Es ist wieder angerichtet! Sport frei! Am kommenden Samstag empfängt der F.C. Hansa Rostock die SG Dynamo Dresden – und in beiden Fanlagern ist wieder das gewisse Knistern zu spüren. Das Hinspiel endete am 21. September 2024 1:1, und das letzte Aufeinandertreffen im Ostseestadion, das die SGD mit 3:1 für sich entscheiden konnte, fand am 21. August 2021 statt. 14.500 Zuschauer durften trotz Corona-Maßnahmen dabei sein, aber klar, eine volle dynamische Kapelle gab es im Gästeblock nicht. Immerhin war die zugelassene Auslastungsquote in Rostock noch deutlich höher als beispielsweise in Hamburg, wo zeitgleich bei HSV vs. Darmstadt 98 nur 17.950 Zuschauer reindurften. Diesbezüglich war Hansa Rostock aber eh Vorreiter. Im März 2021 war der F.C. Hansa der erste deutsche Verein, der wieder Zuschauer reinließ. Gegen den Halleschen FC durften damals trotz Pandemie wieder 777 Zuschauer ins Ostdeutschland. Hansa bekam damals viel Zustimmung, aber auch viel Kritik.
Drei Kreuze, dass diese Zeiten hinter uns liegen und am kommenden Samstag ein volles Ostseestadion uns erfreuen wird. Man bedenke, dass die Duelle Hansa Rostock vs. Dynamo Dresden (1:3) am 21. November 2020 und Dynamo Dresden vs. Hansa Rostock (0:0) am 04. April 2021 unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden! Kurzum: Das letzte Mal, dass beide Fanlager bei einem Duell im Ostseestadion voll auffahren konnten, war am Samstag, den 03. Oktober 2015. Das ist neuneinhalb Jahre her! Ist das nicht verrückt?! Davon ganz abgesehen, war jenes Duell – aufgrund der damaligen nicht allzu erbaulichen sportlichen Situation des F.C. Hansa Rostock – mit 17.600 Zuschauern nicht ausverkauft.
Aufmarsch am Teepott
Auch jene Partie am 29. November 2014, als die Ultras Dynamo morgens mit Polizeibegleitung Aufstellung in Warnemünde vor Teepott und Leuchtturm Aufstellung nahmen, war mit 20.500 Zuschauern zwar gut besucht, aber halt nicht ausverkauft. Wir erinnern uns: Vor zehn, elf Jahren steckte Hansa finanziell und sportlich in einer tiefen Krise und stieg am Ende der Drittliga-Saison 2014/15 in Dresden (!) fast in die Regionalliga Nordost ab! Allein Dank der Erfurter Schützenhilfe gegen Unterhaching war es zu verdanken, dass Hansa nicht in der Viertklassigkeit verschwand. Dem FCH hätte das gleiche Schicksal ereilen können wie dem FC Carl Zeiss Jena, der einfach nicht mehr aus der Sackgasse Regionalliga Nordost herauskommt.
Genug aber mit hätte, hätte und irgendwas mit Kette. Doch halt! Nix auf die Kette bekam zuletzt die Mannschaft des F.C. Hansa Rostock auswärts beim SV Waldhof Mannheim. Mit 0:5 wurde das Ding versemmelt, und auf fussball.de war zeitweise sogar was von einem 0:10 zu lesen. Einen Screenshot davon hatte ich meiner Freundin geschickt. „Ooooooh, mein Gott!“, lautete ihre Antwort. Und ich konnte dann sagen: „Doch nicht ganz so schlimm! ‚Nur‘ 0:5 verloren…“ Aber gut. Solche Spiele gibt es nun mal. Tage, an denen gar nix läuft. In der Woche zuvor hatte Dynamo Dresden in Großaspach beim Abstiegskandidaten VfB Stuttgart II auch einen miesen Tag und verlor mit 1:2, dann aber platzte daheim gegen den TSV 1860 München der Knoten und es wurde mal eben mit 5:1 gewonnen. Mal schauen, ob bei Hansa am Samstag auch wieder der Knoten platzen wird. Das Potential ist schließlich da! Haugen macht zwei Dinger und Lebeau legt einen Treffer drauf!
Den letzten Heimsieg des F.C. Hansa gegen die Sportgemeinschaft Dynamo gab es vor 14 Jahren am 09. April 2011 zu bestaunen. Vor 24.200 Zuschauern erzielte Robert Müller in der 14. Minute den Treffer des Tages zum 1:0-Sieg. Damals noch mit dabei waren Tobias Jänicke, Radovan Vujanovic, Marcel von Walsleben-Schied und Kevin Pannewitz, der in der 72. Minute eingewechselt wurde. Jenes 1:0 war der einzige Rostocker Heimsieg gegen die SGD seit 1991. Am 19. Oktober 1991 – der F.C. Hansa Rostock und der 1. FC Dynamo Dresden (damals keine „SG“ und mit grünem Vereinswappen) spielten gemeinsam in der ersten gesamtdeutschen Bundesliga-Saison – konnte Hansa vor 9.000 Zuschauern gegen Dynamo mit 3:0 gewinnen. Jens Wahl, Michael Spies und Florian Weichert – die Namen schreiben sich noch immer fluffig wie vor drei Jahrzehnten – schossen die Tore.
