Duisburg vs. Hansa Rostock: Große Kapelle am Tag der Einheit

Tag der deutschen Einheit am 03. Oktober 2025 – da passte ein Spiel West gegen Ost doch ganz gut ins Programm. Wobei sich die Hanseaten ja zurecht eher als Norddeutsche sehen. Nichtsdestotrotz waren einige Fahnen mit dem Wappen des untergegangen Arbeiter- und Bauernstaats im Gästeblock zu erblicken. Teilweise gab es sogar Fahnen mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz auf der einen Seite und Bundesadler auf der anderen Seite zu sehen.

4.000 Anhänger der Kogge nutzten den Feiertag, um ihren F.C. Hansa Rostock beim Spitzenreiter von der Wedau die Daumen zu drücken. Und was wurde da vorher alles befürchtet? Mächtig Angst um die Sanitäranlagen, bürgerkriegsähnliche Zustände, brachiale Pyro-Exzesse. 

Die Foren und Facebook-Gruppen des MSV-Anhangs malten düstere Bilder bezüglich des Besuchs von der Ostsee an die imaginäre Wand. Und natürlich wurde auch wieder die gute alte Ossi-Keule geschwungen. Alles Nazis, alles Randalierer! Zieht die Mauer wieder hoch und schickt zum Abschied noch eine Kiste Südfrüchte über den Zaun!

Bestätigt hatte sich keine der Befürchtungen. Vor dem Spiel blieb alles verdächtig ruhig. Die Polizei hatte augenscheinlich alles im Griff. Außer das ausgesprochene Gasflaschen-Verbot rund ums Wedaustadion. Entweder wurde dieser Punkt nicht kontrolliert oder von den fliegenden Händlern schlichtweg fleißig ignoriert. Diese machten mit Sicherheit ein prima Geschäft, immerhin war bereits Tage vor dem Spiel klar, dass ein neuer Zuschauer-Saisonrekord beim Duell MSV Duisburg vs. Hansa Rostock winken würde.

Über 27.000 waren es dann auch, und diese sahen es zum Anpfiff im Heimblock ordentlich rauchen, wohingegen sich die „bösen“ Hansa-Fans ganz auf Fahnen und akustischen Support beschränkten. Und der kam wirklich gut rüber. Eine hohe Mitmachquote konnte verzeichnet werden. Teils brachial, teils melodisch. Ein starker Auftritt. Die Duisburger standen dem in nix nach. Auch die Zebras legten stimmungstechnisch eine gute Sohle aufs Parkett. Der Rahmen passte also. 

Und sportlich? Zweimal konnte Hansa Rostock die Duisburger Führung ausgleichen. Zweimal ging auf der Gästeseite die Post ab. Insgesamt geht das Unentschieden aus meiner Sicht in Ordnung. Der genaue Verlauf: In der 32. Minute kam Patrick Sussek über die linke Seite und lupfte den Ball aus spitzem Winkel über Hansa-Torwart Uphoff hinweg ins Gehäuse. 1:0 für Duisburg! 

Kurz vor dem Pausenpfiff bekam auf der anderen Seite Cedric Harenbrock, der von 2017 bis 2024 bei Rot-Weiss Essen gespielt hatte, den Ball in der gegnerischen Hälfte zugespielt. Die Annahme wirkte holprig, das Spielgerät sprang weit nach vorn. Im Gästeblock und vor den heimischen Fernsehern wollten die Hansa-Fans bereits abwinken, doch wie aus dem Nichts zog Harenbrock mit links ab und drosch den Ball aus beachtlicher Distanz maßgenau zwischen Pfosten und MSV-Schlussmann Braune in die Maschen! Oha! 

Im zweiten Spielabschnitt war es Tobias Fleckstein, der in der 71. Minute den MSV nach toller Flanke mit dem Kopf mit 2:1 in Front bringen konnte. Hansa wurde wieder bissig und gab die passende Antwort! Nur fünf Minuten nach dem Rückstand kam Cedric Harenbrock im Strafraum nach einem langen Einwurf an den Ball und brachte ihn aus der Drehung heraus im Duisburger Gehäuse unter. 2:2! Bähm! Wieder lautstarker Jubel bei den rund 4.000 Hansa-Fans.

Am Ende blieb es beim 2:2, und dem Duisburger Trainer Dietmar Hirsch behagte die Punkteteilung nicht, er fand den Punktgewinn für die Kogge unverdient. Die sei mal dahin gestellt, immerhin sind die Zebras weiterhin ungeschlagener Spitzenreiter.

Die nächsten Spiele haben es für den MSV Duisburg in sich. In der Liga warten unter anderem die Münchner Löwen und der Rivale aus Essen, im Pokal geht es zum KFC Uerdingen 05. Zumindest beim letztgenannten Duell ist für den Gegner kein unverdienter Punktgewinn drin.

Bericht: ein Gastautor

Fotos: ein Gastautor & Alexander Scholz