Hansa Rostock beim 1. FC Saarbrücken: Überzogener Polizeieinsatz und verschenkte Punkte

saarbrückenAuswärtsfahrt ins ferne Saarland – und das unter Woche. Von Rostock aus sind es schlappe 850 Kilometer. Die einfache Strecke. Für die Hansa-Fans aus dem Thüringer Raum waren es indes „nur“ 510 Straßenkilometer, wenn man Gera als Ausgangspunkt der fröhlichen Sause nimmt. In Saarbrücken angekommen beschränkte sich das „Noch ein bisschen die Stadt anschauen“ mal schnell auf eine kurze Tour durch die Innenstadt mit erfolgloser Parkplatzsuche, Lärmbelästigung und letztendlich den direktem Weg zur Spielstätte. Im Stadion selbst gab es dann eine kleine Überraschung. Während bei den letzten Rostocker Gastspielen im Saarbrücker Ludwigspark der überdachte Oberrang frei zugänglich war, war der Weg dorthin diesmal durch einen Zaun versperrt. 

Da es dort nie Probleme gab und auch kein Versuch stattfand, in den Heimbereich einzudringen, war diese Maßnahme für viele Rostocker Fußballfreunde nicht wirklich nachvollziehbar. Die ersten versuchten schließlich, den Oberrang kletternd zu erreichen. Daraufhin kam die Stunde der Ordner. Ohne Rücksicht auf Verluste wurden Hansa-Fans gestoßen und auf die Arme geschlagen, die sich teilweise nur noch durch Glück halten konnten. Einer hatte dieses Glück nicht und stürzte die gut drei Meter in die Tiefe. Es dauerte auch nicht lange, bis die Polizei ebenfalls darauf aufmerksam wurde und die Ordner unterstützte, indem großzügig Pfefferspray (wieder einmal aus kürzester Distanz) versprüht und ebenfalls Tritte und Schläge gegen die Kletternden verteilt wurden.

saarbrückenKurios hierbei: Am Zaun zur Treppe, die normalerweise in den Block führt, wurde ebenfalls Pfefferspray verteilt. Da dort ausschließlich Leute standen, die sich aus der ganzen Situation raushalten wollten und noch ihre Bratwurst oder Getränk zu sich nahmen, entzieht sich diese Maßnahme jeglicher Logik. Nachdem dann von Seiten der Staatsmacht genug gesprüht, getreten und geschlagen war, sollte es das auch gewesen sein. Plötzlich durfte jeder in den Block klettern und etwa eine halbe Stunde später wurde sogar der Zaun vor der Treppe abgebaut, sodass man auch über diese wieder ganz gemütlich in den Oberrang gelangen konnte. Es gilt hierbei festzuhalten: Passiert ist daraufhin übrigens nichts! Der Heimbereich wurde nicht wahrgenommen und auch die Polizisten und Ordner, die sich noch um den Block positionierten, wurden nur noch hier und da mit ein paar Gesängen bedacht und sonst nicht weiter beachtet.

Es blieb also wieder einmal alles friedlich, was jedem „Sicherheitsverantwortlichen“ doch mal ein bisschen zu Denken geben sollte. Erstaunlich war auch die Tatsache, dass sich die unterschiedlichen Einheiten in bestimmten Dingen absolut nicht einig waren. So wurde zum Beispiel ein eigentlich bereits festgenommener Hansa-Fan plötzlich wieder freigelassen, was im Nachhinein zu lauten Wortgefechten zwischen den beteiligten Beamten führte. Wie bereits gesagt, gegen Ende der ersten Halbzeit konnten also sämtliche Hansafans das Spiel vom Oberrang aus verfolgen. Zu diesem Zeitpunkt stand es allerding schon 1:0 für den 1. FC Saarbrücken und noch am Ende der ersten Halbzeit folgte sogar das 2:0 für die Hausherren.

Das Spiel des FC Hansa war mal wieder nicht wirklich schön anzusehen. Um ehrlich zu sein, muss man sich ernsthaft fragen, ob man von dieser Mannschaft in dieser Saison nochmal ein selbst erzieltes Tor sehen wird. Das Endergebnis lautete schließlich 2:0 für Saarbrücken. Man hatte es also mal wieder geschafft, einen klaren Abstiegskandidaten stark zu machen. Schon während der ersten Halbzeit ebbte der Support verständlicherweise ein bisschen ab, was eigentlich schade war, denn bis zum 1:0 war für einen Dienstagabend doch eine recht gute Stimmung. Nach dem Tor und spätestens in der zweiten Halbzeit lautete die Devise wie so oft in letzter Zeit: „Dann feiern wir uns eben selbst“, was sich auch in der Auswahl der Lieder widerspiegelte. Sicher kann man über diese Art und Weise des Supports streiten, aber wer will es den Leuten verdenken? Da fahren einige die besagten 850 Kilometer für eine Strecke an einem Dienstag zum Auswärtsspiel und bekommen daraufhin so eine Leistung geboten.

Einige Spieler waren nach Abpfiff noch am Zaun und es kam zu einigen, wohl sehr deutlichen und lautstarken Gesprächen. Dass an deren Ende aber der Großteil der noch Anwesenden applaudierte, könnte durchaus ein positives Zeichen gewesen sein. Gegen 21:00 Uhr zog es auch unsere Reisegruppe wieder in Richtung Auto. Auf dem Weg dorthin sah man immer wieder Beamte der Hundertschaft und auch zivile Polizisten mit Taschenlampen in Richtung des Berges leuchten. Irgendwann bemerkten auch wir den Grund dafür und einer der Polizisten, der uns als Rostocker erkannte, klärte uns auf, dass „die 200 Problemfans von Saarbrücken noch Bock“ hätten und „nur darauf warten, dass irgendwelche Rostocker einen falschen Schritt machen“. Da wir die Stadt eh auf schnellstem Wege verlassen wollten, machte uns diese Tatsache herzlich wenig aus.

workless classIm Großen und Ganzen bleibt festzuhalten, dass auch diese Auswärtstour – abgesehen vom unnötigen Ordner- und Polizeieinsatz und der sportlichen Leistung auf dem grünen Rasen – wieder einmal eine feine Sache war. In diesem Sinne: Gewalttäter Hort – Schule schwänzen für Hansa. Aber Scherz beiseite, am kommenden Samstag müssen gegen die Stuttgarter Kickers drei Punkte her, um vielleicht doch noch am Ende der laufenden Saison Rang vier zu erreichen. Dieser sichert immerhin die direkte Qualifikation zum DFB-Pokal 2014/15. Zwar dürfte im Landespokal die Sache im Halbfinale gegen den 1. FC Neubrandenburg und dann im Finale gegen den Sievershäger SV (im HF gegen Anker Wismar mit 1:0 gewonnen) nicht allzu schwer werden, doch gegen Underdogs tat sich der FC Hansa in der Vergangenheit schon immer mal gern schwer…

> zur turus-Fotostrecke: FC Hansa Rostock

 

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