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Der unbekannte Kontinent: Impressionen vom Fußballalltag in Afrika

Was für Gegensätze! Eine einsame brennende Fackel in den Weiten des modernen National Heroes Stadium beim Länderspiel Sambia vs. Guinea Bissau in der Hauptstadt Lusaka. An etlichen Stellen über die Zäune kletternde Fans beim Duell Silver Strikers FC vs. Karonga United im Silver Stadium in Lilongwe (Malawi). Fröhliche Fans mit schier uralten Trommeln auf den unüberdachten Rängen beim Spiel Civil Sporting vs. Blue Eagles. „Super Foods“ vor den Toren des Kamuzu Stadium beim Länderspiel Malawi vs. Kamerun. Teigtaschen, Bananen und Getränkeflaschen aus der Kühlbox. Mal eine schnieke moderne Sportanlage wie beim Duell Liga Desportiva de Maputo vs. Ferroviario de Beira in Cidade da Matola (Mosambik), mal ein altes verstaubtes Stadion wie beim Spiel Chapungu FC vs. CAPS United FC in Simbabwe.

Derzeit in Afrika kreuz und quer unterwegs ist Marco Hensel, der täglich seine neuesten Bilder in sozialen Netzwerken präsentiert. Ja, man kann wirklich nur staunen, welch eine abenteuerliche Route er sich gemeinsam mit seinen Reisebegleitern zusammengestellt hat. Am 27. September dieses Jahres hieß es bei ihm: Ich bin dann mal weg! Wieder mal, würde sein Umfeld dazu sagen. Mit viel Kaffee wurde die Reise in Südafrika begonnen. Sehr viel Kaffee. Sein gewähltes Auftaktspiel: African All Stars FC vs. Alexandra Black Aces FC in Tsakana. Nun denn, dachte der daheim sitzende Beobachter vor dem Rechner. In Südafrika waren bekanntlich zuletzt etliche Groundhopper und andere Fußballhasen. „Hasen“, nicht „Nasen“. 

Als Marco Hensel dann in Matola Rio aufschlug, um sich das Spiel Liga Desportiva de Maputo vs. Ferroviario de Beira anzuschauen, hoben sich sicherlich die ersten Augenbrauen. Ferroviario de Beira spielt in der ersten Liga, der Gastgeber indes nicht. Und da am 29. September 2018 keine Erstligaspiele angesetzt waren, nehmen wir mal an, es war entweder ein Pokal-, Test-, oder Nachwuchsspiel. Klar, wir könnten ihn fragen, doch gönnen wir ihm lieber seine Ruhe und nerven ihn nicht mit Kurznachrichten.

Weiter ging es rüber nach Swasiland. Nach der besagten Ruhe im Schaukelstuhl (seine Fotos beweisen es) ging es zum Spiel Mbabane Highlanders FC vs. Manzini Sundowns, das im Somhlolo National Stadium in Lobamba ausgetragen wurde. Beide Mannschaften sind derzeit in der ersten Liga im Mittelfeld zu finden, der Gastgeber konnte diese Partie mit 3:2 für sich entscheiden. Bei jenem Duell wurde reichlich Fleisch aufgelegt, und auch der das reisende „Weißbrot“ betätigte sich höchstpersönlich am Grillstand. Was es zu schmausen gab? Grobe Würste, richtige Batzen Fleisch und undefinierbare Tiere mit angezogenen Beinen (oder Flügeln). Das Stadion selbst kann sich sehen lassen. Zum Teil blaue, gelbe und rote Sitzschalen, zum Teil karge Ränge mit rötlicher Erde und skurrilen Wellenbrechern.

Ein Showdown bei den Viktoria-Fällen und eine Safari-Tour im Chobe National Park in Botswana, dann ging es weiter auf dem Schienenweg von Victoria Falls nach Bulowayo (Simbabwe). Beim Anblick der Fotos wird wohl bei jedem Wehmut, Fernweh und Sehnsucht aufkommen. Was für eine geniale Tour. Für die rund 450 Kilometer benötigt der rustikale Zug zirka 14,5 Stunden. Viel Zeit also, um den Gedanken freien Lauf zu lassen.

