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SpVgg Greuther Fürth vs. Borussia Dortmund: Fußball kann so schön grausam sein

Oh ja, Fußball kann richtig schön grausam sein. Er kann einen von einer Sekunde zur anderen vom Glücksgefühl zum Entsetzen beamen. Rackzack! Pures Entsetzen statt Freudentränen. Und gerade im Pokal kann das Schicksal gnadenlos zuschlagen. Energie Cottbus wähnte sich bereits in der nächsten Runde, bis der SC Freiburg in der 90.+1. Minute ausgleichen und später das Elfmeterschießen für sich entscheiden konnte. Noch brutaler traf es die SpVgg Greuther Fürth. Gleich zweimal wurde am Montagabend beim Spiel gegen Borussia Dortmund die Heimseite in einen Schockzustand versetzt. Einmal in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit und ein weiteres Mal in der Nachspielzeit der Verlängerung. Wobei das zweite Mal weitaus arger war, da jener Gegentreffer das Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals bedeutete.

Der Reihe nach: Es war angerichtet im proppenvollen Sportpark Ronhof. Ein toller Abendhimmel bot beeindruckende Motive, auf den Rängen setzten die Fürther Fußballfreunde ein weiß-grüne Choreo um, bei der auf eine glorreiche Ära zurückgeblickt wurde: „Die 1920er war´n deine goldene Zeit, selbst Barcelona fegtest du vom Feld. Die Bilder verblassen Jahr für Jahr, doch das grüne Leuchten bleibt auf ewig da!“ Nach dem ersten Deutschen Meistertitel 1913/14 durfte die SpVgg Fürth 1926 und 1929 zwei weitere Meistertitel feiern. Auch der Erzrivale aus Nürnberg zählte damals zu den besten Vereinen, so holte der Glubb in den 1920ern gleich fünf Meistertitel. Fürth und Nürnberg - das war damals das Maß aller Dinge. Nur der Hamburger SV konnte 1923 und 1928 die Serie brechen und ebenfalls Meister werden. Um sich auch mit der internationalen Konkurrenz zu messen, wurden Testspiele unter anderen gegen Juventus, Real Madrid und den FC Barcelona organisiert. Gegen alle drei konnten damals Siege errungen werden. So wurde zum Beispiel am 05. Dezember 1926 bei den Katalanen mit 1:0 gewonnen.

Gewinnen wollte man nun auch gegen das Starensemble aus Dortmund. Mit vollem Einsatz wurde in der ersten Halbzeit gekämpft, doch die besseren Möglichkeiten hatte der BVB. Da Reus, Wolf und Delaney jedoch ihre Chancen nicht nutzten, ging es mit einem 0:0 zu den Halbzeitansprachen in die Kabine. Im zweiten Spielabschnitt ergab sich ein ähnliches Bild. Fürth kämpfte wacker und hielt gut gegen, die Dortmunder erspielten sich die besseren Möglichkeiten. So traf Pulisic zum Beispiel nach einer Stunde nur den linken Außenpfosten. 

Und dann! In der 77. Minute machte Ernst plötzlich das 1:0 für Fürth! Mohr hatte den Ball weit hereingebracht, am zweiten Pfosten kam Keita-Ruel an das Spielgerät und legte für Ernst vor, dieser brauchte quasi nur noch unten links flach einzuschieben. Die Heimfans waren nun völlig aus dem Häuschen. Es roch nach einer kleinen Sensation, der Einzug in die zweite Pokalrunde war zum Greifen nahe. Und die Dortmunder? Die mussten nun was zeigen. So recht wollte es nicht klappen gegen die kämpfenden Fürther. Minute für Minute verstrich die Zeit. 90. Minute - immer noch stand es 1:0 für Fürth. Der Schiedsrichter ließ lange nachspielen. In der 90.+5. Minute spielte der aufgerückte BVB-Keeper Bürki rüber auf die linke Seite. Reus brachte den Ball einfach mal hoch rein, und am zweiten Pfosten stand plötzlich eine ganze kleine Traube Dortmunder bereit. Locker flockig kam Witsel mit dem Kopf an die Kugel und brachte diese im Fürther Gehäuse unter.

Nun ging es im Gästeblock richtig ab. Verständlich. Wer blamiert sich schon gern bei einem Zweitligisten?! Es blieb jedoch spannend, es blieb völlig offen. In der Verlängerung hatten sogar die Fürther die besseren Möglichkeiten. Gugganig und Reese hätten jeweils das 2:1 machen können, ja müssen. Und nun kommt wieder das fette Phrasenschwein! Machste vorn nicht rein, kriegste hinten… Na wat wohl?! Als alle bereits mit dem Elfmeterschießen rechneten, legte Sancho auf der rechten Seite den Turbo ein und passte zu Reus, der goldrichtig stand und den Ball trocken zum 2:1 für Dortmund reinhaute. Was für ein Jubel im Gästebereich! Kollektives freudiges Ausrasten. Blankes Entsetzen indes auf Heimseite. Das war richtig bitter für Fürth!

Und sonst so? Auf den Rängen gesichtet wurden unter anderen Reinhard Grindel und Philipp Lahm. Diese bekamen nicht nur ein flottes spannendes Spiel auf dem Rasen, sondern auch Spruchbänder auf den Rängen zu sehen. Wie bei fast allen Begegnungen der ersten Pokalrunde zeigten die Fans Botschaften und kündigten einen heißen Herbst an. „DFB, DFL & Co - Ihr werdet von uns hören!“, war im Gästeblock Schwarz auf Gelb zu lesen. Am Podest des Vorsängers hing zudem unübersehbar das rot durchgestrichene Logo des DFB. Und auch im Fürther Fanblock gab es die gleiche Botschaft, ergänzt durch folgende Zeile: „Mit Eurer Ignoranz habt Ihr Euch zum Affen gemacht!“ Bekanntlich ließen landesweit die meisten Fanszenen verlauten, dass der Dialog abgebrochen wird. 

In der gemeinsamen Botschaft, die vielerorts online gestellt wurde, heißt es in den letzten Zeilen: „... Aus diesem Grund sehen wir keine andere Möglichkeit, als die Gespräche mit sofortiger Wirkung zu beenden und den Protest noch engagierter als zuvor in die Stadien zu tragen. Wir sind weiterhin bis in die Haarspitzen motiviert, uns für die Grundwerte des Fussballs und gegen eine weitere Entfremdung des Fussballs durch Korruption, Gutsherrenmachenschaften und Kommerzialisierung einzutreten. Wir sehen es mehr denn je als unsere Verantwortung gegen den DFB und die DFL aufzustehen und wissen zehntausende Unterstützer in den Kurven des Landes hinter uns. Ihr werdet auch in dieser Saison von uns hören!“

Und klar, zu dieser Thematik gibt es in Kürze unserem Magazin einen ausführlichen Bericht!

Fotos: Sachseninformer

> zur turus-Fotostrecke: SpVgg Greuther Fürth

> zur turus-Fotostrecke: Borussia Dortmund

Artikel wurde veröffentlicht am
22 August 2018
Spielergebnis:
1:2
Zuschauerzahl:
15.500

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