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Brunei Darussalam vs. Timor-Leste: Duell im Sultanat um den letzten Startplatz

Nach dem SAFF-Cup ist vor dem AFF-Cup. Nur drei Tage nach dem Turnierbesuch in Bangladesch, stand bereits das nächste Turnier an. Wobei es sich bei diesem Duell vielmehr um eine Vorstufe zum eigentlichen AFF-Cup im November handelt, bei dem der letzte Startplatz ausgespielt wird. Das Pech dieser zusätzlichen Qualifikationsrunde hatten in diesem Fall die beiden kleinsten teilnahmeberechtigten Länder, Brunei Darussalam und Timor-Leste.

Um wieder ein paar Zahlen und Fakten zu nennen, hier handelt es sich um das Aufeinandertreffen des 195. der FIFA-Weltrangliste Brunei gegen  den 190. in dieser Tabelle. Das Sultanat Brunei Darussalam erlangte 1984 die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Zuvor gehörte Brunei als Kronkolonie zu Britisch-Nordborneo. Knapp 430.000 Menschen leben heute in dem kleinen Sultanat. Timor-Leste ist mit seinen heute knapp 1,2 Millionen Bewohnern, erst seit 2002 international anerkannt und war damit das erste Land welches im 21. Jahrhundert die Unabhängigkeit erlangte. Zuvor gehörte Timor-Leste unter dem Namen Portugiesisch-Timor als Kolonie zu Portugal und wurde im 2. Weltkrieg von Japan besetzt. 

Als Indonesien schließlich nach dem Ende des 2. Weltkrieges die Unabhängigkeit von den Niederlanden erlangte, fiel der Westteil der Insel an den indonesischen Staat, während der Ostteil und die Exklave Oecusse vorerst portugiesische Überseeprovinz blieben. Nach einem Bürgerkrieg rief Osttimor bereits 1975 seine Unabhängigkeit aus, wurde anschließend aber von Indonesien annektiert. Erst ein Referendum 1999 brachte dem kleinen Land zum 20.05.2002 die offizielle Unabhängigkeit. Aber auch danach gab es regelmäßig Unruhen und politische Probleme. Soweit zur Geschichte.

Die Qualifikationsrunde wurde in einem Hin- und Rückspielsystem ausgetragen. Aufgrund von Renovierungsarbeiten am Nationalstadion in Dili, fand das Hinspiel in Kuala Lumpur statt. Dieses konnte Timor-Leste klar mit 3:1 gewinnen. Da die Verlegung relativ spät bekannt gegeben wurde, konnte ich diese Partie leider nicht wie geplant in Dili besuchen. Somit blieb es bei einem absolut positiven Kulturbesuch. Das Rückspiel sollte aber in Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt von Brunei stattfinden. Bei meinem obligatorischen Besuch des Fußballverbandes, konnte auch gleich die Eintrittskarte gekauft und ein erster Blick ins Stadion erhascht werden, wo bereits die Vorbereitungen für das abendliche Spiel liefen. Besonders auffällig sind die markanten Flutlichter und auch von der farblichen Gestaltung ein wirklich schönes Stadion. 

Am Abend ging es somit wieder zum Nationalstadion zurück, was mit den Stadtbussen recht leicht ist. Für einen Brunei-Dollar (umgerechnet etwa 0,60€) wird man von Linie 36 direkt am Stadioneingang abgesetzt, wenn man dem Fahrer sagt, dass man zum Stadion möchte. Perfekter Service. Vorm Eingang noch ein paar Burger gegriffen und hinein in die gute Stube. Auch hier überschlugen sich die Menschenmassen nicht gerade, um diesem Spiel beizuwohnen. Es sah im ersten Moment noch reichlich leer aus. Ein wenig Bewegung kam zwar noch auf die Ränge, aber letztlich wurden es nur 2.345 Zuschauer, darunter auch einige deutsche Fußballreisende. Es ist schon immer wieder faszinierend, bei welchen Spielen man überall deutsche Groundhopper trifft. Im internationalen Vergleich, kann sich Deutschland wohl mit weitem Vorsprung als Weltmeister im Fußballtourismus sehen. Wenn es schon bei der eigentlichen Fußball-WM nur zur goldenen Trockenpflaume reicht, wenigstens ein gewonnener Titel. ;) 

Die Partie selbst plätscherte größtenteils vor sich hin. So wirklich wollte oder konnte keiner von beiden einen Akzent setzen. Die größeren Spielanteile und Chancen hatte dennoch die Heimelf, sodass diese in der 2. Halbzeit auch völlig verdient in Führung gingen. Und plötzlich war das Publikum wach und eine regelrechte Aufbruchstimmung zog durch die Reihen. Die Hoffnung auf ein Weiterkommen für Brunei war aber dennoch gering, denn dazu hätte es mindestens zwei weitere Tore gebraucht. Aber so schliefen die Leute wenigstens nicht ein und es herrschte eine etwas bessere Stimmung als in den 75 Minuten zuvor. 

Am Ende blieb es beim Heimsieg, der aber letztlich nicht viel wert war. Feiern konnten lediglich die Gästespieler und das taten diese auch ausgiebig. Für die kleine Fußballnation ein absoluter Freudentag und so schallte lautes Gejohle und Gekreische über den Platz, als hätte man gerade die Weltmeisterschaft gewonnen. Aber es ist doch auch mal schön zu sehen, dass manche Nationen mit vermeintlich kleinen Erfolgen zufrieden sind. Eine Sache die in Deutschland aufgrund der jahrelangen Erfolge der Nationalmannschaft, fast komplett abhanden gekommen ist. Mich hat der Erfolg für die hochsympathischen Gäste sehr gefreut, auch wenn ich in meinem vierten Länderspiel einer Timor-Leste-Auswahl, die vierte Niederlage zu sehen bekam. 

Ich habe von den Timoresen bei meinem Aufenthalt durchweg eine enorme Gastfreundschaft erfahren dürfen und das trotz aller Widrigkeiten und Mängel, die es vor allem im Bereich der Ernährung nach wie vor in dem kleinen Land gibt. Ich hoffe, dass ich bald noch einmal die Möglichkeit habe, dieses touristisch nahezu komplett unerschlossene Fleckchen Erde für etwas länger zu besuchen. Und wer auf Abenteuer ohne große Touristenmassen steht, dem empfehle ich einen Besuch ebenfalls. Es lohnt sich sowohl menschlich als auch landschaftlich. Natürlich kann man auch Brunei Darussalam ein paar Tage beehren. Nach vielen Wochen und Monaten in Südostasien, tat ein wenig mehr Ordnung auf den Straßen und im alltäglichen Leben auch mal wieder gut. Nun aber genug der Schleichwerbung! ;)

Fazit: Fußball in Brunei, kann man machen, aus rein sportlichen Gesichtspunkten kann man es aber auch lassen! :)

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Brunei Darussalam vs. Timor-Leste

Artikel wurde veröffentlicht am
18 September 2018
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
2.345

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