Nach all den Qualifikationsrunden ging nun am vergangenen Wochenende die erste Runde (insgesamt 9. Runde) des Hauptwettbewerbs des französischen Pokals, in dem auch die Erstligisten antraten, über die Bühne. Von anfangs rund 7.500 Mannschaften blieben noch 64 übrig, die von Samstag bis Montagabend an den Start gingen und um den Einzug ins Sechszehntelfinale kämpften. Mit dabei – und das erstmals seit 22 Jahren – ein Team aus einem französischen Überseegebiet. Der Club Franciscain von der Insel Martinique hatte in der Runde zuvor 2:0 bei US Lormont gewonnen und durfte nun bei den „Kanarienvögeln“ des FC Nantes antreten. Eine Überraschung gelang den Karibik-Kickern nicht, im Stade de la Beaujoire mussten sich die Außenseiter vor 15.316 Zuschauern mit 0:4 geschlagen geben. Ein Eigentor nach gut einer halben Stunde und die Rote Karte für Ephestion nach 51 Minuten brachte den Club Franciscain endgültig auf die Verliererstraße. Bereits nach einer Viertelstunde hatte Deaux die Gasteber mit 1:0 in Front gebracht.
Oh la la! Ein böses Erwachen erlebte der derzeitige Tabellenführer der Ligue 1. Dreimal ging Olympique Marseille beim krassen Außenseiter Grenoble Foot 38 in Führung, dreimal konnten die Hausherren vor 18.377 Zuschauern im Stade des Alpes ausgleichen. Der Hammer: Das 3:3 fiel in der 120 + 1. Minute! Den Jubel konnte man gewiss in kilometerentfernten Bergdörfern noch vernehmen. Beim Elfmeterschießen konnte der Sack mit 5:4 zugemacht werden. Hut ab, Grenoble! Von solchen Überraschungen profitiert jeder Pokalwettbewerb!
Eine Runde weiter ist auch der fünfmalige Pokalsieger Red Star FC 93 (1921, 1922, 1923, 1928, 1942), der derzeit in der dritten Liga (National) spielt und in dieser als Tabellendritter Kontakt zum Stadtrivalen Paris FC hält. Der Abstand zum Tabellenführer beträgt gerade mal drei Punkte. Im Pokal konnte Red Star FC 93 den sportlich angeschlagenen Zweitligisten Arles Avignon mit 2:1 bezwingen. Vor 2.385 Fußballfreunden im Stade Bauer (Stade de Paris) ging der Tabellenletzte der zweiten Liga in der 26. Minute Dank des Treffers von Bennacer mit 1:0 in Führung. Im zweiten Spielabschnitt konnten jedoch Bouazza und Belvito die Partie drehen und somit das Weiterkommen sichern.
Keine größeren Probleme hatte indes der Zweitligist Tours FC beim unterklassigen Vertreter Le Mans FC. 6.400 Zuschauer hatten sich in der modernen, im Januar 2011 eröffneten MMArena eingefunden, um wieder einen Hauch vom großen Fußball zu schnuppern. Es nicht allzu lange her, als der Verein als Le Mans UC zuletzt im französischen Fußballoberhaus (2005 bis 2010) gespielt hatte. Nachdem der Klub (inzwischen zurück in der zweiten Liga) in arge finanzielle Nöte geriet, wurde er im Sommer 2013 zuerst in die vierte Liga und anschließend in die Division d’Honneur zwangsversetzt. Seit dieser Saison spielt Le Mans in der CFA 2 Gruppe B (fünfhöchste Spielklasse) und belegt mit 30 Punkten Rang vier. Der Rückstand zu Tabellenführer Chatellerault beträgt nur drei Punkte. Nichts machbar war im Pokalspiel gegen den Tours FC. Als in der 46. Minute der Spieler mit dem bewundernswerten Namen Billy Betkeophomphone das 3:0 für die Gäste erzielte, war der Drops quasi gelutscht. Der Anschlusstreffer von Ibongo in der 71. Minute machte ein Drehen der Partie nicht mehr möglich.
Was für einen kuriosen Auftakt bekamen die rund 3.000 Zuschauer beim Pokalspiel zwischen dem Drittligisten Dunkerque USLD und dem Erstligisten Stade Rennes zu sehen! Bereits in der zweiten Spielminute brachte Abdoulaye Doucouré den Favoriten aus Rennes mit 1:0 in Front. Fröhliches Gezündel im Gästeblock. Jedoch nur eine Minute später konnte Abdelilah Aabiza für den Außenseiter ausgleichen. Ging hier was? Ein zweiter Treffer des Drittligisten wollte jedoch nicht fallen und somit genügte ein zweites Tor von Abdoulaye Doucouré nach knapp einer halben Stunde für das Weiterkommen des Gastes.
Ebenso weitergekommen ist der amtierende Pokalsieger En Avant Guingamp. Bei Dinan-Lehon gab es einen 3:0-Sieg zu feiern. Erwartungsgemäß knapper ging es beim Duell RC Lens vs. Olympique Lyonnais zu. Allerdings hatte der Gast aus Lyon bereits nach einer halben Stunde mit 3:0 geführt, doch in der Schlussviertelstunde kam der derzeit Tabellensechszehnte der Ligue 1 auf 2:3 ran. Dabei blieb es dann aber auch. Eine recht große Überraschung gelang dem Drittligisten Consolat Marseille (derzeit nur Rang 16) gegen den Zweitligisten AC Ajaccio. Vor rund 3.000 Zuschauern im Stade de la Martine wurden die Korsen mit 3:0 vom Platz gefegt. Während Stadtrivale Olympique wie eingangs erwähnt die Segel streichen musste, darf sich Consolat über den Einzug in die nächste Runde freuen. Am Montagabend ging das letzte Spiel der Pokalrunde über die Bühne. Eine Stunde musste Paris St. Germain warten, bis es über das erste Tor beim Auswärtsspiel in Montpellier jubeln durfte. Am Ende hieß es dann Dank der Treffer von Chantome, Ibrahimovic und Lucas Moura recht klar und deutlich 3:0 für die Hauptstädter.
Fotos: Marco Hensel, Matthias Dehmel, turus.net-Archiv
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