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Eschborn-Frankfurt 2019: Pascal Ackermann und John Degenkolb sorgen für deutschen Doppelsieg

 
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Mit einem sensationellen Schlussspurt endete der Frankfurter Radklassiker bei bestem Radsportwetter und toller Zuschauerkulisse. Am Ende war es Pascal Ackermann, der trotz recht unübersichtlicher Situation im Massenspurt den Überblick behielt, die richtige Lücke fand und als umjubelter Sieger die Ziellinie passierte. Knapp geschlagen John Degenkolb und Seriensieger Alexander Kristoff, der nach seinem ersten Sieg im Jahre 2014 sich erstmals in diesem Jahr in Frankfurt geschlagen geben musste.

Fünfter Sieg für Alexander Kristoff in Folge oder doch wieder mal ein deutscher Erfolg am 01. Mai 2019 in Frankfurt nach acht Jahren, als John Degenkolb als Erster die Ziellinie überfuhr? Das war das große Thema bei der Pressekonferenz am Vortag, wo sich die vermeintlichen Favoriten ein Stelldichein gaben, erwartungsfroh dem deutschen Klassiker entgegen fieberten und ihre Statements einen spannenden Rennverlauf prognostizierten. Der Seriensieger vom UAE-Team Emirates strahlte Optimismus aus ebenso wie Nils Politt, einer der Stars des Frühjahrs 2019 vom Team Katusha-Alpecin. Beide zählten zum engsten Favoritenkreis, dem auch der Australier Michael Matthews vom Team Sunweb, Pascal Ackermann von BORA-hansgrohe oder auch John Degenkolb von Trek-Segafredo angehörten, der die Strecke hier vor seiner Haustür in- und auswendig kennt.

„Es ist meine Trainingsstrecke und dabei hoffe ich auf den Heimvorteil, um den Spieß von Gent-Wevelgem umzudrehen, als mich Alexander Kristoff knapp schlagen konnte. Wir sind mit dem Team hier gut aufgestellt und werden Vollgas geben“, gab John Degenkolb zu verstehen, dass er sich durchaus gute Chancen ausrechnet. Sein Kontrahent gab sich ganz locker und meinte: „Es ist immer das Ziel zu gewinnen, aber die anderen haben auch die gleichen Ambitionen. Es wäre schön mit dem fünften Sieg, doch ein damit verbundener Rekord ist nicht alles“. Für Pascal Ackermann, der Eschborn-Frankfurt nicht als Vorbereitungsrennen für den Giro d´Italia betrachtet und auf einen Sprintersieg hoffte, dürfte die viermalige Überquerung des Mammolshainer Berges die größte Herausforderung sein, bewältigt er sie,  dann stehen seine Chancen nicht schlecht. „Das Tragen des Trikots des Deutschen Meisters ist für mich eine Riesenmotivation“, strahlte Pascal Ackermann große Zuversicht aus, auch in Frankfurt am Ende vorn zu sein. Etwas müde wirkte Michael Matthews nach den harten Ardennen-Klassikern, der als Vorjahreszweiter mit einem starken Team den Sprung auf das oberste Treppchen dennoch anpeilte. Ob es das Rennen von Nils Politt wird, bleibt abzuwarten, der in diesem Frühjahr überragende, kräftezehrende Rennen fuhr, aber dennoch bei deutschen Rennen stets hoch motiviert ist. „Den zweiten Platz bei Paris-Roubaix habe ich eigentlich noch nicht richtig realisiert, bin darüber aber sehr glücklich und habe ja noch zehn Jahre Zeit, um in Roubaix aufs oberste Podest zu fahren“, äußerte sich der sympathische Kölner vor den Journalisten.

Bei herrlichem Rennwetter starteten in Eschborn und Frankfurt wieder nahezu alle Kategorien des Radsports, d.h. 17 Wettbewerbe mit etwa 7.000 Teilnehmern wurden absolviert, wobei lediglich ein Frauenrennen fehlte, die es auch verdient hätten, hier einmal in der hessischen Metropole ihre Kräfte messen zu können. Vielleicht eine Überlegung wert, auch wenn logistisch mit 17 Rennen das Frankfurter Rennen schon an seine Grenzen stößt. Die Profis begannen pünktlich um 12.10 Uhr und alsbald bildete sich eine siebenköpfige Spitzengruppe ohne deutsche Beteiligung, die relativ schnell über drei Minuten Vorsprung herausfuhr. Aber vor allem die Mannschaft von Nils Politt machte relativ früh die Pace im Feld, so dass sich der Vorsprung ebenso schnell auf etwas mehr als eine Minute reduzierte, während noch immerhin 135 Kilometer zu fahren waren. Ein durchaus etwas ungewöhnlicher Verlauf, der dem gegenüber den Vorjahren auf 187,5 Kilometer reduzierten Rennen eigentlich nur gut tun konnte. Als mit Yoann Offredo vom Wanty-Gobert Cycling Team der erste aus der Spitzengruppe zurückfiel, war es dann etwas verwunderlich, dass sich der Vorsprung der Gruppe wieder vergrößerte.

