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PSMS Medan vs. PSIS Semarang: Gästesieg und Kaffee für den Siebenjährigen

Nach langen acht Tagen außerhalb Indonesiens, ging es tatsächlich wieder in eben dieses Land. Zwischen all den mehr oder weniger geplanten Aufenthalten, ergab sich zwischendrin ein zehntägiges Zeitfenster ohne Plan. Das ein oder andere Fußballspiel sollte auch besucht werden, sodass sich hierfür zwei Varianten ergaben. Entweder Vietnam oder eben Indonesien. Letztlich wurde es Indonesien, zumal mit Sumatra eine Insel besucht werden sollte, die bisher nicht in den Planungen und Reisen eingebaut werden konnte. Hinzu kommt, dass der kleine Hüpfer von Kuala Lumpur nach Medan preislich keine Schneise der Verwüstung im Portmonee hinterlässt. 

Medan ist die Hauptstadt Nordsumatras und gleichzeitig drittgrößte Stadt des Landes. Für besondere Schönheit ist sie nicht gerade bekannt und dient den meisten Besuchern eher als Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Bukit Lawang oder an den Lake Toba. Kulturell ist Medan aber dennoch anders, da in der Stadt viele Chinesen und Inder leben, was man sonst kaum in Indonesien sieht. Die wenigen Sehenswürdigkeiten der Stadt in Form der großen Moschee von 1906 und dem Maimum-Palast vom Ende des 19. Jahrhunderts, kann man recht leicht an einem Tag zu Fuß erkunden, ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu sehen. 

Für die Freunde des Ballsports hingegen, gibt es seit der laufenden Saison wieder einen Teilnehmer der 1. indonesischen Liga in der Stadt. Grund genug auch dort mal nach dem Rechten zu schauen. Auch das Stadion Teladan kann man bei etwas Zeit gemütlich aus dem Zentrum erlaufen. Überraschend klein ist das Stadion, wenn man Größe der Stadt bedenkt. Allerdings ist Sumatra im Bereich des Fußballs auch nicht ganz so omnipräsent wie die Fußballinsel Jawa. Sumatra als flächenmäßig größte Insel Indonesiens und sechstgrößte Insel der Welt, kann aktuell nur zwei Erstligisten vorweisen. PSMS Medan und im Süden Sriwijaya FC aus Palembang. Eventuell kann sich Semen Padang nach einer Saison in der 2. Liga aber wieder zurückkämpfen. Auch im Hinblick auf die Fanszenen, hört man von Sumatra eher wenig. Umso überraschender, dass beim Blick ins Stadion überall bis zu 5m hohe Trennzäune die Blöcke trennen. Auf meine Nachfrage hin wurde mir gesagt, dies sei aufgrund der früheren Gewaltexzesse im Stadion nötig gewesen. Das kann man sich beim Blick ins spärlich besuchte Rund kaum vorstellen.

Zugegebenermaßen handelte es sich bei dieser Partie um kein wirklich großes Spiel. Auch die Tabellensituationen beider Teams versprachen eher Magerkost. Sowohl sportlich, als auch zuschauermäßig. Medan als Tabellenletzter empfing den Tabellenvorletzten aus Semarang. Die Erwartungen waren somit sehr gering. Zudem ist PSMS kein wirklicher Sympathieträger des indonesischen Fußballs. Viele Indonesier sehen den Grund des Aufstieges nicht in der guten Vereinsarbeit und der guten sportlichen Leistung. Den Grund sieht man eher in der Person, welche etwa 10m vor mir auf einem gepolsterten Stuhl saß. Zugegeben, wenn man die Funktionen von Edy Rahmayadi so durchliest, dann kann man an einem rein sportlichen Aufstieg sicherlich hinterfragen. Denn dieser schnittige Typ ist nicht nur der Gouverneur Nordsumatras, sondern zeitgleich auch der Präsident des indonesischen Fußballverbandes. Ein Schelm wer hier Böses denkt.

Spielerisch war es am Ende durchaus nett anzusehen, vor allem nach der Halbzeitpause. In Halbzeit 1 wurden die eigenen sportlichen Erwartungen an diese Partie schon erfüllt. War recht ermüdend. Kein Wunder, dass eine Mutter im Nachbarsektor nicht nur für sich, sondern auch für ihren schätzungsweise 7-jährigen Sohn, erstmal zwei Kaffee orderte. Nach der Pause sah es schon viel besser aus. Zuerst erhöhte der Gast auf 0:2, bevor Medan innerhalb von wenigen Minuten den Ausgleich erzielen konnte. Nun war so kurz vor Schluss eine richtig gute Stimmung auf den Rängen. Vor allem in der gut gefüllten Heimkurve. Diese verstummte abrupt, als Semarang in der Nachspielzeit ein weiteres Mal einnetzte. Ein wichtiger Sieg für den Gast. Für den Vizemeister von 2007 wird die Luft so langsam dünner. 

Wenn nicht bald ein sportlicher Umbruch erzwungen werden kann, heißt es wohl bereits nach einer Saison wieder Zweitliga-Tristesse. Tristesse aus dem Grund, da man in der 2. Liga wohl noch viel geringere Chancen auf ein gut gefülltes Stadion und Gästefans hat, auch wenn es mit Semen Padang, PSPS Riau, Persiraja Banda Aceh und Aceh United immerhin vier inselinterne Vereine gäbe. Allerdings dominiert Semen Padang die Liga bereits mit deutlichem Vorsprung, sodass es für den Aufstieg ganz gut aussieht. Allerdings muss man hierfür die Relegation überstehen und für diese sieht es aktuell nach einem ziemlich guten, aber auch harten Teilnehmerfeld aus. Die anderen drei Vereine dürften fantechnisch leider nicht wirklich viel zu bieten haben.

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Indonesien

Artikel wurde veröffentlicht am
26 September 2018
Spielergebnis:
2:3
Zuschauerzahl:
6.815
Gästefans
15

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