Romain Bardet mit seinem Team AG2R La Mondiale verlor auf die Briten 58,93 Sekunden, nicht gerade wenig im Hinblick auf die Gesamtwertung und einem angestrebten Podiumsplatz. Das Movistar Team um Nairo Quintana und Alejandro Valverde verfehlte die bisherige Bestzeit ebenfalls um stattliche 44,52 Sekunden und Total Direct Energie musste sogar 1:21,31 Minuten preisgeben. 

Eine starke Leistung bot das CCC Team mit dem gebürtigen Berliner Simon Geschke, das danach mit nur 10,65 Sekunden Rückstand zunächst auf Platz zwei fuhr, aber dann kam das Team Katusha Alpecin mit den Deutschen Rick Zabel und einem ganz starken Nils Politt, die nur 5,67 Sekunden verloren und CCC auf Platz zwei ablösten, nachdem sie mit einer bemerkenswerten Leistung an beiden Zwischenzeiten jeweils Zweite von allen Teams waren. Gespannt war man auf die beiden nacheinander gestarteten deutschen Teams Sunweb und BORA-hansgrohe, denen man es zutrauen konnte, ganz vorne in diesem Teamzeitfahren mitzufahren. Nikias Arndt hatte am Tag zuvor prophezeit, das sein Team Sunweb sich durchaus gute Chancen ausrechnet und tatsächlich büßte man nur 5,16 Sekunden ein, was erst einmal Platz zwei bedeutete. Für BORA-hansgrohe reichte es dagegen mit dann am Ende 46 Sekunden Rückstand nur zu Platz 12, ebenso wenig hatten Lotto Soudal mit Roger Kluge und weitere Teams wie Mitchelton-Scott und Bahrain-Merida am Ende eine Chance auf einen Podiumsplatz, obwohl sich Letztere um den Italiener Vincenzo Nibali und Rohan Dennis aus Australien mit 36 Sekunden Rückstand noch gut aus der Affäre zogen. Alles wartete dann auf die Topfavoriten von Deceuninck-Quick Step und Jumbo-Visma, die die Erwartungen auch in vollem Umfang erfüllten. 

Die belgische Equipe um Julian Alaphilippe, Yves Lampaert, Enric Mas und Elia Viviani erzielte nach guten Zwischenzeiten eine Endzeit von 29:18,79 Minuten und verfehlte die vorgelegte Zeit des Teams INEOS um lediglich 0,82 Sekunden, um am Ende Dritter zu werden! Nun waren nur noch das Wanty-Gobert Cycling Team und Jumbo-Visma auf der Strecke und die Spannung stieg bis ins Unermeßliche, nachdem Jumbo-Visma schon beide Zwischenzeiten mit 11 bzw. 14 Sekunden Vorsprung dominiert hatte. Das niederländische Team um Tony Martin und dem gestrigen Überraschungssieger Mike Teunissen war am Ende tatsächlich um sagenhafte 20,16 Sekunden schneller als das Team INEOS, das eine bis dahin uneinholbare Marke gesetzt hatte und am Schluss dennoch die Überlegenheit von Jumbo-Visma anerkennen musste, die mit dieser beeindruckenden Leistung das Gelbe Trikot von Mike Teunissen verteidigten. 

Einmal mehr war Tony Martin als herausragender Zeitfahrer ein ganz wichtiges Glied in der Kette sehr guter Rouleure und so war sein Jubel beim Überfahren der Ziellinie grenzenlos. „Wir hatten eine gute Vorbereitung, die mentale Stärke durch den gestrigen Sieg war groß. Die tolle Atmosphäre hat uns zusätzlich motiviert, es macht einfach viel Spaß, wenn so viele Niederländer und auch Deutsche uns hier anfeuern“, gestand Tony Martin den Journalisten nach dem für sein Team so erfolgreich verlaufenen Finale. Nach dem deutschen Meistertitel im Einzelzeitfahren vor einer Woche hat er erneut unterstrichen, dass in den Zeitfahrdisziplinen mit ihm auch in Zukunft weiterhin zu rechnen ist.

In der Gesamtwertung dominiert nun das Team Jumbo-Visma, das hinter Mike Teunissen mit Wout van Aert, Steven Kruijswijk, Tony Martin und George Bennett die ersten fünf Plätze einnimmt. Der Belgier Wout van Aert führt nunmehr auch die Nachwuchswertung an, während das Grüne Trikot   weiterhin Mike Teunissen gehört. 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Serge W.

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Rennbericht
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  • Rundfahrt
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  • Tour de France

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