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Weltcup in Berlin: Zum Abschluss zweimal Silber durch Emma Hinze und Miriam Welte

 
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Am Schlusstag des dritten Weltcups dieser Saison gab es noch einmal fünf Entscheidungen und man durfte auf weitere Medaillen für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hoffen. Zunächst stand die Qualifikation der Sprinter auf dem Programm mit nicht weniger als 40 Fahrern und darunter auch zwei Deutsche mit dem Routinier Maximilian Levy sowie Stefan Bötticher, den wir beim Warmfahren kurz ansprachen. „Nach dem dritten Tag ist man jetzt schon  etwas geschlaucht, aber ich fühle mich insgesamt dennoch gut, so dass ich auf einen Platz unter die besten Acht hoffe. Aber bei der Besetzung u.a. mit dem Australier Matthew Glaetzer oder dem Niederländer Jeffrey Hoogland wird auch dieses Unterfangen nicht leicht“, äußerte sich Stefan Bötticher dennoch verhalten optimistisch. Ebenfalls auf der Rolle konnten wir dem Australier einige Worte entlocken, der einen mehr als sympathischen Eindruck hinterließ. „Der Sieg hier beim Weltcup ist zunächst das Ziel und bei der nächsten Bahn-Weltmeisterschaft in Polen will ich meinen Titel im Sprint verteidigen und fahre dort auch den Teamsprint. Je nach Programmablauf ist theoretisch auch ein Start im 1000 m Zeitfahren möglich“, gab er zu Protokoll. Ein Modellathlet wie er im Buche steht, dem man für die nächsten Jahre noch einiges zutrauen darf.

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Den genannten Favoriten aus Australien und den Niederlanden stahl jedoch zunächst einmal der schnelle Pole Mateusz Rudyk die Show, der in der 200 m Qualifikation mit 9,584 Sekunden Bestzeit fuhr und sich mit den auf Platz zwei bis vier folgenden Fahrern Jeffrey Hoogland, Matthew Glaetzer und dem überraschend starken Quentin Caleyron aus Frankreich direkt für das Achtelfinale qualifizierte. Die beiden Deutschen Maximilian Levy mit 9,777 Sekunden auf Platz 9 und Stefan Bötticher mit 9,904 Sekunden auf Platz 23 mussten ins 1/16 Finale, wo Stefan Bötticher, der nur knapp einen Sturz verhindern konnte  leider frühzeitig gegen den Briten Jason Kenny die Segel streichen musste, während Maximilian Levy im Duell gegen den Japaner Tomohiro Fukaya hauchdünn die Oberhand behielt.

Der durchaus hochgehandelte Stefan Bötticher bekam im Achtelfinale Gesellschaft von Jeffrey Hoogland, der sensationell dem Briten Joseph Truman vom Team Inspired unterlag sowie von Quentin Caleyron, der gegen den Tschechen Pavel Kelemen den Kürzeren zog. Ein schon etwas sensationeller Verlauf des Achtelfinales, in dem auch Favorit Matthew Glaetzer gegen Vasilijus Lendel aus Litauen nur knapp die Oberhand behielt und mit Jason Kenny ein weiterer Klassesprinter gegen den Franzosen Rayan Helal ausschied. Dafür schaffte im letzten Lauf Maximilian Levy gegen den Chinesen Chao Xu den Sprung ins Viertelfinale, wo er nach dem Ausscheiden einiger Spitzenfahrer durchaus einen Podiumsplatz anpeilen konnte.

Aber hier war dann für Maximilian Levy Endstation, als er in zwei Läufen dem starken Polen Mateusz Rudyk unterlag, der den Sprung ins Halbfinale gegen den Niederländer Matthijs Büchli vom Beat Cycling Club schaffte, während sich im zweiten Halbfinale Rayan Helal und Matthew Glaetzer gegenüberstanden. Hier hießen nach spannendem Verlauf die Sieger Matthijs Büchli und Matthew Glaetzer, der aber immerhin einen dritten Lauf benötigte, um den Franzosen Rayan Helal auszuschalten. Der Australier bewies aber dann im Finale um Gold seine ganze Klasse gegen Matthijs Büchli, den er in zwei Läufen mit sensationeller Endgeschwindigkeit besiegte. Bronze ging an den Franzosen Rayan Helal, der den starken Polen Mateusz Rudyk distanzierte und dabei ebenfalls nur zwei Läufe absolvieren musste.

