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Arema FC vs. Borneo FC: Mit dem Motorroller-Mob zum Stadion

Nach knapp einer Woche ohne das runde Leder sollte kurz vor dem einmonatigen Aussetzen der Liga zu Gunsten der Asian Games ein weiterer Großverein Indonesiens besucht werden. Der Aufwand für diesen Spielbesuch war recht hoch, denn von Yogyakarta aus sollte die Anreise per Bahn gut 8 Stunden für den einfachen Weg beanspruchen. Die Bahnanreise ist auch im ansonsten recht preiswerten Indonesien nicht ganz billig, aber im Vergleich zu Bussen viel besser planbar. Die Pünktlichkeit ist deutlich besser.

Die Reise sollte in den eigentlich recht unbedeutenden 100.000-Seelen-Ort Kepanjen, 25km südlich von Malang. Bis auf das sportliche Aushängeschild gibt es in Kepanjen nicht wirklich viel Besonderes, aber letztlich reicht dies aus, um für einen Kurzbesuch anzureisen. Und was war diese Partie schon im Vorfeld nervenaufreibend. Arema vermeldete einen Anpfiff von 18:30 Uhr und die Gäste vermeldeten noch am Tag zuvor 15:30 Uhr. Was war nun richtig? Das Ganze war für meine Zugplanung schon nicht ganz unerheblich. Eigentlich war 15:30 Uhr die logischste Variante, da am Abend auch die U16 im Finale der AFF-Championship gegen Thailand spielen sollte und man den Leuten das Schauen beider Spiele ermöglichen könnte. So war es auch angedacht, aber Arema bat aufgrund des 31. Geburtstag um eine Austragung am Abend. Letztlich wurde nach vielem Hin und Her doch noch ein offizielles Statement von den Vereinen gegeben. Anpfiff 18:30 Uhr! Letztlich hatten auch viele Einheimische die gleichen Fragezeichen in den Augen und somit wurden beide Teams regelrecht mit Nachfragen bombardiert.

 

Nach 8 Stunden in den Tiefen diverser Onlinefilme war das Ziel erreicht. Ein putziger kleiner Bahnhof erwartet die Gäste. Ich war einer der wenigen Fahrgäste, die in Kepanjen ausstiegen. Die meisten zieht es doch eher in die große Stadt Malang. Nach dem Öffnen der Bahnschranken, konnte man bereits einen großen Motorroller-Mob über die Gleise huschen sehen. Natürlich mit allen möglichen Fanutensilien am Roller. Dem wollte ich in nichts nachstehen und so ging es mit dem Mopedtaxi ebenfalls zum Stadion. Allein diese Anreise war schon wieder Weltklasse. Überall Motorroller, teilweise mit vom Sozius gehaltenen Schwenkfahnen, manche wiederum standen auf den Sitzen und klatschten im Vorbeifahren andere Fans ab und voraus fuhr ein Pickup voller Musikboxen, der den gesamten Weg mit bestem Metal beschallte. Allein das zu sehen, machte richtig Vorfreude. 

 

Ursprünglich waren die Erwartungen bezüglich des Spiels recht gering. Ein Blick in die aktuelle Statistik verriet, eine sehr schwache Besucherzahl bei den durchschnittlichen Spielen. Dazu zählt aus Arema-Sicht auch Borneo. Ein lustiger Zufall, denn in der vorangegangenen Saison, besuchte ich am letzten Spieltag das gleiche Duell, eben nur auf Borneo. Am vorherigen Spieltag war das Stadion übrigens ausverkauft, aber da war auch Persija Jakarta zu Gast. Dennoch sollte der Umstand des 31. Vereinsjubiläums einiges bewirken, sodass die Kulisse letztlich sehr gut war. Als kleine Bonusinformation sei erwähnt, dass es seit dieser Saison einen zweiten Verein mit ähnlichem Namen gibt. Dieser trägt seine Spiele in Malang aus und soll aus Fansicht, durchaus einen Besuch wert sein. 

 

Vorm Stadion dann wieder staunende Blicke. Irgendwie schaffen es die Indonesier immer wieder, irgendetwas noch nicht gesehenes auf die Beine zu stellen. Hier war es eine Fangruppe, die auf der Ladefläche eines LKW, an dem unzählige Boxen angebracht waren, anreiste. Verstörte Blicke bei der Polizei? Natürlich Fehlanzeige! Der ganz normale, indonesische Wahnsinn, aber auch mega genial. Zu den besten elektronischen Klängen und Bässen, wurde nun vor dem LKW das Tanzbein geschwungen. Wirklich herrlich anzuschauen. 

 

Im Stadion füllten sich die Ränge, wie schon erwähnt, recht gut. Gäste sah man allerdings nur vereinzelt. Zu Beginn gab es einen kleinen Umzug entlang der Tartanbahn und auch die Fans in der Kurve, ließen sich eine kleine Choreo nicht nehmen. Letztlich nur eine Zettelchoreo, welche eine 31 ergab. Große Ohhh’s und Ahhhh’s blieben daher aus. Die Stimmung war trotzdem gut, wobei die Fans nicht so richtig motiviert wirkten. Im Vergleich zu Surabaya und Persija fehlte schon ein ganzes Stück, aber es war eben auch nur ein eher unbedeutendes Duell hinsichtlich des generischen Vereins. Zu Spielen mit ähnlichen Gegnern, kamen in dieser Saison oft nur 5.000 Leute. 

 

Das ist wirklich schlecht, zumal auch Arema als einer der Gründungsvereine, eine stattliche Fanbasis vorweisen kann. So wirklich erfolgreich war der Verein in den letzten Jahren nicht. Der einzige Meistertitel wurde in der Spielzeit 2009/10 eingefahren. Inwieweit die Gründung des zweiten Vereins in Liga 3, in diese Zahlen mit einwirkt, das muss zu einem anderen Zeitpunkt in Erfahrung gebracht werden. Dass es seitens der Fans aber Probleme mit der Führung gibt ist bekannt. 2015 wurde der Verein kurzzeitig in Arema Cronus umbenannt, was 2017 aufgrund vieler Fanproteste wieder geändert wurde. Dies wird wohl auch ein Grund für die teilweise erschreckenden Zuschauereinbrüche sein. 

 

Trotzdem ein lohnenswerter Besuch, insbesondere wenn man das Treiben vorm Anpfiff berücksichtigt. Dank eines rasanten Motorrollertaxista konnte ich mir vor der direkten 8h-Rückfahrt nach Yogyakarta, sogar noch eine Ladung Nasi Goreng organisieren. Das blieb bis dahin, nämlich nahezu auf der Strecke. Wie sagt man so schön: Ohne Mampf, kein Kampf!

Bericht: Marcel Hartmann

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Indonesien

Artikel wurde veröffentlicht am
28 August 2018
Spielergebnis:
2:2

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3 Kommentare
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Wahnsinn, toller Bericht.
G
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