Fußball-Gegensätze: Hertha vs. FCM und Falkenseer Derby

Fußball-Gegensätze: Hertha vs. FCM und Falkenseer Derby

Das zurückliegende Wochenende bot einen hübschen Kontrast an. Am Freitagabend ein Zweitligaduell mit prall gefüllten Fankurven und insgesamt über 62.000 Zuschauern und zum anderen ein Brandenburger Landesligaduell auf weitläufigem Geläuf vor rund 600 Fußballfreunden. Beide Spiele hatte ich im Vorfeld gar nicht auf dem Notizzettel – zweimal spielte Meister Zufall mit – und ich sagte nicht Nein.

hansa frankfurt 1995

„Moin! Ich habe für Freitag zwei VIP-Karten für Hertha gegen Magdeburg. Hast du Lust mitzukommen?“, fragte mich mein guter Fußball-Kumpel Roy. Bähm! Innerhalb von einer Minute hatte ich zugesagt – und ich war somit mit von der Partie. Die futbology-App gibt Auskunft darüber, dass ich bislang rund 100-mal das Berliner Olympiastadion im Rahmen eines Fußballspiels besucht hatte. Mein erstes dort gesehenes Fußballspiel war das Schülerländerspiel Deutschland vs. England 0:4 am 10. Mai 1990, und am 11. September 1990 folgte ein Freundschaftsspiel von Hertha BSC gegen eine Weltauswahl, das vor 12.000 Zschauern 0:0 ausging.

Pokalfinale 1993

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Knapp 30 Jahre ist es bereits her, als ich im Berliner Olympiastadion eines meiner besten Spiele überhaupt gesehen hatte. Vor über 58.000 Zuschauern trennten sich am 28. Oktober 1995 der F.C. Hansa Rostock und Eintracht Frankfurt 1:1. Gänsehaut deluxe und Freudentränen, als Carsten Klee in der 75. Minute den Rostocker Ausgleichstreffer erzielte. Auch nicht von schlechten Eltern war der 2:0-Sieg von Hertha BSC gegen den 1. FC Kaiserslautern am 07. April 1997. Im Vorfeld rechnete man mit rund 30.000 Zuschauern bei diesem Zweitliga-Spitzenspiel, und dann waren es plötzlich 75.000! Irre! Spielte doch Hertha in den Jahren zuvor gegen Chemnitz, Fortuna Köln und Mainz 05 vor teils desolaten 4.500 Zuschauern.

dresden

Nun denn, es kamen im Berliner Olympiastadion einige legendäre Partien zusammen. Das DFB-Pokalendspiel der Hertha Bubis gegen den TSV Bayer 04 Leverkusen, der denkwürdige Auftritt des Aberdeen FC am 01. Oktober 2002 und die Fan-Invasionen von Dynamo Dresden am 30. Oktober 2019 und von Hansa Rostock am 12. April 2024.

hertha hansa 2024

Der Auftritt der Fans des 1. FC Magdeburg sollte sich am vergangenen Freitagabend nach Möglichkeit mit einreihen. Gespannt sein durfte man auch, ob der FCM in Berlin punkten und somit mit oben dran bleiben würde. Magdeburg in der 1. Bundesliga? Das wäre eine krasse Kiste und durchaus wünschenswert.

VIP

Wie sagte Sportsfreund Karsten? „Früher waren VIP-Plätze verpönt, nun nimmt man mal gern ein Angebot an …“ Wohl wahr. Mit Anfang 50 darf schon mal geschlemmt werden, und in der Tat muss ich – und das ganz neutral betrachtet – ein großes Lob aussprechen! Die belegte VIP-Zone hatte wirklich was, man wurde in einer Tour bedient und die Speisen waren überaus schmackhaft. Das Beste jedoch: Auf einer Art Balkon konnte man an einem Geländer stehend das Spiel verfolgen. Das Bierchen wurde drinnen zuvor in einen Plastikbecher umgegossen. Also ja, diese Kombination ließ ich mir gern gefallen!

hertha bsc vs. 1. fc magdeburg

Der 1. FC Magdeburg brachte über 15.000 Fans mit, welche die Blöcke rechts und links des Marathontors belegten. Überraschenderweise gab es keinerlei Motto, sodass der Gästebereich optisch nahtlos in den Heimbereich überging. Da es auch keine Choreo oder andere optische Aktionen gab, fiel die gut gefüllte Gästekurve im weiten Rund auf den ersten Blick gar nicht auf. Und was die Lautstärke betraf, so mussten sich die FCM-Fans an diesem Nachmittag wahrlich gut ins Zeug legen, um von unserem Standort aus gehört zu werden.

hertha bsc vs. 1. fc magdeburg

Die heimische Ostkurve war gut aufgelegt und konnte akustisch voll und ganz überzeugen. Wie meinte Hertha-Kumpel Arnaud? „Spiel war recht ordentlich, Stimmung dürfte Saison-Bestwert gewesen sein, hat Spaß gemacht!“ In der 44. Minute brachte Lubambo Musonda die Magdeburger mit 1:0 in Führung, in der 45.+2. Minute konnte Linus Jasper Gechter für die Berliner ausgleichen.