Die Frauen starteten am letzten Tag mit dem Keirin und dabei hatten 26 Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich in vier Läufen für die nächste Runde zu qualifizieren. Laufsieger wurden Simona Krupeckaite aus Litauen, die Japanerin Yuka Kobayashi vom Team Dream Seeker, Stephanie Morton aus Australien und die einzige deutsche Teilnehmerin Emma Hinze, die  direkt mit den jeweils Zweitplatzierten die zweite Runde erreichten. Über die vier Hoffnungsläufe schafften noch Tianshi Zhong aus China, die Russin Anastasiia Voinova vom Team Gazprom-Rusvelo, Martha Bayona aus Kolumbien und Ekaterina Gnidenko aus Russland den Sprung in die zweite Runde. In den zwei Läufen dieser Runde der besten Zwölf konnten sich jeweils die ersten Drei mit den Laufsiegern Emma Hinze und Stephanie Morton für das große Finale qualifizieren, das einen spannenden Verlauf nahm und dem BDR eine weitere Silbermedaille einbrachte. Die junge Emma Hinze fuhr ein äußerst couragiertes Rennen und musste sich lediglich der Niederländerin Laurine van Riessen vom Beat Cycling Club geschlagen geben und distanzierte die Japanerin Yuka Kobayashi auf den dritten Platz.

Zwischenzeitlich wurde der erste Wettbewerb im Omnium der Männer gestartet und das Scratchrennen über 40 Runden nahm erst wie gewohnt in der Endphase Fahrt auf und dann ging die Post ab. Der Belgier Robbe Ghys war der erste, der die Initiative ergriff und einen Vorstoß initiierte, aber das Tempo im Feld war so hoch, dass der Belgier wieder eingeholt wurde und schließlich mit Jan Willem van Schip ein Niederländer vor dem Spanier Albert Torres die Nase vorn hatte. Der einzige deutsche Teilnehmer aus Berlin, Moritz Malcharek, der für das Track-Team Brandenburg an den Start ging, belegte Rang 13 und durfte damit vorerst zufrieden sein. „Ich will hier gut abschneiden, werde mein Bestes geben und dann sehen, was möglich ist. Die zwei Weltcups in dieser Saison in Frankreich und Kanada waren schon eine andere Nummer, mit Berlin, London und Hongkong werde ich voraussichtlich dann fünf Weltcups in den Beinen haben und danach folgt noch das Sechstagerennen in Kopenhagen an der Seite von Sebastian Schmiedel“, sprach der sympathische Berliner über sein volles Programm, das kaum Freiräume zuläßt. 

Im zweiten Wettbewerb, den Temporunden über 40 Runden, spielte der zu den Favoriten zählende Albert Torres seine Klasse aus und gewann vor dem Australier Sam Welsford, die beide acht Punkte auf ihrem Konto hatten. Auf Platz vier landete ein couragiert fahrender Moritz Malcharek hinter dem Iren Jb Murphy, die beide vier Punkte erspurteten. Nach zwei Wettbewerben lagen Albert Torres mit 78 Punkten und Sam Welsford mit 70 Punkten in Führung und auf einem guten 6. Platz lag Moritz Malcharek mit 50 Punkten, bevor das Ausscheidungsfahren schon eine eventuelle Vorentscheidung bringen konnte. Der Sieg ging an Sam Welsford, der Jan Willem van Schip und den Schweizer Claudio Imhof niederrang, während Moritz Malcharek auf Platz 11 erneut eine gute Vorstellung bot. Vor dem finalen Punkterennen lag Albert Torres weiterhin in Führung und musste als Topfavorit auf Gold angesehen werden. Nicht mehr dabei im letzten Wettbewerb einer der ursprünglichen Mitfavoriten, der Pole Szymon Sajnok, der laut eigenen Aussagen gesundheitlich angeschlagen war. Gleich zu Beginn wurde ein hohes Tempo vorgelegt, was bei einem Rennen über 100 Runden mit zehn Sprintwertungen nicht anders zu erwarten war. Ganz stark die Leistung von Moritz Malcharek, der mit fünf weiteren Fahrern einen Rundengewinn herausfuhr und damit in Medaillenreichweite lag. Aber die ausländische Übermacht war hier nicht zu schlagen, wobei sich am Ende sogar noch Sam Welsford mit 128 Punkten gegen Albert Torres mit 118 Punkten und Jan Willem van Schip mit 113 Punkten noch den Weltcup-Sieg sicherte. Für Moritz Malcharek, der im Punkterennen einen ausgezeichneten vierten Platz herausfuhr, gab es in der Gesamtwertung des Omniums einen mehr als guten 7. Platz mit 93 Punkten zu verzeichnen. 

