Promień Żary vs. Arka Nowa Sól: Polizeigewalt und 400 złoty Strafe für Körner knabbern

Zary„Wir können nicht einfach still bleiben und vortäuschen, als ob nichts passiert wäre. Wenn ihr denkt, dass das nur ein Märchen ist, dann erkundigt euch bei den Geschädigten oder schaut euch einfach das Filmchen an!“ So beginnt der Augenzeugenbericht eines Fans von Miedź Legnica. Es geht um das Spiel zwischen Promień Żary und Arka Nowa Sól. Żary befindet sich neben Cottbus, nur auf der anderen Seite der Oder. Eine Gruppe aus Legnica unterstützte an diesem Tag die befreundeten Fans aus Żary. Aus dem Augenzeugenbericht, der in einem fehlerhaften Polnisch verfasst wurde, geht hervor, dass es bereits vor dem Spiel zu zahlreichen kleineren Vorfällen kam. Beispielsweise wurden zahlreiche Mandate verteilt. Außerdem erfolgte das übliche Abfilmen und Feststellen der Identitäten durch das Abschreiben der Dokumente. Das Spiel wurde als Risiko-Spiel deklariert und die Polizei hatte dadurch alle Befugnisse.

Einige Aktionen sind doch eher kritisch zu hinterfragen. Der Augenzeugenbericht weist bereits in der Einleitung auf einen kurzes Web-Video hin. Dort sieht der Betrachter, wie eine Gruppe Polizisten auf Fans losgeht. Dazu gibt es eine Vorgeschichte. Die Polizisten befassten sich mit einer Gruppe junger Fans. Die anderen warteten derweil auf die Freilassung ihrer Kameraden. Das missfiel jedoch der Polizei. Dann gibt das Video Auskunft über den weiteren Verlauf der Geschichte. Die Polizei bittet die Gruppe, sich aufzulösen und läuft drohend auf sie zu. Plötzlich wird das Tränengas gezückt und ganz deutlich hört man in dem Video, wie ein Polizist nach 32 Sekunden ruft, dass der Kollege einen der Fans mit „Gas niedermachen soll”.

Daraufhin werden die Fans gejagt und die Polizei setzt offensichtlich in größerer Menge das Tränengas ein. Nachdem sie durch die Straßen von Żary gejagt wurden, fanden sie sich in einem Stadtgebiet wieder, wo sich zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Zeugen aufhielten, sodass die Polizei in der Überzahl mit Knüppeln auf die Fans losgingen. Während der Aktion kamen weitere Polizeifahrzeuge und sie begannen eine „łapanka“. Das ist der polnische Begriff für eine Menschenjagd. Im weiteren Verlauf der Schilderung wird seitens der Legnica-Fans zugegeben, dass sie sich nur mit Steinen wehren konnten, bevor sie sich versuchten durch die Flucht vor den Beamten zu retten.

Als die Fans zu ihren Autos zurückkehrten, fanden sie sie mit zerschlagenen Scheiben vor. Im Augenzeugenbericht heißt es, dass die Polizei-Knüppel diese Schäden verursacht hätten. Bei der Abfahrt versuchten sie sogar noch einen Fan aus einem bereits anfahrenden Auto zu ziehen. Wenn das stimmen sollte, dann ist das ein Skandal, denn beim Verhör durften sich die Fans laut Aussage des Berichts noch ein „Ich bereite euch ein zweites Auschwitz!” anhören.

Nun gut. Wir können das leider nicht prüfen, aber durch die Eindrücke, die das Video vermittelt, ist das gut möglich. Erfahrungsgemäß ist das auch keine Überraschung. Unter dem Strich konnte aber das Rufen von „Mache ihn mit Gas nieder!” durch einen der Nachwuchs-Fans aus Legnica aufgezeichnet werden. Was schreibt die Presse dazu? Nichts! Fast nichts. Es gibt eine kleine regionale Seite, die über die Randerscheinungen des Spiels berichtet. Sie erwähnt ebenfalls die beschädigten Autos und außerdem zahlreiche ausgestellte Mandate vor dem Spiel. Es geht um Strafen in Höhe von 400 bis 500 złoty. Die Fans aßen Sonnenblumenkerne und sangen vulgäre Lieder. Zunehmend wird in Polen das traditionelle Essen von Sonnenblumenkernen verboten. Und die vulgären Gesänge? Diese galten dem Gastverein aus Nowa Sól. Doch nicht einmal die Gästefans reisten an.

Laut dem Artikel bereitete sich die Polizei, da ihr angeblich Informationen über eine Anreise von Gästefans vorlagen, schon vier Tage vor dem Spiel gründlich auf die Veranstaltung vor. Es wurde daher auch nach einer Null-Toleranz-Strategie agiert, um den normalen Besuchern einen gemütlichen Stadionnachmittag ermöglichen zu können. So erklärte es ein Beamter in einem Beitrag des Regionalsenders. Dort wurden auch die Beleidigungen und Steinwürfe in Richtung der Beamten erwähnt, nur fanden diese erst statt, nachdem die Polizei gegen die Gruppe Legnica-Fans vorging.

In den Kommentaren zu dem Beitrag befinden sich auch Aussagen, die anzweifeln, dass es sich um „normalne praktyki“ (ganz normale Vorgehensweise) der Polizei handeln. „Kibice napewno by sie czuli bezpieczniej, gdyby nie chodzili po stadionie zamaskowani panowie z pała i bronią.” Das gibt der ganzen Angelegenheit noch eine sarkastische Note.  Die Fans fühlen sich wahrscheinlich unsicherer, wenn keine maskierten Polizisten mit Waffen und Knüppel vor dem Stadion herumlaufen würden. Es gibt noch weitere Statements, die keine weitere Erklärung erfordern: „W tym co się stało to policja jest winna w 100%” – Demnach ist zu 100 % die Polizei der Verursacher.  „Ja dostałem gazem po oczach jak byłem w samochodzie za nic tylko przez to że uciekałem przez chorą policję, bo pałowali kogo popadnie i gazowali.” – „Auch als Unschuldiger bekam ich das Spray in die Augen, als ich im (!) Auto war. Ich flüchtete nur vor einer wild um sich schlagenden und sprühenden Polizei.”

Unbeteiligte wurden demnach auch in die Sache gezogen. Das heißt, dass man in Polen auch aufpassen muss, dass man von den Aufpassern nicht verletzt wird. Dann werden wohl Aufpasser für die Aufpasser benötigt. Diese Angelegenheit ist im Prinzip nur ein kleines Mosaikstück in diesem Bild einer scheinbar unkontrollierbaren und zerstörerischen Aggressivität. Wahrscheinlich wird es an jedem Wochenende Fälle wie diesen geben, nur berichtet kaum einer darüber. Oder man will nicht darüber berichten.

Fotos: Archivbilder

Video bei kibicepromienia.pl

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