Vor etwas mehr als einem Jahr lag in Leipzig-Probstheida noch so einiges im Argen. Stress, Chaos, Intrigen, sportlicher Misserfolg. Es folgte eine halbwegs versöhnliche Rückrunde und Neustart, der seinesgleichen sucht. Jochen Seitz wurde als neuer Trainer installiert. Eine Person, die mit Ostdeutschland bisher genauso viel zu tun hatte, wie Chemie Leipzig mit Derby-Siegen. Toni Wachsmuth übernahm als Sportdirektor.

Eben jene Person bat seine sportliche Dienste und sein fußballerisches „Know-How“ offenbar auch beim Stadtrivalen an, diesen konnten aber keinerlei Stelle für ihn freischaufeln und hätten die Personalie wohl auch finanziell nicht stemmen können. Olle Kamellen von gestern. Lok hat dankend angenommen.

Was danach passierte hätte aber auch der tollkühnste Optimist nicht erwartet. Die ersten Spieltage in Lauerstellung auf den FC Carl Zeiss Jena, der die vermeintlich beste Runde der Geschichte spielte. Dort sorgte eine schier endlose Verletzungsplage für einen rapiden Leistungsabfall. Die Lokomotive zog ohne Angst und Erbarmen an den Thüringern vorbei und weilt seitdem an der Tabellenspitze. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Der einzige Konkurrent? Der eigene Kopf. Die eigenen Beine. Ein Gegner der ernsthaft sportlich mithalten kann? Wurde bis dato noch nicht gefunden. Zwar kassierten die Leipziger nach achtundzwanzig Regionalliga-Spielen nun immerhin auch schon drei Niederlagen, aber weder der HFC noch irgendein anderer Verein konnte dies zu seinen Gunsten nutzen.

Nach einem weiteren Derby-Sieg gegen die BSG Chemie Leipzig baut der erste deutsche Meister von 1903 die Tabellenführung auf satte zehn Punkte aus und kann sich folglich nur noch selber schlagen. Denn ähnlich wie beim FC Carl Zeiss werden auch in Leipzig langsam die Beine schwer. Bereits beim zweiten Derby der Saison mussten wichtige Säulen der Mannschaft, wie Noel Eichinger oder Ryan Adigo verletzungsbedingt passen. Lukas Wilton, Laurin von Piechowski und Stefan Maderer wurden notdürftig geflickt und fitgespritzt. Hinzu kommen Gelbsperren. Beeindrucken lässt sich das gesamte Team davon allerdings nicht. Der Kader wurde im Winter nochmals verstärkt und ähnlich wie bei den Sommertransfers, schlagen auch die Wintertransfers blendend ein.

Selbst in den Leutzscher Foren liest man zwischen all dem Neid und der Missgunst ab und zu auch mal ein nettes Wort – Manch einer redet von einer „Machtdemonstration“, andere vermuten dass Lok gar nur mit 50 Prozent der Leistungsfähigkeit antreten musste. Und tatsächlich profitierte man im Pokalduell von einem riesigen Abwehrklops und einer extrem frühen Führung. Auch am gestrigen Sonntag hatte der Gastgeber aus Leutzsch teilweise Feldvorteile. Angst und Bange kam bei der Harmlosigkeit im Leutzscher Angriffsspiel aber selten auf. Somit ist die sportliche Derby-Saison auch vorbei. Drei Siege für Blau-Gelb. Kein einziges selbst erzieltes Tor der BSG Chemie Leipzig und zwei deftige Klatschen im selbsternannten „Königreich“.

Und auf den Rängen? Ein gewohnt stimmiges Bild. Der Norddamm in Leutzsch stimmgewaltig und optisch stabil, aber auch der Gästeblock wusste stets zu gefallen. Hass und Gewalt spielte im Stadionumfeld schlichtweg gar keine Rolle. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, hatte aber auch schon schlimmere Tage. Bis auf zwei Leuchtspuren der Chemiker, ein bisschen Mülltonnen-Weitwurf unweit der Tribüne und zahlreiche angefackelte Dixie-Klos im Gästeblock haben sich beide Fankurven nichts negatives vorzuwerfen. Es ist und bleibt Werbung für den Leipziger Fußball.

Bericht & Fotos: Max Wieler
Das war leider unvermeidlich! Abhaken und auf das hier und jetzt konzentrieren!
Hoch mit Lok in Liga drei!
Mit der Rechtschreibung, hat es Autor nicht so.?