Für nur 11 Frauen ging es im 500 m Zeitfahren zunächst darum, in das Finale der besten Acht zu kommen. Die schnellste Zeit erzielte die Russin Daria Shmeleva vom Team Gazprom-Rusvelo mit 33,243 Sekunden vor der Deutschen Miriam Welte, die mit 33,570 Sekunden noch die starke Ukrainerin Olena Starikova hinter sich ließ. Eine weitere Medaille für den BDR sollte im Finale möglich sein, zumal sich Miriam Welte offensichtlich in einer ausgezeichneten Form befindet. Hier gab es dann eine kleine Überraschung durch Olena Starikova, die ihre hier in Berlin gezeigte Superform einmal mehr demonstrierte und den Spieß nach dem dritten Platz in der Qualifikation umdrehte und mit 33,210 Sekunden Bestzeit erzielte und Gold gewann. Miriam Welte holte eine weitere Silbermedaille für den BDR mit 33,400 Sekunden, während Daria Shmeleva mit Platz drei vorliebnehmen musste. 

Ein weiterer Höhepunkt des Schlusstages bildete das Madison der Frauen mit 18 Teams, das über 80 Runden mit acht Sprints in jeder zehnten Runde ging. Leider musste das Rennen durch einen Sturz unterbrochen werden, wobei sich die Italienerin Letizia Paternoster schwer verletzte und das Rennen aufgeben musste. Mit dem Neustart für die  letzten 56 Runden wurde das Rennen fortgesetzt und die starken Britinnen Laura Kenny/Emily Nelson gaben in den Spurts den Ton an. Als die Däninnen Julie Leth/Trine Schmidt als einzige Mannschaft einen Rundengewinn vollzogen, stand das Rennen auf des Messers Schneide, doch die zwischenzeitliche Führung mussten sie im letzten Spurt wieder abgeben, als die Britinnen die doppelt zählende Wertung gewannen und damit noch die Mannschaft aus Dänemark vom ersten Platz verdrängten. Mit 37 Punkten siegten Laura Kenny/Emily Nelson vor den Däninnen mit 28 Punkten und dem Team aus Belgien Jolien d´Hoore/Lotte Kopecky, die 14 Punkte auf dem Konto hatten und die punktgleichen Russinnen Maria Novolodskaya/Gulnaz Badykova noch auf den undankbaren vierten Platz verwiesen. Eine solide Leistung bot das junge Team aus Deutschland Franziska Brauße/Lea Lin Teutenberg, das ohne Rundenverlust den 10. Platz belegte und auf die gezeigte Leistung aufbauen kann.

Insgesamt war dieser Weltcup aus sportlicher Sicht ein Erfolg, während das Zuschauerinteresse doch ein wenig zu wünschen übrig ließ. Die für die drei Tagen kalkulierten 7.000 Besucher wurden mit etwa 5.000 leider verfehlt, aber laut Organisationschef Burckhard Bremer hat sich die Austragung des Weltcups insgesamt dennoch gerechnet. Der BDR war laut Leistungssportdirektor Patrick Moster mit den Leistungen seiner Akteure insgesamt sehr zufrieden und blickt zuversichtlich den kommenden Events entgegen. „Wir sind trotz der nicht zu ersetzenden Kristina Vogel gut aufgestellt und brauchen uns nicht zu verstecken“, schloss Patrick Moster sein Fazit. 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill (frontalvision.com)

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