Jena vs Union-19

Rot-Weiß Erfurt unterliegt im A9-Chaos-Duell beim Berliner AK

In England gibt es zahlreiche Derbies die nach den Motorways benannt sind, die die jeweiligen Städte verbinden. In der Nordamerikanischen Major League Soccer hat man das adaptiert und gibt es z.B. für DC United (mit Wayne Rooney) gleich zwei I-95 Derbies gegen New York und New England - beide Gegner erreicht man über die Interstate 95. 

Und in Deutschland? Gibt es aktuell die A9-Schneckenfluch-Duelle. Wer über die Nord-Süd-Achse von oder nach Berlin fahren muss, sollte besser einige Stunden mehr einplanen. Die sich aneinander reihenden Baustellen laden reihenweise zu Unfällen ein, die kilometerweise Staus nach sich ziehen. Wer dort regelmäßig fährt, kennt Dessau und dergleichen aus der Nähe, dank Umfahrungen, die aber am Ende auch wertvolle Zeit fressen.

Wertvoll vor allem, wenn ein Anpfiff naht und vor allem wenn es unter der Woche ist und man nicht so großzügig losfahren kann. Der FC Rot-Weiß Erfurt samt treuer Anhängerschar darf sich in dieser Saison in der Regionalliga Nordost gleich fünfmal in die Hauptstadt und noch einige Male zusätzlich in ihr Umland aufmachen.

 

Auch heute war so ein Stau-Tag, der viele Fans später, manche gar nicht ankommen ließ. Knapp 20 Minuten lief das Spiel schon, da knüpften die Ultras erst gemütlich ihre Zaunfahnen auf, plauschten mit Bekannten und fingen an, die Menge zu dirigieren: „Kommt ma Stücke ran hier!“ knisterte es erstmalig aus dem Megafon, „Wir rufen jetzt alle gleich: die Erfurter sind da.“ Und just während knapp 400 Lungen sich mit Luft füllten, entlud sich auf der anderen Seite ein Jubelschrei.

 

Deniz Tunay hatte sich ein Herz gefasst und von der Strafraumkante abgezogen. Sein Schuss wurde gegen die Richtung des Erfurter Keepers abgefälscht und der Ball lag im Tor. 400 Lungen atmeten erst mal wieder aus. Waren etwas benommen. Um nach kurzer Pause umso trotziger loszulegen: „Hurra, Hurra - die Erfurter sind da!“ Das wäre direkt nach dem Gegentor auch ungewollt skurril gewesen.

 

Vorher war ausnahmsweise die Heimseite akustisch dominant. Am Nachmittag feierte der BAK sein Sommerfest, zahlreiche Jugendmannschaften feuerten ihre Jungs daher im Anschluss unentwegt an, wenn auch in etwas höherer Tonlage. Auf dem Rasen begannen die Gäste das Spiel durchaus dominant, ließen auch ein paar Chancen aus, trafen aber auf eine Berliner Mannschaft, die seit dem desolaten 0:5 Heimauftakt gegen Babelsberg defensiv sehr gut sortiert stand und sich auch offensiv nicht versteckte.

 

Das „Auf geht‘s Erfurter Jungs!“ aus der Kurve war daher sicher wörtlich gemeint, die Trommel erklang, vier Fahnen wehten, ein Halbzeitpfiff ertönte. Im zweiten Durchgang wirkte Erfurt weitgehend ideenlos. Der Berliner AK konterte nach Angriffen oft gefährlich, machte phasenweise aber auch das Spiel und war bissig in den Zweikämpfen. „Vorwärts, vorwärts FC Rot-Weiß Erfurt“ flehten die Fans schon fast und 12 Minuten vor Schluss wurden sie erhört. Fast. Es gab Elfmeter doch Pascal Kühn im BAK-Kasten roch die Richtung und faustete Andis Shalas Schuss zur Ecke.

 

Der Kinderchor kreischte unbändig auf der Tribüne, die er über weite Strecken vornehmlich mit einem unrhythmischen blechernen Klopfen vibrieren ließ. Die Schlussphase hatte aber noch mehr Adrenalin parat: Ball im Berliner Tor! Abseits! Sofortiger Konter - Ball im Erfurter Tor! Vorher an die Hand gesprungen. Es blieb beim 1:0. Der Torwart brüllte zum wiederholten Male die Balljungen an, die großen Spaß daran zu haben schienen, der Schiedsrichter pfiff ab. Jubel im Heimbereich, stilles Abklatschen am Gästezaun.

 

Der RWE hinkt seinen Saisonzielen hinterher, empfängt nach einem Testkick in Magdeburg als nächstes Budissa Bautzen. Vom nächsten A9-Chaos sind die Thüringer aber immerhin noch bis Ende Oktober verschont. Die Berliner Athleten sind hingegen wieder in der Spur und treten am nächsten Spieltag beim VfB Auerbach an - und könnten statt der A9 auch vorsichtshalber die A13 nehmen.

Bericht: Felix

Fotos: Felix

> zur turus-Fotostrecke: FC Rot-Weiß Erfurt

> zur turus-Fotostrecke: Berliner AK 07

Artikel wurde veröffentlicht am
25 August 2018
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
1.316
Gästefans
400

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Regionalliga

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