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Stilon Gorzów Wielkopolski: Rückblick auf überaus stürmische Zeiten

Rückblick auf die Saison 2009/10. In der zweiten polnischen Liga (I Liga) war der Gorzowski Klub Piłkarski Gorzów Wielkopolski mit von der Partie. Gegner waren unter anderen Widzew Łódź, Górnik Zabrze, GKS Katowice und Wisła Płock. Am zweiten Spieltag war der MKS Pogoń Szczecin zu Gast, vor rund 5.000 Zuschauern durfte ein 1:0-Sieg gefeiert werden. Seit dem 18. April 1996 gab es diesen Verein unter dem Namen GKP Gorzów Wielkopolski. In Leben gerufen wurde der Verein einst im Jahre 1947 als Koło Sportowe Jedwabnik Gorzów Wielkopolski, von 1961 bis 1996 trug er als ZKS Stilon Gorzów das berühmte „Stilon“ im Namen. Als 1996 nach der Auflösung der Fußballabteilung der GKP Gorzów Wielkopolski ins Rennen geschickt wurde, entstand parallel dazu die Autonomiczna Sekcja Piłki Nożnej Stilon Gorzów Wielkopolski.

Klingt kompliziert? Ist es auch. Die folgenden Jahre gab es diverse Probleme und der Fußball in Gorzów Wielkopolski stand kurz vor dem totalen Aus. Nach einer Pause wurde 2003/04 unten in der Liga okręgowa (grupa: Gorzów Wielkopolski) neu gestartet. Nach einer insgesamt sehr konfusen Saison erfolgte der problemlose Aufstieg in die IV Liga. Am ersten Spieltag der Saison 2004/05 kamen gegen Uran Trzebicz rund 800 Zuschauer. Der Sprung in Liga III gelang in der Folgesaison. Damals wurde mit Celuloza Kostrzyn nad Odrą, das inzwischen komplett abgesackt ist, in der gleichen Staffel gespielt. Richtig Alarm machte GKP Gorzów Wielkopolski in der Saison 2007/08, als in der III Liga zu den letzten Heimspielen gegen Arka Nowa Sól und Chrobry Głogów 3.500 bzw. 5.000 Zuschauer ins Stadion strömten.

Von 2008 bis 2011 war GKP Gorzów Wielkopolski schließlich in der neu geordneten I Liga mit dabei, die Zuschauerzahlen schwankten je nach Gegner zwischen 1.500 und 5.000. Kritisch wurde es in der Saison 2010/11. Wieder einmal geriet der Verein in arge Schieflage. Am 17. Januar 2011 gingen die Stilon-Fans (im Herzen wurde das „Stilon“ bei den Fans nie abgelegt) gemeinsam mit Anhängern anderer Sportvereine aus Gorzów Wielkopolski auf die Straße. Vorn an der Spitze der Demo wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Gorzów to nie zuzel“ gehalten, was bedeuten sollte, dass Gorzów Wielkopolski eben nicht nur Motorsport / Speedway ist. 

Es nutzte nichts. Die Lampen flackerten und gingen am Ende aus. Am 16. April 2011 kam es vor 2.000 Zuschauern noch zum Heimspiel gegen GKS Katowice. In der Woche darauf wurde bei Łódzki KS nicht angetreten, das wirklich letzte Spiel war das 1:2 gegen KSZO Ostrowiec Świętokrzyski am 30. April 2011. Bereits vor Anpfiff wurde die Entscheidung getroffen, dass der Verein aufgelöst wird. 

Wieder ein Neustart. KS Stilon wurde reaktiviert, glücklicherweise konnte der Startplatz von KS Nowiny Wielkie in der IV Liga (grupa: lubuska) übernommen werden. Zudem wurde ein Kooperationsvertrag mit MKP Gorzów unterzeichnet. Nach zwei Jahren in der IV Liga, in der die Gegner nicht allzu attraktiv waren, gelang der Sprung in die III Liga (vierthöchste Spielklasse in Polen). Zum Auftaktspiel der Saison 2013/14 durften 2.000 Stilon-Fans einen 2:0-Sieg gegen KS Bystrzyca Kąty Wrocławskie feiern. Am Ende wurde der Aufstieg in die II Liga recht knapp verpasst. 

Recht interessant wurden die Spielzeiten 2014/15 und 2015/16, in der unter anderen Górnik Wałbrzych und Karkonosze Jelenia Góra die Gegner waren. Ende Mai 2015 wurde unter der Woche das Duell Karkonosze Jelenia Góra vs. KS Stilon angepfiffen, und auf Heimseite hieß es: „Mobilizacja 100%!“ Endlich einmal Gästefans! Und in der Tat fanden sich einige Stilon-Fans im gut bewachten away-Winkel ein.

In der Folgesaison trennten sich wieder die Wege. Aufgrund weiterer Umstrukturierungen im Ligensystem fanden sich die Vereine auf den Plätzen 8 bis 18 in der jeweiligen Gruppe der IV Liga wieder. Für Vereine wie Karkonosze war dies ein echter Genickbruch. Kamen in der III Liga bis zu 1.000 Zuschauern, finden derzeit zu den sehr regionalen Partien nur bis zu 150 Zuschauer ins Städtische Stadion. Auch Stilon Gorzów war betroffen und musste 2016/17 mit der IV Liga (grupa: lubuska) vorlieb nehmen, konnte jedoch als Tabellenführer vor Ilanka Rzepin die Rückkehr in die III Liga feiern.

So gab es in der vergangenen Spielzeit zwei schmucke Duelle gegen Falubaz Zielona Góra. Ein Aufeinandertreffen mal nicht beim Speedway, sondern beim Fußball. Das Hinspiel (1:1) in Gorzów Wielkopolski wollten rund 1.000 Fußballfreunde sehen, beim Rückspiel in Zielona Góra waren insgesamt knapp 500 Fans beider Lager vor Ort. Während Falubaz am Ende abstieg, konnte Stilon die Klasse halten. Die Zuschauerzahl pendelte sich am Ende bei 200 bis 300 ein. 

Mit einem Stadtduell ging es in die laufende Spielzeit. 600 Zuschauer wollten die Begegnung Warta Gorzów Wielkopolski vs. KS Stilon Gorzów Wielkopolski sehen, diese endete 1:1. Und danach? Gegen Ruch Radzionków gab es einen 2:1-Sieg, die anderen sechs Partien gingen allesamt verloren. Zuletzt musste gegen Ślęza Wrocław ein 1:4 verschmerzt werden. 210 treue Fans kamen ins OSiR Stadion. Einen Support gab es nicht. Stattdessen wurde fleißig gegrillt. Die Erlöse kamen einem Tierheim in Gorzów Wielkopolski zugute. Gilt zu hoffen, dass Stilon eines Tages mal wieder bessere Zeiten erlebt und vierstellige Zuschauermassen auf die Ränge strömen. Bis dahin müssen kleinere Brötchen gebacken werden, so zum Beispiel in der vierten Runde auswärts im regionalen Pokal bei Leśnik Rąpin. 

Fotos: Los Misenas, Eric K., Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Polen

Artikel wurde veröffentlicht am
20 September 2018

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