Als die Sportgemeinschaft Essen-Schönebeck 19/68 e. V. (SGS Essen) 2004 in die Bundesliga aufstieg, war die erste deutsche Frauenliga noch ein bunter Mix aus reinen Frauenfußballvereinen, regional verwurzelten Klubs aus kleinen Städten und nur wenigen Abteilungen der Profi-Männerklubs. Namen wie der FCR 2001 Duisburg, SC 07 Bad Neuenahr, FFC Heike Rheine oder TSV Crailsheim boten damals Bayern München, dem Hamburger SV oder dem VfL Wolfsburg die Stirn. Letztere stiegen damals nach der Saison 2004/2005 sogar ab.
Frauenfußball ganz oben und mit dabei die SGS
Heute undenkbar, denn der Stellenwert des deutschen Frauenfußballs ist ein ganz anderer der über Jahre eine starke Entwicklung genommen hat. Die großen Fußballklubs investieren in die Professionalität. 2014 wollte beispielsweise der VfL Bochum aus Kostengründen die Frauenabteilung noch auflösen. Erst durch massiven Protest der Fans wurde diese beibehalten. Heute spielt man in der 2. Bundesliga mit großen Ambitionen weiter nach oben zu rutschen. Diese Ambitionen haben inzwischen alle großen Männer-Fußballklubs in Deutschland, so dass die Frauenliga aber der kommenden Saison um zwei weitere Plätze – insgesamt 14 – aufgestockt wird, wobei nur ein Frauenteam nicht die Abteilung eines Profi-Männerklubs ist (nimmt man Jena in der Regionalliga Nordost als Profiklub dazu):
- FC Bayern München (M,P)
- VfL Wolfsburg
- Eintracht Frankfurt
- Bayer 04 Leverkusen
- SC Freiburg
- TSG 1899 Hoffenheim
- Werder Bremen
- RB Leipzig
- SGS Essen
- 1. FC Köln
- FC Carl Zeiss Jena
- 1. FC Nürnberg
- 1. FC Union Berlin
- Hamburger SV
Nach dem Abstieg vom 1. FFC Turbine Potsdam, bleibt mal wieder (nach der Saison 2023/2024) nur die SGS Essen das gallische Dorf in der Frauen Bundesliga. Fragt sich nur wie lange. Seit 21 Jahren ununterbrochen in der ersten Liga unterwegs und dabei sogar mehrmals im Pokalendspiel, setzt der Klub vor allem auf den Nachwuchs. Von der Ardelhütte im beschaulichen Essener Stadtteil Schönebeck (trainiert wird aber auf der Helmut Rahn Sportanlage in Essen Frohnhausen) stammen zahlreiche Fußballtalente und deutsche Nationalspielerinnen. Hervorragende und professionelle Jugendarbeit hat sich der Klub auf die Fahnen geschrieben und lebt das auch.
Vom Bolzplatz bis in die Bundesliga
Das ist das Motto und besser als bei der SGS geht es wohl kaum. Das honorieren auch die Fans: In der laufenden Saison kamen im Schnitt 2.000 Zuschauer in das Stadion an der Hafenstraße in Essen, das ist ein guter Mittelwert. Wie lange die SGS mit ihrer Philosophie in der Bundesliga bleiben kann ist an dieser Stelle auch nicht die Frage. Sicherlich wird es in den kommenden Jahren schwerer, vor allem wenn im Umfeld des Ruhrgebiets auch die großen Bundesligaklubs wie Borussia Dortmund (kommende Saison wahrscheinlich Regionalliga West / 3. Liga) und Schalke 04 (zweiter hinter dem BVB 09 in der Verbandsliga Westfalen / 4. Liga) in die erste Frauenliga drängen.
Da wird es schwerer Mädchen und Frauen aber auch ein gutes Trainerteam zu finden (u.a. wechselt der aktuelle Trainer der SGS Markus Högner zum BVB), aber trotzdem wird die SGS sich nicht von ihrer Idee und Philosophie der Jugendarbeit abbringen lassen. Der Weg wird nicht einfacher, aber von diesem sollte der Klub sich nicht abbringen lassen.
Fotos Bildagentur frontalvision.com / Marcel Rotzoll