In Simbabwe stand in Sachen Fußball die Partie Chapungu FC vs. CAPS United FC als nächstes an. Ein Stadion in Gweru, das Nostalgiker die Zungen schnalzen lässt. Marode Ränge, verrosteter Stacheldraht auf den Mauern, alte Flutlichtmasten, und dazu sogar ein richtiger Fanblock. Was möchte man mehr? 

Auch nicht von schlechten Eltern ist das Rufaro Stadium des Dynamos F.C. in der Hauptstadt Harare. Der Dynamos Football Club stand 1998 als bisher einziges Team aus Simbabwe im Finale (gegen ASEC Abidjan) der CAF Champions League, zudem konnten bereits etliche Meistertitel und Pokalsiege eingefahren werden. In das Rufaro Stadium passen rund 35.000 Zuschauer, und die einzeln stehenden Tribünen ergeben einen speziellen Anblick. Eine Sportstätte ohne jeglichen Schnickschnack. Erstaunlich für ein Hauptstadt-Stadion eines 12-fachen Meisters.

Mit dem Bus ging es von Harare aus weiter nach Lusaka in Sambia. Knapp 10 Stunden bei zirka 30 bis 35 Grad Celsius und ohrenbetäubender Musik. Aber wie schrieb Marco Hensel? „Aber lieber so als 0815 First Class.“ Wohl wahr. In Lusaka lockte das Länderspiel Sambia vs. Guinea Bissau, zu dem die Massen strömten. Gut gefüllte Ränge im modernen National Heroes Stadium, und die Heimfans durften einen 2:1-Sieg bei diesem Spiel der Afrikameisterschaft-Qualifikation feiern. Vor lauter Freude zündete ein Zuschauer die eingangs erwähnte Fackel an.

Nach dem Spiel ging es wieder in einen Bus, der in Richtung Malawi fuhr. Wieder brütende Hitze, doch dieses Mal kam noch eine unvorstellbare Enge hinzu. Vom gefüllten Jutesack bis hin zur Motorhaube wurde alles mitgenommen, so dass die Beinfreiheit quasi bei Null lag. Zur Belohnung lockte in der Stadt Lilongwe das Erstligaspiel Silver Strikers FC vs. Karonga United. Das Spiel endete 4:1, und im Silver Stadium kam Bewegung auf. An einigen Stellen kletterten die Zuschauer über die Zäune, entstanden sind Aufnahmen, die hierzulande sogleich den DFB auf den Plan rufen würden.

Ein Tag später gab es in der gleichen Stadt das Erstligaduell Civil Sporting vs. Blue Eagles zu sehen. Das lief quasi wie am Schnürchen. Weitläufige Ränge, ein Maschendrahtzaun und Gästefans mit Eagles-Mützen und alten großen Trommeln und blauen Tröten. Seinen eigenen Charme hat auch das Club House des Civo Stadiums (früher Stade des Jeunes), und sehr viel Schönes haben auch die Ziegelstein-Anbauten. Sand und Gemäuer gehen farblich ineinander über.

Der jüngste Fußball-Zwischenstopp der Reise: Das Länderspiel Malawi vs. Kamerun im Kamuzu Stadium in Blantyre. Der letzte Sieg der Nationalmannschaft von Malawi liegt weit zurück. Am 04. September 2017 konnte mit 1:0 in Togo gewonnen werden. Gegen Kamerun (Tabellenführer der Gruppe B) gab es in Form eines 0:0 immerhin ein Achtungserfolg. Beim Blick auf die Tabelle staunt man kurz, da Malawi einen Sieg (nicht der in Togo) verbuchen konnte. Aber okay, das 1:0 gegen die Komoren durfte bereits im Juni 2017 gefeiert werden. Zwischen dem ersten und zweiten Spieltag der Qualifikation lagen mal 15 Monate. 

Und das Kamuzu Stadium? Ebenso ein Fall für Liebhaber rustikaler Spielstätten. Viel bröckelnder Beton, viel Staub, Picknick vor dem Stadion. Ein bemalter Fan trug eine Wasserflasche und ein Toastbrot spazieren und lud demzufolge zum Foto des Tages ein. Und was es sonst noch alles bei jenen Partien zu sehen gab? Lassen wir die von Marco Hensel angefertigten Fotos sprechen. Tausend Dank an dieser Stelle für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial! 

Fotos: Marco Hensel

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Afrika

Artikel wurde veröffentlicht am
18 Oktober 2018

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