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Dynamo-Stadion oder Rudolf-Harbig-Stadion? Die Qual der Wahl für die SGD-Fans

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Drei Minuten vor Schluss machte Hans-Jürgen Kreische den Sack zu! Voilà! 4:2 gegen die BSG Sachsenring Zwickau! Bereits den ersten Treffer des Tages hatte Kreische am 16. Juni 1973 erzielt - per Elfer in der 13. Minute. Der Sieg gegen Zwigge vor 22.000 Zuschauer war immens wichtig, er war die Vorentscheidung im Meisterschaftskampf 1972/73. Eine Woche später konnte schließlich beim letzten Heimspiel gegen den FC Karl-Marx-Stadt der DDR-Meistertitel gefeiert werden. Es war der dritte Meistertitel für die SG Dynamo Dresden und der erste Meistertitel im Dynamo-Stadion. Zwei Jahre zuvor, als am letzten Spieltag - es gab auch einen 4:2-Erfolg gegen Sachsenring Zwickau - auf den zweiten Meistertitel angestoßen wurde, hieß die Spielstätte noch Rudolf-Harbig-Stadion, benannt nach dem 1913 geborenen Rudolf Waldemar „Rudi“ Harbig, der später ein erfolgreicher Leichtathlet wurde. Im März 1944 war er für die deutsche Luftwaffe als Fallschirmjäger in der Sowjetunion im Einsatz. In Olchowez (Swenyhorodka / heutige Ukraine) kam er vermutlich am 05. März 1944 ums Leben. Zumindest galt er seit jenem Tag als vermisst. Am 23. September 1951 erhielt die 1922/23 errichtete Spielstätte, die zuvor Dresdner Kampfbahn und Ilgen-Kampfbahn hieß, zum ersten Mal den Namen Rudolf-Harbig-Stadion. 

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Die Meistertitel 1952/53 und 1970/71 wurden im Rudolf-Harbig-Stadion gefeiert, die ersten Auftritte auf europäischer Bühne fanden Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre demzufolge auch im Rudolf-Harbig-Stadion statt. 1:1 gegen die Glasgow Rangers, 6:0 gegen Partizan Belgrad und 2:1 gegen Leeds United. Die ganz großen Auftritte fanden dann jedoch im Dynamo-Stadion / Dynamostadion statt. Gemeinsam mit dem 1. FC Magdeburg war die SG Dynamo Dresden in den 70er Jahren das fußballerische Aushängeschild der DDR. Nach dem Meistertitel 1973 folgten 1976, 1977 und 1978 gleich drei Meistertitel in Folge. Mit einem Zuschauerschnitt von über 28.000 war die SGD der absolute Zuschauerkrösus der DDR-Oberliga, gefolgt von Magdeburg (knapp 20.000) und dem 1. FC Lok Leipzig sowie dem BFC Dynamo (jeweils 16.000). Das Dynamo-Stadion in Dresden wurde eine Festung, und Hans-Jürgen-Kreische war das „Tormonster“. Allein 1975/76 erzielte er 24 Treffer in 26 Partien!

Den Namen Dynamo-Stadion verbinden zahlreiche SGD-Fans mit den großen Schlachten im Europapokal der Landesmeister. 1975/76 wurden daheim Benfica Lissabon mit 2:0 und Ferencváros mit 4:0 weggebügelt, im Anschluss gab es einen 3:2-Sieg gegen den FC Zürich. Aufgrund der Auswärtstorregel war dann jedoch im Viertelfinale Schluss (1:2 in Zürich). Unvergessen die beiden Spiele drei Jahre zuvor! Erst ein 2:0 gegen Juventus Turin und dann ein 3:3 gegen den FC Bayern München. Ja, im Dynamo-Stadion mussten einige Mannschaften Federn lassen. In der EC-Saison 1978/79 wurde zuerst mit 0:2 bei Partizan Belgrad verloren, daheim konnte dann mit 2:0 gewonnen werden. Nach der torlosen Verlängerung behielt die SGD im Elfmeterschießen mit 5:4 die Oberhand. In der zweiten Runde kam dann Bohemians Dublin in Dresden mit 0:6 unter die Räder. Erst gegen Austria Wien war dann Schluss.

Aufgrund der sportlichen Dominanz des BFC Dynamo folgten in den 80er Jahren nur Auftritte im UEFA-Pokal und im Europapokal der Pokalsieger. Erst nach den Meistertiteln 1989 und 1990 durfte Dynamo Dresden wieder die Visitenkarte im Europapokal der Landesmeister abgeben. Als am 20. März 1991 Roter Stern Belgrad zu Gast war und es zu heftigen Auseinandersetzungen kam, hieß das Stadion bereits wieder Rudolf-Harbig-Stadion. Zudem wurde das Weinrot im Vereinsemblem abgelegt, stattdessen gab es nun ein weißes D auf grünem Grund. Aus der SG Dynamo wurde der 1. FC Dynamo. Immerhin, an das „Dynamo“ im Vereinsnamen traute man sich nicht ran. Grund dafür war vielleicht auch der sportliche Erfolgt zu Beginn der 90er Jahre. Dynamo Dresden spielte von 1991 bis 1995 in der 1. Bundesliga. Wären die Dresdner wie der BFC Dynamo (damals FC Berlin) nach der Wende in der Drittklassigkeit versackt, hätten übereifrige Leute vielleicht auch am Namen geschraubt.

