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Fußball in Osttimor: AS Ponta Leste vs. Lalenok United FC

Timor-Leste 2.0! So oder so ähnlich könnte ich es nennen. Bereits im August hatte ich einen 10-tägigen Aufenthalt in Timor-Leste, Osttimor bzw. Timor Timur eingelegt. Natürlich hatte ich auch in diesem Aufenthalt ein Fußballspiel eingeplant. Es sollte das Hinspiel Timor-Leste vs. Brunei Darussalam sein. Allerdings hatte der Fußballgott etwas gegen meinen Plan und kurz vor Abreise wurde die Partie nach Kuala Lumpur verlegt. Das Nationalstadion wurde modernisiert! Da ich bis zum Buchungszeitpunkt nichts davon gelesen hatte, war für mich eigentlich alles im grünen Bereich. Am Ende wurden es eben 10 schöne fußballlose Tage in dem kleinen, erst seit 2002 offiziell unabhängigen Staat. Somit musste ich natürlich einen weiteren Besuch einplanen, was mir aber absolut keine Gewissensbisse bescherte, denn wenn Timor-Leste eines ist, dann ein sehr schönes Reiseziel. Touristisch kaum beachtet, fristet es ein eher beschauliches Dasein. Im Westen der ehemalige Bruder Indonesien, östlich Australien und somit für Touristen eher ungünstig gelegen. Dazu kommt, dass der Staat den US-Dollar als Währung nutzt und somit ein für südostasiatische Verhältnisse teures Preisniveau besitzt. Das liegt natürlich nicht nur am Dollar, auch die hohe Importquote hat ihren Anteil daran.

Zur Geschichte hatte ich mich ja bereits im Bericht zum Spiel Brunei Darussalam – Timor-Leste geäußert. Alles nicht so einfach gewesen in der Vergangenheit für die kleinen Timoresen. Viel Krieg, viel Kampf, viele Probleme mit den direkten Nachbarn. Umso schöner ist es, dass jetzt Ruhe herrscht und sich so einiges tut. Straßen werden modernisiert, was zwingend nötig ist und trotzdem gibt es auch noch sehr viele Baustellen. Eines der größten Probleme ist der bestehende Nährstoffmangel. Die Insel Timor ist vegetativ nicht so optimal für einen Anbau von Lebensmitteln, außer Reis. Somit ist es auch ein spürbarer Unterschied, wenn man in Osttimor oder dem indonesischen Westtimor essen geht. Während man in Westtimor ein ordentliches Speisenportfolio zur Wahl hat, ist es in Osttimor oft viel Reis mit einem Hauch von Nichts als Beilage. Daher gab es in vorangegangenen Generationen eine durchschnittliche Lebenserwartung, welche bei nur 50 – 60 Jahren lag. Ob es aktuell auch noch so ist, kann ich nicht genau sagen.

Im Oktober sollte sich für mich nun noch ein Zeitfenster ergeben, welches auch sehr gut zum aktuell stattfindenden Pokalwettbewerb passte. Das kommt auch nicht alle Tage vor, dass ich für einen ausbaulosen Kunstrasenplatz in den Flieger steige, aber Timor-Leste lag für meinen weiteren Reiseweg nicht so ungünstig. Also sprach nichts dagegen und ich freute mich auch auf diesen erneuten Besuch. Am Flughafen in Dili traf ich auch gleich ein bekanntes Gesicht von meinem Erstbesuch, sodass ich den Luxus einer kostenlosen Fahrt zu meiner Unterkunft hatte. Eingecheckt und schon ging es mit kleinen Mittagessen auf dem Vorplatz der Universität zum Kampo Demokrasia, welcher direkt neben dem Verbandsgebäude liegt.

Auch hier konnte mein erneutes Erscheinen für überraschte Gesichter sorgen. Ein wenig Smalltalk später, suchte ich mir schließlich einen der wenigen Schattenplätze. Ich hatte keine Ahnung was ich von diesem Spiel erwarten sollte, also erwartete ich nichts. Das ist oft die beste Option, denn dann wird man auch nicht enttäuscht. Am Ende war ich sogar sehr positiv überrascht. Mit 1.200 Leuten hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Beim zwei Tage später ebenfalls besuchten Spiel zwischen Atletico Ultramar und dem Karketu Dili FC fanden sich sogar noch mehr Zuschauer ein. Ein mangelndes Interesse am Sport kann man den Leuten nicht unterstellen.

Torreich ging es ebenfalls zu. Acht Tore sollten am Ende zu Buche stehen. Daher war das Spiel auch gut anzusehen. Abwechslungs- und torreich. Nur das Sportareal lud nicht wirklich zum Träumen ein. Da muss man eben auch mal durch.

Insgeheim hoffte ich natürlich, ein Spiel der Nationalmannschaft beim AFF-Cup zu sehen, der dieses Jahr keinen zentralen Gastgeber haben sollte und in Heim- sowie Auswärtsspielen ausgetragen wird. Allerdings wurde mir auch hier schnell der Wind aus den Segeln genommen, denn das Nationalstadion von Dili sollte auch zu diesem für Timor-Leste großen Event noch nicht einsatzfähig sein. Sehr schade für die Leute und natürlich auch für mich. Da qualifiziert sich der kleine Staat für ein solches Turnier, was auch nicht alle Tage passiert - und dann so was.

Die restlichen Tage ließ ich es mir einfach noch einmal gut gehen. Ohne Touristenmassen ist schon auch mal schön. Einen Tag zog es mich in die Berge nach Maubisse. Einfach herrlich dort, sodass es mich schon fast ärgerte, dort nur so kurz zu bleiben. Ein Metalkonzert in Dili und ein paar entspannte Tage mit den ganzen freundlichen Menschen später, hieß es auch schon wieder Tschüss sagen. Aber ich bin mir sicher, irgendwann gönne ich mir nochmal eine Dosis Timor-Leste und ich hoffe ihr tut es auch. Es lohnt sich!

Fotos: Marcel Hartmann

Artikel wurde veröffentlicht am
06 November 2018
Spielergebnis:
5:3
Zuschauerzahl:
1.200

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Cooler Bericht dank
G
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