tour

Das Gelbe Trikot leuchtet zum 100. Mal: Für die 106. Tour de France gibt es mehrere Sieganwärter

 
5.0 (2)

Die Vorfreude ist wie immer groß auf das Radsportspektakel des Jahres, das in diesem Jahr so offen wie selten erscheint. Zwei Topathleten mussten im Vorfeld verletzungsbedingt absagen: der viermalige Sieger aus Großbritannien Chris Froome vom Team INEOS und der Niederländer Tom Dumoulin vom Team Sunweb werden am Samstag in Brüssel, wenn der Belgier Eddy Merckx den Startschuss gibt, nicht am Start stehen. Damit kann der Brite mit den fünffachen Rekordsiegern Bernard Hinault, Eddy Merckx, Jacques Anquetil und Miguel Indurain nicht gleichziehen, während Tom Dumoulin nach seinem frühen Ausscheiden beim Giro d’Italia seine zweite, diesjährige Chance auf einen Grand tour-Sieg ebenfalls nicht wahrnehmen kann. Seine Kniebeschwerden haben in den letzten Wochen immer wieder zu Rückschlägen geführt, so dass er nicht rechtzeitig fit ist, um die Tour auf höchstem Level zu bestreiten.

Nach der Präsentation der Teams am Donnerstagabend auf dem Grand-Place in Brüssel fällt dann am Samstag der Startschuss zur 106. Tour de France mit einem Straßenrennen über 192 km mit Start und Ziel in Brüssel. Es werden 22 Teams mit 176 Fahrern am Start stehen, die bis zum Ziel in Paris insgesamt 21 Etappen mit einer Gesamtlänge von 3.460 Kilometer zu absolvieren haben. Wer wird dann das Gelbe Trikot, das in diesem Jahr den 100. Geburtstag erlebt und von Eddy Merckx mit 96 Mal am häufigsten getragen wurde, auf dem Champs-Elysees endgültig in seinen Besitz nehmen können? Eine Frage, die sich im Voraus gar nicht so einfach beantworten lässt, denn der Kandidaten gibt es viele, die einen Gesamtsieg anpeilen. Da ist zunächst einmal der Vorjahressieger aus dem Team INEOS, der Brite Geraint Thomas, der mit dem jungen, ebenfalls ambitionierten Kolumbianer Egan Bernal in seinem Team einen starken Mann an seiner Seite weiß, der gerade erst als Sieger aus der Tour de Suisse hervorgegangen ist. Trotz des Fehlens von Chris Froome führt kein Weg am Team INEOS vorbei, das mit dem Polen Michal Kwiatkowski, dem Italiener Gianni Moscon und dem Niederländer Wout Poels weitere starke Fahrer in seinen Reihen hat, die die Dominanz der letzten Jahre als Team Sky erneut unterstreichen werden.

Stärkster Konkurrent im Kampf um die Gesamtwertung auch in der Mannschaftswertung dürfte das in diesem Jahr mit schon 30 Siegen sehr erfolgreiche Astana Pro Team mit dem u.a. bei Lüttich-Bastogne-Lüttich siegenden Jakob Fuglsang aus Dänemark sein, der gerade mit dem Gesamtsieg beim Criterium du Dauphine erneut auf sich aufmerksam machte und mit hervorragender Form anreisen dürfte. Auch das Movistar Team mit seiner Dreierspitze Nairo Quintana aus Kolumbien und den beiden Spaniern Mikel Landa und Weltmeister Alejandro Valverde wird erneut versuchen, die Tour mitzubestimmen, ebenso wie der Italiener Vincenzo Nibali von Bahrain Merida, der Franzose Romain Bardet von AG2R La Mondiale, der Australier Richie Porte von Trek-Segafredo oder die britischen Brüder Adam und Simon Yates von Mitchelton-Scott, die die Tour wieder einmal  gemeinsam in Angriff nehmen und als Doppelspitze fungieren werden. Nicht zu vergessen auch der Ire Dan Martin vom UAE-Team Emirates, der im letzten Jahr als Achter der Gesamtwertung glänzen konnte. 

Inwieweit kann man auch mit dem Franzosen Thibaut Pinot von Groupama-FDJ, dem Kolumbianer Rigoberto Uran von EF Education First, dem Niederländer Steven Kruijswijk vom Team Jumbo-Visma, dem Italiener Fabio Aru vom UAE-Team Emirates oder auch dem Russen Ilnur Zakarin vom Team Katusha Alpecin rechnen, die alle schon in großen Rundfahrten ihre Spuren hinterlassen haben? Interessant ist auch das Aufgebot der erneut mit bislang 46 Siegen dominierenden Equipe von Deceuninck-Quick Step, die mit dem jungen Spanier Enric Mas, im Vorjahr Zweiter in der Gesamtwertung der Vuelta, ein ganz heißes Eisen im Feuer und darüber hinaus mit dem Franzosen Julian Alaphilippe den vorjährigen Sieger der Bergwertung dabei haben. 

