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BFC Dynamo vs. Wacker Nordhausen: Wehende Monsterfahne und später Heimjubel

Was richtig hektisch endete, begann völlig gemütlich. Heimspiel im Jahn-Sportpark gegen den ambitionierten Tabellenzweiten der Regionalliga Nordost, die Wurst mundete, die Sonne schien, blinzelnd wurde von der Haupttribüne aus der Blick auf das Geschehen gerichtet. Zwischendurch wurde im Programmheft geblättert. Meine Lieblingsseite: „Historie - der BFC am 16.09. vor …“ Na, schau mal an, vor exakt 67 Jahren schlug die SG Volkspolizei Berlin den SV SF Johannisthal mit 3:0. Gespielt wurde damals im Herbst 1951 in der Landesklasse Groß-Berlin. Fünf Jahre später ging es nach Zwigge! Oha! Für den SC Dynamo Berlin gab es auf der Halde vor 11.000 Zuschauern nix zu holen, mit 4:1 konnte die BSG Motor Zwickau das Oberliga-Duell gewinnen. Genau vor 40 Jahren kam es zum Duell BFC Dynamo vs. 1. FC Lok Leipzig. 15.000 Zuschauer sahen einen 2:1-Sieg der Weinroten. Am 16. September 1987 gab es das EC-Duell Girondins Bordeaux vs. BFC Dynamo (2:0), und vor sieben Jahren trat der BFC bei den Amateuren des F.C. Hansa Rostock an. Mein persönlicher Lieblingsspieler Maciej Kwiatkowski erzielte damals einen Treffer, doch am Ende siegte der FCH II mit 2:1. Genau vor zwei Jahren gab es im JSP ebenfalls ein Heimspiel gegen den FSV Wacker Nordhausen, vor 623 Zuschauern wurde ein klarer 3:0-Sieg eingefahren. Die Tore schossen Pröger, Muhovic und Srbeny.

Waren es damals bereits wenige Zuschauer, so konnte man gestern froh sein, dass die 500er Marke geknackt wurde. Dank der rund 40 angereisten Fans aus Nordhausen befanden sich gestern Nachmittag insgesamt 511 Zuschauer auf den Rängen. Unfassbar in Anbetracht der Tatsache, dass bei den Berliner Pokalendspielen und den DFB-Pokalspielen zig tausende Zuschauer ins Stadion strömen. Komplett in Weinrot. Zieht man die Effzeh-Fans und die paar Neutralen ab, waren es immer noch rund 10.000 Zuschauer, die gegen den 1. FC Köln dem BFC Dynamo die Daumen drückten. Jeder 20. von denen, war also gestern der Meinung, dem BFC auch im Ligaalltag gegen den Tabellenzweiten vor Ort die Daumen zu drücken - und das nach den überzeugenden Siegen gegen die Loksche und in Rathenow. Muss man nicht verstehen, kann man nicht verstehen.

Während mein Sohn neben mir die nötige Taktik aufmalte, mit der die Wacker-Abwehr ausgeheblt werden könnte, warf ich noch fix einen Blick auf die Vereinshistorie des FSV Wacker Nordhausen. Ende der 1990er sind sich Wacker Nordhausen und der FC Berlin ein paar Male begegnet. Im Sommer 1998 trennten sich die sportlichen Wege. Als Tabellenvorletzter stieg damals Wacker Nordhausen in die NOFV-Oberliga ab. Als BSG Motor Nordhausen wurde einst zu DDR-Zeiten viele Jahre in der Liga (zweithöchste Spielklasse) gespielt, zwischenzeitlich musste mit der Bezirksliga vorlieb genommen werden. 1990 wurde wieder das „Wacker“, welches bereits als 1. SV Wacker 05 von 1918 bis 1945 im Namen getragen wurden, aufgenommen. 2011/12 wurde noch in der Thüringen-Liga gespielt, dann folgte der Durchmarsch in die Regionalliga Nordost. 

