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Denise Schindler holt Silber und Bronze bei Paracycling-WM in Apeldoorn

 
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Im niederländischen Apeldoorn fanden vom 14. bis 17. März 2019 die Bahn-Weltmeisterschaften der Paracycler statt, bei denen die kleine Streitmacht von acht deutschen Sportlerinnen und Sportlern  einige bemerkenswerte Erfolge erzielen konnte. Ein starkes Fahrerfeld von über 250 Athleten aus 36 Nationen machte dieses Event zu einem außerordentlichen Wettkampf, in dem nicht nur spannende Rennen zu erleben waren, sondern auch etliche, neue Weltrekorde erzielt wurden. Im abschließenden Nationenranking waren die Briten, Australier und Chinesen die überragenden Länder, wobei Großbritannien mit 11 Gold-, 9 Silber- und einer Bronzemedaille Platz 1 belegte und auch Australien mit 9 Gold-, 4 Silber- und 3 Bronzemedaillen ebenso überzeugen konnte wie China, die 6 Gold- und jeweils 3 Silber- und Bronzemedaillen erzielten.

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Das deutsche Aufgebot bestand aus Denise Schindler in der Klasse C3, dem Berliner Pierre Senska, Michael Teuber und Erich Winkler in der Klasse C1 sowie den Tandems Tim Kleinwächter/Stefan Nimke und Kai-Kristian Kruse/Robert Förstemann, wobei Robert Förstemann erstmals bei einem Paracycling Wettbewerb am Start stand. Als ein Fahrer, der jahrelang in der deutschen Sprinterszene ein gewichtiges Wörtchen mitsprach und dabei auch große internationale Erfolge verbuchen konnte, war er bei diesen Weltmeisterschaften beeindruckt von den Leistungen nahezu aller Paracycler, die mit  bewundernswerter Professionalität bei der Sache sind und absolute Höchstleistungen vollbringen. „Ich bin in diesem Kreis äußerst positiv aufgenommen worden und hatte eine Menge Spaß, so dass ich denke, den Weg an der Seite von Kai-Kristian Kruse mit dem Ziel Olympia 2020 fortzusetzen und dann auch mit einer Medaille heimzukehren. Der Anfang nach meinen schweren Sturzverletzungen vom Bremer Sechstagerennen im Januar ist jedenfalls gemacht und stimmt mich optimistisch für die kommenden Aufgaben“, stellte Robert Förstemann fest, für den eine Olympiateilnahme noch einmal ein großes Highlight wäre.

Der Auftakt in Apeldoorn verlief für beide in ihrem ersten gemeinsamen Wettkampf verheißungsvoll mit einem siebten Platz im 1000 Meter Zeitfahren und dem Deutschen Rekord von 10,335 Sekunden in der Qualifikation über 200 Meter, mit dem sie den 6. Platz belegten. Sie fuhren hier nur die Zeitqualifikation und ließen den Sprint noch außen vor, im Hinblick auf die nur geringe Vorbereitung war das mit Sicherheit eine weise Entscheidung. Insgesamt 23 Teams nahmen das Zeitfahren in Angriff und gegen die beiden britischen Teams James Ball/Peter Mitchell und Neil Fachie/Matthew Rotherham sowie den Niederländern Tristan Bangma/Patrick Bos, die in dieser Reihenfolge aufs Podium fuhren, war letztlich kein Kraut gewachsen, nachdem Kai-Kristian Kruse/Robert Förstemann nach einer Runde noch die drittbeste Zeit realisierten, aber in den letzten beiden Runden war der Akku leer, wie beide feststellen mussten. „Für mich ist der Lebensmut und die Energie der behinderten Sportler einfach nur bewundernswert, hier geht genau wie bei normalen Wettkämpfen die Post ab und so glaube ich, dass eine Medaille im Paracycling durchaus einen gewissen Stellenwert hat“, freut sich Robert Förstemann, dass er diesen Weg jetzt gemeinsam mit Kai-Kristian Kruse geht.

Schon im Mai wird er sich die Platte in der Schulter wegen seines Schlüsselbeinbruchs entfernen lassen und danach mit Vollgas auf dem Tandem die kommenden Aufgaben angehen. Sein sehbehinderter Partner war ebenfalls angetan vom Auftritt in Apeldoorn und blickt mit Zuversicht in die Zukunft: „Wir sind im Rahmen dessen geblieben, was wir uns vorgenommen hatten und haben ein gutes Gefühl für die nächsten Weltmeisterschaften in Kanada, wo wir einen Medaillenrang ebenso anstreben wie dann auch in Tokio bei den Paralympics“, gab Kai-Kristian Kruse zu verstehen, dessen ehemaliger Partner Stefan Nimke mit seinem neuen Partner Tim Kleinwächter im Zeitfahren Platz 19 und in der 4000 Meter Einerverfolgung Platz 8 belegte. 