Für seine ehemaligen Mitstreiter Casper Pedersen aus Dänemark vom Team Sunweb, dem Kasachen Artyom Zakharov vom Astana Pro Team, Mathias van Gompel aus Belgien von Sport Vlaanderen-Baloise, dem Russen Evgeny Shalunov von Gazprom-RusVelo, Dimitri  Peyskens aus Belgien von Wallonie-Bruxelles und dem Österreicher Sebastian Schönberger von Neri Sottoli-Selle Italia-KTM sollte es dann aber auch spätestens bei der dritten Überquerung des Mammolshainer Berges etwa 57 Kilometer vor dem Ziel geschehen sein. So gab es 50 Kilometer vor dem Ziel eine neue sechsköpfige Spitzengruppe u.a. mit Matej Mohoric von Bahrain Merida, zu der aber auch noch Evgeny Shalunov und Dimitri Peyskens gehörten, die sich zunächst auf fünf Fahrer reduzierte, aber sich nicht so leicht geschlagen geben wollte. Vier Kilometer vor dem Ziel wurden die Ausreißer eingeholt und das Finale im Massenspurt konnte stattfinden. Es wurde eng für den Deutschen Meister, der schon geschlagen schien, aber im entscheidenden Moment die Lücke fand und zum umjubelten Sieger wurde.

In der abschließenden Pressekonferenz war auch der sieggewohnte Alexander Kristoff mit seinem dritten Platz zufrieden und versprach wiederzukommen, um zu siegen. Dagegen schien John Degenkolb trotz seines tollen zweiten Platzes ein wenig geknickt. „Der Wille zu siegen war groß, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen. Meine Mannschaft hat einen guten Job gemacht, trotzdem wir zum Schluss nur noch zu dritt waren. Es war ein schnelles Rennen, vor allem am Feldberg, so dass ich am Ende mit Krämpfen zu tun hatte. Ein kleiner Wermutstropfen für mich nicht gewonnen zu haben vor heimischer Kulisse, aber Glückwunsch an Pascal, für den ich mich freue“, war John Degenkolb mit seinem zweiten Platz dennoch zufrieden.

Sonnyboy Pascal Ackermann kam aus dem Strahlen nicht heraus. Er verkörpert die neue Generation des deutschen Radsports, zu der nicht nur die in diesem Jahr schon ebenfalls sehr erfolgreichen Nils Politt, Maximilian Schachmann oder Emanuel Buchmann gehören. „Ich habe einfach Spaß am Radfahren, hinzu kommt das Selbstvertrauen aufgrund des tollen Engagements meiner Teamkollegen“, sprudelte es aus ihm heraus, „nur so lassen sich die Siege realisieren“. „Am Ende war es eng an der Bande und da war ich froh, noch durchgekommen zu sein. Ich fühle mich fit für den Giro und hoffe, dass es dort gut läuft. Am Ende freue ich mich ganz oben hier auf dem Podest zu stehen, das war schon immer ein Traum von mir, als ich noch hier bei der U 11 am Start war“, ließ er sich abschließend vernehmen.

Ein wahrlich gelungenes Radsportfest in Eschborn, Frankfurt und Umgebung fand damit ein so nicht unbedingt erwartetes Ende mit einem deutschen Doppelsieg, der dem Radsport hierzulande einen weiteren, kräftigen Schub verleihen sollte.

Ergänzend bleibt noch festzuhalten, dass im international auch hervorragend besetzten Rennen der U 23 der beste deutsche Fahrer Dominik Bauer vom Team Dauner-Akkon auf Platz 6 einkam, zeitgleich mit dem Sieger Frederik Rodenberg Madsen aus Dänemark, der im Massenspurt von 46 Fahrern triumphierte. Das Rennen der Junioren im Rahmen der „Müller-Die lila Logistik Rad-Bundesliga“ gewann Tim Oelke vom STEVENS Juniorenteam Thüringen vor Maurice Ballerstedt vom SC Berlin, der hier an gleicher Stelle im Vorjahr gewonnen hatte. 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Mario Stiehl

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Straßenrennen
Name des Radrennens
  • Eschborn Frankfurt

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