Sei es, wie es sei. Zu Beginn der 90er Jahre wurde das Rudolf-Harbig-Stadion bundesweit so gut wie jedem Fußballfreund ein Begriff. Rudolf-Harbig-Stadion und Ostseestadion sowie später das Stadion der Freundschaft in Cottbus - diese Spielstätten wurden die ostdeutschen Hochburgen, in denen wacker das Fähnchen hochgehalten wurde, während andere einstige DDR-Oberligisten in Regional- und Oberliga versauerten. Im Rudolf-Harbig-Stadion wurde seit dem Fall des Eisernen Vorhangs gejubelt und bitter geweint. Dieses Stadion hatte Höhen und Tiefen erlebt. Von der 1. Bundesliga ging es 1995 direkt runter in die neu geschaffene Regionalliga Nordost. Später spielte Dynamo Dresden zwischenzeitlich sogar nur viertklassig. Unvergessen die Aufstiegsspiele gegen Hertha BSC II am Ende der Saison 2001/02. Rückkehr in die Regionalliga. Zwei Jahre später gelang sogar der Sprung in die 2. Bundesliga. Parallel zum grünen Wappen wurde auch wieder die weinrote Version geführt, am 1. Juli 2007 wurde zudem das „1. FC“ wieder abgelegt. Dynamo Dresden war wieder eine Sportgemeinschaft.

Als 2008/09 das alte Stadion abgerissen und das Neue errichtet wurde, hieß es zunächst - sehr zur Freude der Fans - weiterhin Rudolf-Harbig-Stadion. Wenn schon nicht die „Giraffen“ (Flutlichtmasten) stehen bleiben durften, so blieb zumindest der vertraute und zugleich beliebte Stadionname. Sehr zum Ärger der Fans wurde am 10. Dezember 2010 bekannt gegeben, dass die Spielstätte nun „glücksgas stadion“ heißen würde. Umso größer die Freude, als der Vertrag mit Glücksgas im Jahr 2014 endete und das zweite Zuhause nun einfach „Stadion Dresden“ hieß. 2016 wurde es dann in DDV-Stadion umbenannt.

Nun aber! Was in Rostock gelang (Rückbenennung in Ostseestadion), soll nun auch in Dresden umgesetzt werden. Die neuen Namensgeber sind nun Konsum Dresden und die DREWAG - Stadtwerke Dresden GmbH, und diese ermöglichen es, dass die Fans der SG Dynamo Dresden nun die Wahl haben: Dynamo-Stadion oder Rudolf-Harbig-Stadion? Alle Fans (und Sympathisanten) dürfen online (ohne lästige Registrierung, nur eine Mail-Adresse muss angegeben werden) über den neuen (alten) Namen abstimmen. Zeit ist bis zum 31. August 2018.

Wie die Stimmungslage ist? Ganz schwer zu sagen. Es scheint völlig offen, für welchen Namen sich die Mehrheit ausspricht. Unterhält man sich mit den Älteren (über 40 / 45), so plädieren viele von ihnen für ein Dynamo-Stadion. Der Grund? Weil in den 70ern die größten Erfolge im Dynamo-Stadion gefeiert wurden und sie als Kind in genau dieses Stadion gingen. Die jüngeren Fans sprechen sich häufig für ein Rudolf-Harbig-Stadion aus. Ist doch klar, mit diesem Namen sei man halt in den 90ern und im neuen Jahrtausend aufgewachsen. Einen anderen Namen kenne man gar nicht. Nicht zu vergessen jedoch das Argument bei vielen Fans, egal ob jung oder alt: Der Name „Dynamo-Stadion“ ist einfach eine Ansage und klingt verdammt gut. Also dann, wir sind gespannt!

Zur Abstimmung:

www.unser-stadionname.de

Fotos: Marco Bertram, Veit Pätzug, frontalvision.com, Arne Amberg

> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
24 August 2018

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G
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Dynamo Stadion
Dynamo Stadion finde ich besser denn wer von den jüngeren Dynamo Fans weiß wer Rudolf Harbig war dann wäre lieber Walter Fritsch Stadion da er Dnamo fünfmal zum Meistertitel führte.
L
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PRO Dynamostadion!
G
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G
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Mir ist es egal. Beide Namen sind gut, Hauptsache kein Sponsorenname mehr. Glücksgas war wirklich harter Tobak.
SH
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Ganz klar für das Rudolf-Harbig-Stadion, weil es schon vor 1971 so hieß!
J
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