1860-Halle 054

TSV 1860 München vs. Hallescher FC: Turbulentes Wiedersehen nach 26 Jahren

Quizfrage: Wann sind sich vor dem Drittligaspiel am vergangenen Samstag der TSV 1860 München und der Hallesche FC zuletzt begegnet? HFC- und 1860-Fans werden es sicherlich wissen. Die anderen Fußballfreunde dürften überlegen und dann fragen: Überhaupt schon mal? Die Antwort: Vier Duelle gab es bereits - und zwar allesamt in einer Saison! In der ersten gesamtdeutschen Zweitligasaison 1991/92 trafen die beiden Vereine in der Haupt- und der Abstiegsrunde aufeinander. In der Staffel Süd der 2. Bundesliga gab es am 7. September 1991 das erste Spiel. Im Kurt-Wabbel-Stadion trennten sich die Mannschaften vor 5.500 Zuschauer am Ende mit 2:0. Dariusz Wosz erzielte für den HFC die Führung, Dirk Wüllbier machte später den Ausgleich klar. Michael Hecht und Reiner Maurer schossen die Tore für die Sechzger. Das Rückspiel wollten 7.500 Fußballfreunde sehen, die Begegnung endete 2:0. Erhöhtes Interesse herrschte dann in der Abstiegsrunde. Wieder gab es einen 2:0-Heimsieg im Stadion an der Grünwalder Straße sehen, dieses Mal vor 14.000 Zuschauern. Das letzte Spiel in Halle ging schließlich vor 6.500 Zuschauern 0:0 aus. Am Ende mussten sowohl der HFC als auch 1860 den Weg in die Drittklassigkeit antreten. Doch während Halle in den 90ern zwischenzeitlich bis in die Verbandsliga Sachsen-Anhalt abrutschte, marschierte der TSV 1860 unter Trainer Werner Lorant von der Oberliga hoch bis in die 1. Bundesliga.

Nun also nach 26 Jahren gab es in München ein Wiedersehen. Mit einem Sonderzug der Schienenverkehrsgesellschaft mbH (SVG) fuhren rund 600 HFC-Fans von Halle aus um sechs Uhr morgens los gen München. Es war noch stockduster, als der Zug sich in Bewegung setzte. Nur wenige Fans lehnten sich aus den klassisch herunterziehbaren Fenstern. Ein Fan rief dem Filmenden von „Gleis 13a“ noch ein „und schön verpixeln“ zu. Gegen 12 Uhr mittag erreichte der Sonderzug schließlich die Bayerische Landeshauptstadt und ein lautes „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ hallte durch den Bahnhof. Im Anschluss wurde ein kraftvolles „Gegen alle Stadionverbote!“ angestimmt. Wenig später kam es auf dem Weg zur U-Bahn aufgrund der Enge zu einzelnen Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei, und auch kurz vor dem Erreichen des Stadions kam es zu einzelnen Zwischenfällen.

Im Stadion selbst ergab sich aufgrund der allesamt in roten Jacken gekleideten Hallenser ein guter Anblick. Bei Sonnenschein konnten sich beide Fanblöcke voll entfalten. Während es im Gästebereich keine Choreo zu sehen gab, wurde auf Heimseite ein optischer Akzent gesetzt. Blaue Zettel wurden hinter dem Tor hochgehalten und zu sehen gab es zwei Blockfahnen. „20 Jahre - Est. 1998“. Daneben das Emblem der „Blue Vikings 1860 München“. 

Auf dem Rasen gab es ein spannendes, unterhaltsames Spiel zu sehen. Vor selbstverständlich ausverkauften Rängen wurde es erstmals nach 20 Minuten richtig hitzig. Lindenhahn hatte nach einem schnellen Sechziger Konter Grimaldi im Strafraum durch Festhalten zu Fall gebracht, und der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt. Elfmeter für die Löwen sowie die Rote Karte für Lindenhahn. Wieder einmal durfte gefragt werden, ob solch eine Doppelbestrafung wirklich Not tut. Sei es drum, Mölders wollte Verantwortung übernehmen und trat zum Punkt. Der Schuss sollte links sein Ziel finden, doch HFC-Keeper Eisele konnte diesen abwehren. Auch der Nachschuss konnte geklärt werden, und im Gästeblock brandete der Jubel auf. Es blieb beim 0:0. 

Wenig später hatte 1860 nochmals Pech, Steinhart traf nur den linken Pfosten. In der 41. Minute ertönte wieder der Pfiff, dieses Mal gab es Elfer für den HFC. Knapp außerhalb des Strafraumes wurde Manu am Bein getroffen, anschließend setzte er zum Flug in den Strafraum hinein an. Glück für Halle, wieder Pech für 1860 München. Der Spieler mit dem schmucken Namen Bentley Baxter Bahn konnte souverän verwandeln und der Gästeblock mit den rund 1.500 HFC-Fans stand Kopf. Unmittelbar vor dem Pausentee gab es den vermeintlichen Ausgleich durch Steinhart, doch der Treffer wurde wegen Abseitsstellung nicht gegeben. 

Nach 64 Minuten zeigte der Schiedsrichter zum dritten Mal in dieser Partie auf den Punkt. Dieses Mal gab es wieder Strafstoß für den TSV 1860. HFC-Keeper Eisele hatte beim Herauslaufen und Zugreifen des Ball Stefan Lex voll umgerammelt. Sicherlich sah der Zusammenprall wahrlich böse aus, doch war dieser wohl kaum Grund für einen Elfmeter. Jegliche Proteste von Seiten der Hallenser nutzten nichts. Steinhart trat zum Punkt und verwandelte trocken zum 1:1. Tosender Jubel nun auf Heimseite. Bierbecher sausten durch die Luft, Fans lagen sich in den Armen. 

Wenig später ließ HFC-Trainer Ziegner seinen Emotionen freien Lauf, aufgrund des Reklamierens musste er den Innenraum verlassen. Der Gastgeber, der Morgenluft witterte und mehr wollte, machte noch mal ordentlich Druck. In der Nachspielzeit vergab Grimaldi die große Möglichkeit zum 2:1, am Ende blieb es bei der Punkteteilung. So recht zufrieden war niemand, auszuwerten hatten beide Seiten genug, und der Schiedsrichter bekam nach Abpfiff noch einiges zu hören. Aus Sicht der Gäste war es immerhin ein Punkt für die Moral. Ein Punkt, der die Mannschaft noch enger zusammenschweißen wird, so HFC-Trainer Ziegner. 

Einen Gag hatte im Nachfeld noch der „HFC-Fanblog“ parat. „Randalierende Hallenser nach dem Spiel in München ;-)“, lautete der Titel eines online gestellten Videos. Nach dem Anklicken gibt es Folgendes zu lesen: „Hast du wegen des Titels angeschaut? Sorry, aber da müssen wir dich enttäuschen, alles ruhig.“ 

Fotos: Claude Rapp (www.cr-fotos.de)

> zur turus-Fotostrecke: TSV 1860 München

> zur turus-Fotostrecke: Hallescher FC

Artikel wurde veröffentlicht am
13 November 2018
Spielergebnis:
1.1
Zuschauerzahl:
15.000
Gästefans
1500

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3. Liga

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