Ferner den Italiener Elia Viviani, der nach seiner Aufgabe beim Giro d’Italia darauf brennt, in Frankreich den einen oder anderen Etappensieg nachzuholen, aber die Konkurrenz so starker Sprinter wie den Niederländer Dylan Groenewegen vom Team Jumbo-Visma, den Australier Caleb Ewan von Lotto Soudal, den Norweger Alexander Kristoff vom UAE-Team Emirates oder die Italiener Giacomo Nizzolo vom Team Dimension Data sowie Sonny Colbrelli von Bahrain Merida fürchten muss. Für das Grüne Trikot der besten Sprinter kommen aber eher die auch in hügeligem Gelände endschnellen Peter Sagan aus der Slowakei von BORA-hansgrohe oder der Australier Michael Matthews vom Team Sunweb in Frage, der 2017 diese Wertung gewann. Der letztjährige Sieger dieser Wertung hieß Peter Sagan, der insgesamt sechsmal sich das Trikot überstreifte und in diesem Jahr den lange führenden Rekordhalter Erik Zabel (ebenfalls sechs Siege) überflügeln kann. 

Mitmischen im Konzert der Großen wollen auch 11 deutsche Fahrer, die durchaus mit einigen Chancen ins Rennen gehen. Auf die Gesamtwertung wird sich als einziger Emanuel Buchmann von BORA-hansgrohe konzentrieren, der in dieser Saison mit dem 4. Platz in der UAE Tour und den jeweils 3. Plätzen in der Baskenland-Rundfahrt und dem Criterium du Dauphine seine beachtlichen Rundfahrtfähigkeiten mehrmals unterstrich. Ein Platz unter den Top Ten wird angestrebt und als Kapitän seines Teams kann er der Unterstützung seiner Landsleute Marcus Burghardt und Maximilian Schachmann ebenso sicher sein, wie der von den Österreichern Patrick Konrad, Lukas Pöstlberger oder Gregor Mühlberger, die mit Peter Sagan und dem Italiener Daniel Oss ein starkes Team bilden. 

Der neue Deutsche Straßenmeister Maximilian Schachmann aus Berlin hat sich gewissenhaft auf die Tour ohne vorherigen Renneinsatz vorbereitet, nachdem er ein starkes Frühjahr mit Topplatzierungen gefahren war und u.a schon sechs Siege herausfuhr. Die eingelegte Pause scheint ihm gut  getan zu haben, anders lässt sich sein Auftritt am Sachsenring am letzten Wochenende mit dem Gewinn des DM-Titels nicht erklären. „Mit dem Meistertrikot zur Tour zu fahren, ist für mich eine besondere Ehre und ich hoffe auf einen Etappensieg, aber ansonsten stehe ich meinem Team als Helfer zur Verfügung“, machte Maximilian Schachmann seine Ambitionen für die nächsten drei Wochen deutlich. Am Sachsenring fehlte übrigens Emanuel Buchmann, dessen Konzentration voll der kommenden Tour gilt, wo er insbesondere mit guten Leistungen im Gebirge auf sich aufmerksam machen will. 

Für das zweite mit deutscher Lizenz fahrende Team Sunweb werden Nikias Arndt und erstmals der erst 22-jährige Lennard Kämna die Frankreich-Rundfahrt bestreiten. Der junge Deutsche hat gerade eine starke Tour de Suisse absolviert und hofft an die dort gezeigten Leistungen anknüpfen zu können. Auch das Team Katusha Alpecin mit Nils Politt und Rick Zabel hat zwei deutsche Fahrer dabei, von denen vor allem Nils Politt für die eine oder andere Überraschung sorgen sollte, denn seine phantastische Form hat er gerade erst am letzten Wochenende sowohl bei den Deutschen Meisterschaften im Einzelzeitfahren als auch im Straßenrennen bewiesen, wo einen 2. bzw. 4. Platz belegte. 

Aus deutscher Sicht noch dabei sind der routinierte Andre Greipel vom Team Arkea Samsic, der immerhin 11 Etappensiege aufzuweisen hat, Allrounder Roger Kluge von Lotto Soudal als Anfahrer für Caleb Ewan, Zeitfahrspezialist Tony Martin vom Team Jumbo-Visma, der gerade zum neunten Mal die Deutsche Meisterschaft im Einzelzeitfahren gewann und der gebürtige Berliner Simon Geschke vom CCC Team, der zur rechten Zeit nach seinen schweren Sturzverletzungen zu Saisonanfang mit Ellenbogen- und später dann mit Schlüsselbeinbruch wieder in Form gekommen ist. Ihm wäre es zu gönnen, wenn er die tollen Leistungen wie bei seinem Etappensieg bei der Tour de France im Jahre 2015 wiederholen könnte.

Von Belgien aus führt die Tour weiter durch die Champagne, Lothringen, die Vogesen und das Zentralmassiv, bevor die Pyrenäen und die Alpen mit nicht weniger als fünf Bergetappen für die Entscheidung sorgen werden. Dagegen wird es neben dem Mannschaftszeitfahren am zweiten Tag in Brüssel über 27 Kilometer nur noch ein weiteres Einzelzeitfahren in Pau geben, das als 13. Etappe über ebenfalls nur 27 Kilometer ausgetragen wird. 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill (frontalvision.com), Marco Bertram

Inhalt der Neuigkeit:
Ausblick
Radrennen-Art:
  • Rundfahrt
Name des Radrennens
  • Tour de France

Benutzer-Bewertungen

2 Bewertungen
Bewertung / Kommentar für den Artikel
 
5.0(2)
Hast du schon ein Konto?
Ratings
Bewertung / Kommentar für den Artikel
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
Bewertung / Kommentar für den Artikel
 
5.0
G
Beitrag melden Kommentare (0) | War diese Bewertung hilfreich für dich? 1 0
Bewertung / Kommentar für den Artikel
 
5.0
G
Beitrag melden Kommentare (0) | War diese Bewertung hilfreich für dich? 2 0