Weitere Treffer wollten im zweiten Spielabschnitt nicht fallen, so richtig zwingend wirkte das Magdeburger Spiel nicht, allerdings konnte Hertha bekanntlich in der jüngeren Vergangenheit im Vergleich zu den Vormonaten eine gehörige Schippe drauflegen und unter anderen den 1. FC Köln schlagen. Die Wende kam ganz klar mit den enorm wichtigen 5:1-Erfolg bei Eintracht Braunschweig am 16. März.

hertha bsc vs. 1. fc magdeburg

Und der 1. FC Magdeburg? Zuletzt gab es in den vergangenen zehn Partien drei Siege, vier Unentschieden und drei Niederlagen. Klingt nach Durchschnitt, doch kann in der 2. Bundesliga bekanntlich jeder jeden schlagen. Mit gerade einmal 54 Punkten aus 31 Spielen ist der 1. FC Köln auf Rang eins zu finden. Der FCM steht mit 50 Punkten auf dem dritten Platz, und der Vorsprung auf Rang neun – belegt von Hannover 96 – beträgt gerade einmal vier Punkte. Was für eine verrückte Liga!

Falkenseer Derby

Ortswechsel. Etwas verkatert wurde am Samstagmorgen auf die App geschaut. Ein interessantes Spiel im Umkreis von 50 Kilometern, das Spaß versprach und gut erreichbar war? Bingo! Es lockte das Gartenstadt-Derby in Falkensee! Da es in der vergangenen Saison beim Derby SV Blau-Gelb Falkensee vs. SV Falkensee-Finkenkrug zu ein paar Zwischenfällen kam, wurde dieses Mal das Spiel in den Sportpark Rosenstraße verlegt. Auf der hübschen weitläufigen Sportanlage, das zu beiden Seiten von Bäumen eingerahmt wird, ist eine Fantrennung besser umzusetzen. Zudem stehen die Fanlager schlichtweg weiter auseinander und können über separate Eingänge die Anlage betreten.

Falkenseer Derby

Kommen ansonsten zu den Heimspielen von Blau-Gelb Falkensee meist nicht einmal 50 Zuschauer, so waren es beim Derby über 600 Fußballfreunde (512 zahlende), die bei herrlichem Frühlingswetter um 13 Uhr dabei sein wollten. Beide Seiten befestigten Fähnchen am Geländer und brachte Banner an, auf Gästeseite ließen sich die „Falkenseer Jungs“ nicht lumpen und präsentierten eine Art Choreo, die hübsch anzusehen war.

Falkenseer Derby

Die hügeligen Ränge auf der Gästeseite sorgten für eine 1a Picknick-Atmosphäre, doch drohte Dank der unterhaltsamen Partie niemand einzuschlafen. Bereits nach zwei Minuten brachte Jan Kibbieß die Blau-Gelben mit 1:0 in Front, nur drei Minuten später konnte Julian Ullmann für „FF“ ausgleichen. Beide Mannschaften hatten richtig Bock und es ging teils recht forsch zur Sache.

Falkenseer Derby

Wenngleich Blau-Gelb Falkensee alles in die Waagschale warf, so war Falkensee-Finkenkrug, das zuletzt einen guten Lauf hatte, sichtbar stärker. Nicht unverdient brachte Cedric Burchardi in der 22. Minute die Gäste mit 2:1 in Führung, und im zweiten Spielabschnitt konnten Niklas Geisler und Linus Eick nachlegen. In der 73. Minute brachte Benjamin Baur
die Gastgeber noch einmal auf 2:4 heran, doch machte wenig später Robin Schultze mit einem Doppelschlag den Sack zu. 6:2 für Falkensee-Finkenkrug und nach dem Spiel ertönte lautstark ein gemeinsames „Derbysieger! Derbysieger!“

Falkenseer Derby

Was mehr Freude bereitet hatte? 2. Bundesliga oder Landesliga? Das kann man wahrlich nicht vergleichen! Ich möchte beides nicht missen. Nicht die vollen Stadien beim Profifußball mit den intensiven Fankurven und auch nicht das angenehme Ambiente beim Amateurfußball. Eine Sause ins Brandenburger Umland ist definitiv immer eine feine Angelegenheit. Ganz egal, ob nach Falkensee-Finkenkrug, Waldsieversdorf, Klosterfelde oder Zepernick. Und was die Landesliga Nord betrifft, so ist auf Rang eins die BSG Stahl Brandenburg zu finden, die am vergangenen Samstag daheim im Stadion am Quenz vor 302 Zuschauern den SC Victoria 1914 Templin mit 5:0 schlagen konnte. Bereits im Kalender fett markiert habe ich mir das Spitzenspiel SC Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03 vs. BSG Stahl Brandenburg, das am 07. Juni steigen wird! Sport frei!

stahl brandenburg

Fotos: Marco Bertram

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