Getrennte Wege
Von 1992 bis 2005 trennten sich die Wege von Hansa und Dynamo. Während Hansa Rostock im Frühjahr 1995 mit Trainer Frank Pagelsdorf die Wiederkehr in die 1. Bundesliga feiern durfte, ging Dynamo Dresden aufgrund des Lizenzentzuges direkt runter von Liga eins in die 1994 wieder geschaffene Regionalliga Nordost. Hansa spielte von 1995 bis 2005 zehn Jahre nonstop erstklassig, Dynamo Dresden musste zeitweise sogar in der NOFV-Oberliga Süd über die Dörfer tingeln. Wobei manche ältere Dynamo-Fans meinen, dass dies mit die verrückteste und coole Zeit war. Das Wiedersehen von Hansa und Dynamo gab es in der Zweitliga-Saison 2005/06. Das im Winter ausgetragene Duell im alten Rudolf-Harbig-Stadion wurde legendär. Die Randale von Stendal lag erst drei Wochen zurück, als am Mittwoch, den 22. Februar 2006, unter Flutlicht zum Tänzchen geladen wurde. Auf das berühmte „Wann? Wo? Wieviele?“ hatten die Dresden-Fans eine Antwort parat: „20 Uhr. Lennéplatz. 1.500!“ Auf dem Rasen konnte Dynamo Dank des Treffers von Maik Wagefeld in der 68. Minute mit 1:0 gewinnen.
Während in 2. Bundesliga und 3. Liga die Bilanz klar für Dynamo Dresden spricht, ging es in der DDR-Oberliga ausgeglichener zu. Obwohl phasenweise Dresden ein Spitzenteam war und Hansa Rostock eher als typische Fahrstuhlmannschaft galt, stehen den 13 Rostocker Siegen 18 Siege der SGD gegenüber. 15-mal wurde sich unentschieden getrennt. Vor allem die Rostocker Heimbilanz kann sich sehen lassen. In 23 Heimspielen musste sich Hansa nur dreimal geschlagen geben. Zehnmal wurde gewonnen, zehnmal trennte man sich mit einem Remis. Als SC Empor Rostock wurden von 1962 bis 1965 sämtliche drei Heimspiele gegen Dynamo Dresden zu Null gewonnen (2:0, 1:0, 4:0). Erstaunlich? Nein! Während Dynamo Dresden in den 1960er Jahren noch keine große Nummer war, wurde Empor Rostock 1955, 1962, 1963 und 1964 DDR-Vizemeister. 1968 folgte ein weiterer Vizemeister-Titel als F.C. Hansa Rostock. Der große Coup gelang Hansa bekanntlich in der letzten Oberliga-Saison 1990/91, als unter Trainer Uwe Reinders vor Dynamo Dresden der Meistertitel und im Pokal gegen Stahl Eisenhüttenstadt der Pokal geholt wurde.
Rostock gegen Dresden. Das ist immer eine ganz besonders feine Nummer. Über die freundschaftlichen Beziehungen in den 80ern, als Dynamo-Fans teils sogar die Rostocker oben an der Küste mit zwei, drei Kisten Bier abgeholt hatten, schrieben wir bereits einige Artikel und schnitten ein ausführliches Video. Was soll man sagen? Beide Vereine gehören definitiv in die 2. Bundesliga! Mindestens … Na dann man tau! Auf ein packendes Duell im Ostseestadion!
> Ein turus-Video zur einstigen Fanfreundschaft auf YouTube
Ankündigung – Lesung bei Schollenberger:
Hansa-Rum für alle! Nach dem Spiel ist vor der Lesung! Am morgigen Samstag, den 22. Februar 2025, stellt Marco Bertram sein neues Buch „Kaperfahrten II – 65 Grad Kurs Ost-Nordost“ im Hafenkontor 57 der Weinhandlung Schollenberger am Rostocker Stadthafen (Warnowufer 57) vor. Los geht’s um 19 Uhr – und Marco gibt allen Gästen ein Gläschen Rum aus! Ahu!
Infos und Tickets auf: www.weinhandlung-schollenberger.de
Wer ein (persönlich signiertes) Exemplar von „Kaperfahrten II – 65 Grad Kurs Ost-Nordost“ haben möchte, der schreibe bitte eine Mail an: marco.bertram@gmx.de
Infos zum Buch: www.marco-bertram.de
Fotos: Michael, Heiko Neubert, Marco Bertram, Heiko Neubert
Spiel und Lesung. Gutes Programm! Auf 3 Punkte heute!
Wäre schön, wenn Hansa und die SGD Jungs Freundschaft hätten.