Nun aber zum gestrigen Spiel. Rund 40 Wacker-Fans durften auf der einen Seite der Haupttribüne ihre Plätze einnehmen. Zehn von ihnen stellten sich zusammen und versuchten sich im lautstarken Support. Ein Stück weiter saß ein Mann, der eine riesige Fahne in den Händen hielt. Die irre lange Fahnenstange wurde einfach abgestellt, der leichte Stoff flatterte fröhlich im Wind. Anderthalb Jahre alt sei dieses gute Stück, erklärte der Fahnenbesitzer auf Anfrage meines Sohnes (früh übt sich). 

In strahlend blau-weißen Trikots trat die Mannschaft von Trainer Volkan Uluc unten auf dem Rasen an und versuchte ihr Bestes. Die Abwehr des BFC Dynamo zeigte indes eine prima Abwehrarbeit und konnte sich einige Male hinten den Ball spielerisch zurückerobern. Es wurde ein Duell auf Augenhöhe, an dem man seine Freude haben konnte. Weniger Freude hatte der BFC indes am Schiedsrichtergespann. In der 28. Minute zückte der Schiedsrichter die Rote Karte und hielt diese David Malembana entgegen.

Notbremse soll es gewesen sein, auch wenn der Weg bis zum Tor noch ein Stückchen war. Wut auf den Rängen. „Hoyzer! Hoyzer!“, ertönte es immer wieder. BFC-Trainer René Rydlewicz zeigte sich später auf der Pressekonferenz arg verwundert, dass der direkt neben ihm stehende Linienrichter bei jener Situation gleich „Rot! Rot! Rot!“ in sein Mikrofon brüllte. Hut ab, dachte Rydlewicz in jenem Moment, diese Brille müsse er sich auch besorgen. Von der Position aus konnte man einfach nicht erkennen, ob es der letzte Mann und ein Foul war, so Rydlewicz. Was dort in der Situation vorn vor sich ging, war natürlich eine andere Frage. Fakt ist, dass diese Rote Karte das Spiel des BFC Dynamo durchaus veränderte. Aus taktischen Gründen wurde sogleich Karim für Brasnic gebracht. Die Gäste kamen nun besser ins Spiel und kamen in der 34. Minute in Führung. 

Von der linken Außenbahn wurde der Ball weit hereingebracht, am zweiten Pfosten stand Florian Beil bereit und köpfte zum 1:0 für Nordhausen ein. Und das mit einer die verletzte Nase schützende Maske auf dem Gesicht! Rote Karte und dann noch der Rückstand - manch ein BFCer war richtig muffig. In der Halbzeitpause ließ der „Lenzer“ seinen Emotionen freien Lauf und nahm sich den Schiedsrichter zur Brust. Im Spiel war Pfeffer drin, die Zuschauer durften sich auf den zweiten Spielabschnitt freuen. Und ja, das sind sie, die Spiele mit der Würze. Es muss nicht immer ein vom Namen her tolles Spiel sein, das für Spannung und Emotionen sorgt. 

Der BFC musste nun einiges in die Waagschale werfen. Einen sehenswerten Freistoß brachte Ugurtan Cepni auf das Wacker-Gehäuse, Keeper Jan Glinker musste sich richtig strecken, um den Ball abzuwehren. In der Schlussphase kamen die Gäste zu Chancen, da der Gastgeber hinten etwas öffnen musste. So traf Florian Beil nach prima Zuspiel nur den Querbalken. Wacker konnte jedoch nicht den Sack zu machen - und wurde dafür bitter bestraft. In der 90. Minute wurde der Ball weit nach vorn geschlagen, Chris Reher kam an den Ball und köpfte zum Ausgleich ein. Was für ein Jubel bei den Spielern und den Fans. Komplettes Durchdrehen auch oben auf der Ehrentribüne. Ein Remis, das sich anfühlte wie ein Sieg. Richtig bitter für den FSV Wacker - enorm wichtig für die Moral für den BFC Dynamo.  

Fotos: Patrick Skrzipek (bfc-fotos.de), Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
17 September 2018
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
511
Gästefans
40

Ligen

Inhalt über Liga
Regionalliga

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5 Kommentare
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Zuschauer
Respekt über 500 Zuschauer......... b*c war, ist und bleibt Scheisse
K
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G
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Bitter für Nordhausen, aber könnten die eigentlich aufsteigen? Ich sage da nur Stadionproblematik.
G
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G
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G
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