In der Frauenklasse C3 überzeugte einmal mehr die deutsche Topathletin Denise Schindler, die in der 3 km Einerverfolgung in der Qualifikation mit 4:07,152 Minuten nur von der überragenden Australierin Paige Greco geschlagen wurde, die mit 4:00,206 Minuten einen phantastischen neuen Weltrekord fuhr. Im Finale um Gold konnte sie dann der Australierin nicht das Wasser reichen, wurde eingeholt, aber konnte dennoch mit ihrer Leistung zufrieden sein. „Ich habe versucht, gegenzuhalten, habe alles riskiert, aber die Form vom letzten Jahr in Manchester konnte ich leider nicht bestätigen“, war die sympathische Denise Schindler schon ein wenig enttäuscht, den Titel abgegeben zu haben. Aber Silber und später noch Bronze im Scratch über 10 km waren Leistungen, mit denen sie sich sehen lassen konnte, zumal nicht nur durch die überragende Australierin Paige Greco sich das Niveau enorm verbessert hat. „Im Hinblick auf Olympia geht ganz schön die Post ab und da will ich auch mitmischen“, gab Denise Schindler klar zu verstehen, dass auch in Zukunft mit ihr zu rechnen sein wird. Hier in Apeldoorn belegte sie noch Platz 8 im 500 Meter Zeitfahren und einen ausgezeichneten 2. Platz im vierteiligen Omnium, das als Testwettbewerb ausgetragen wurde und die Disziplinen 200 Meter fliegend, 500 Meter Zeitfahren, Einerverfolgung und Scratch beinhaltete. Mit sagenhaften drei Weltrekorden war die Australierin Paige Greco die alles überragende Athletin, die wie „Phönix aus der Asche“ bei der Weltmeisterschaft ein Zeichen setzte und selbst so starke Athletinnen wie die Britin Megan Giglia und die US-Amerikanerin Jamie Whitmore hatten keine Chance und mussten ohne Medaillen den Weg nach Hause antreten. 

Für Denise Schindler geht es jetzt erst einmal nach Mallorca ins Trainingslager, danach wird sie auf der Straße die Weltcuprennen in Italien, Belgien und Kanada bestreiten, bevor die Paracycling Straßen-Weltmeisterschaften in Emmen/Niederlande auf sie warten, wo sie sich aufgrund des flachen Kurses einiges ausrechnet.

Bleiben noch die männlichen Athleten der Klasse C1, wo gleich drei Fahrer aus Deutschland am Start waren. In der Qualifikation der 3000 Meter Einerverfolgung erreichte der nach vier Jahren wieder auf die Bahn zurückgekehrte Berliner Pierre Senska mit neuem Deutschen Rekord von 3:55,266 Minuten einen ausgezeichneten 4. Platz, womit er das Finale um Bronze gegen den Kanadier Ross Wilson erreichte. Auch der 6. Platz von Michael Teuber und der 8. Platz von Erich Winkler konnten sich bei 15 Startern durchaus sehen lassen. Im Lauf um Platz drei hatte Pierre Senska in 3:55,864 Minuten ganz knapp gegen den Kanadier, der 3:55,268 Minuten benötigte, die Bronzemedaille verpasst. Im 1000 Meter Zeitfahren landete Pierre Senska auf Rang 6 in einem Wettbewerb, der von zwei Chinesen dominiert wurde. Für Erich Winkler und Michael Teuber blieben hier die Plätze 10 und 11 übrig, wobei Michael Teuber im Scratchrennen über 15 km als Vierter knapp das Podium verpasste und Pierre Senska hier nur Achter wurde. Beide waren auch im Testwettbewerb Omnium am Start und dort erreichte der Berliner Platz 5 unmittelbar vor Michael Teuber. 

„Ich bin mehr als zufrieden mit meiner Bilanz in Apeldoorn, nachdem ich erstmals wieder nach langer Pause auf der Bahn am Start war. Im Scratch hatte ich mir mehr ausgerechnet, war am Ende aber ziemlich platt. Es ist mittlerweile harter Wettkampfsport mit einem deutlich verbesserten Niveau, so dass um Medaillen extrem gekämpft wird“, sagte uns Pierre Senska, dessen Fokus auf die Bahnwettbewerbe bei den Paralympics im nächsten Jahr gerichtet ist. Der jetzt für Brandenburg startende Berliner fährt jetzt erst einmal ins Trainingslager nach Mallorca und wird dann die Weltcups auf der Straße in Italien und Belgien bestreiten. „Mein Hauptaugenmerk ist auf die Einerverfolgung bei den Paralympics gerichtet, wo ich mir durchaus eine Medaillenchance ausrechne. Über einen eventuellen Einsatz im Straßenrennen wird noch gegebenenfalls zu entscheiden sein. Jetzt fahre ich bis Oktober keine Bahnrennen mehr, denn nach den Weltcuprennen steht die Deutsche Meisterschaft Anfang Juli auf der Straße auf dem Programm, bevor ich dann versuchen will, auch dort meinen Weltmeistertitel zu verteidigen“, ließ uns Pierre Senska wissen, der im Jahre 2007 seinen ersten von insgesamt sechs Weltmeistertiteln auf der Strasse gewann, nachdem er bereits ein Jahr zuvor Weltmeister auf der Bahn im Teamsprint geworden war. 

Auch wenn in Apeldoorn einiges im organisatorischen Bereich verbesserungsfähig war, so konnten sich zumindest die Athleten insbesondere am Wochenende über ansprechende Zuschauerresonanz nicht beklagen. Sie dankten es mit hervorragenden sportlichen Leistungen, die bewiesen, dass Paracycling immer professioneller wird und die Sportler durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Ein Aushängeschild wie zum Beispiel Robert Förstemann kann dazu beitragen, der künftig mit seinem Partner Kai-Kristian Kruse aufgrund des naheliegenden Wohnsitzes intensiv mit dem gemeinsamen Trainer Emanuel Raasch konzentriert arbeiten kann, um die hochgesteckten Ziele zu erreichen.                                                   

Bericht: Bernd Mülle                       

Fotos: Dick Soepenberg

Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Bahnradsport

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