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800 Jahre Rostock: Choreo für Ehrenbürger und 2:0-Sieg des F.C. Hansa

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Man schrieb den 24. Juni 1218, als Rostock das Lübische Stadtrecht erhielt. Als wendisches Mitglied der Hanse blühte Rostock rasch auf, doch gab es in der Stadtgeschichte nicht nur Glanzzeiten. Der Niedergang der Hanse, der Dreißigjährige Krieg und der Stadtbrand im Jahre 1677 warf die Hansestadt Rostock weit zurück. Erst mit der Industrialisierung erfuhr Rostock einen erneuten Aufschwung. Und in der jüngeren Vergangenheit? Rostock wird man meist mit zwei Dingen verbinden. Zum einen mit Ostseestrand und Warnemünde, zum anderen mit dem F.C. Hansa Rostock, der einst zu Bundesligazeiten in den Top 5 der beliebtesten deutschen Fußballvereine zu finden war. Nach einigen Jahren in der Drittklassigkeit soll es nun endlich mal wieder nach oben gehen. In dieser Saison könnte was gehen, da sind sich viele sicher. Umso erschütternder war die 0:3-Klatsche beim Auftaktspiel in Cottbus.

Mund abputzen und schnellstmöglich diese Niederlage abhaken. Volle Kraft voraus gegen den Zweitligaabsteiger Eintracht Braunschweig. Ein Sieg - und schon wäre wieder alles halbwegs im Lot. Der Vorverkauf lief ordentlich an, mit vollen Rängen war zu rechnen, und glücklicherweise durften dann doch die Tageskassen geöffnet werden. Am Ende waren es 17.400 Fußballfreunde, welche die Ränge des Ostseestadions ansehnlich füllten. 

Da es sich um das erste Heimspiel nach den offiziellen Feierlichkeiten zum 800. Geburtstag der Hansestadt Rostock handelte, war eine große Choreographie auf der Südtribüne Pflicht. In den Vordergrund gestellt werden sollten wichtige Personen, die in der Vergangenheit die Stadt würdig vertraten. Ganz gleich, ob innerhalb der Stadtgrenzen oder draußen in der weiten Welt. „Ehre, wem Ehre gebührt …“, lautete das Motto. „Damals wie heute ehrbare Leute“, stand in großen Lettern geschrieben. Darüber waren die Gesichter wichtiger Menschen zu sehen. Und wer sind all diese Personen? Es wäre eine gute Quizfrage. 100pro würde den meisten der zweite Mann von rechts auf der Choreo sofort ins Auge fallen. Das ist doch?! Richtig, dies ist Michael Tryanowski, eher bekannt als „Spielmann-Opi“. Vielen werden ihn mal persönlich auf den Straßen spielen gesehen haben, andere werden ihn aus dem Video vom Lied „Mein Rostock“ von Marteria kennen. Bedauerlicherweise verstarb der „Spielmann-Opi“ kürzlich im Alter von 98 Jahren.

Und all die anderen Personen? Gehen wir mal die Reihe durch. Von den Fans geehrt wurden: Der Reformator Ulrich von Hutten, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts sowohl vom Schreibtisch aus als auch auf dem Schlachtfeld kämpfte. Im 19. Jahrhundert lebte in Warnemünde Stephan Jantzen, der bereits früh zur See ging und sich Stück für Stück hocharbeitete. Später fuhr er selbst als Lotsenkommandeur und Vormann bei schwersten Stürmen noch hinaus, um Schiffbrüchige zu retten. Respekt! Ebenso auf der Choreo mit dabei: Fritz Reuter, der 1810 in Stavenhagen geboren wurde und als einer der wichtigsten niederdeutschen Dichter und Schriftsteller gilt. Wilhelm Bartelmann, der als erlernter Korbmacher im Jahre 1882 den heute nicht mehr weg zu denkenden Strandkorb erfand. Gebhard Blücher, der 1742 in Rostock das Licht der Welt erblickte und später einer der anerkanntesten Männer der Preußischen Armee wurde. Man denke nur an die Leipziger Völkerschlacht und die Schlacht von Waterloo!

Auf der Choreo abgebildet wurden auch zwei Personen, die für eine ganze Zunft bzw. Gruppe stehen. Der Bierbrauer und der Hansa-Fan. Die Tradition der Braukunst ist mit der Stadtgeschichte eng verknüpft. Und nun denn, der Hansa-Fan, der - egal, ob auf dem Sitzplatz oder aktiv stehend - die Mannschaft des F.C. Hansa jede Woche unterstützt, weiß in der Regel die hohe Braukunst zu schätzen. Weiter ging es mit Ernst Barlach, der eigentlich eher mit Güstrow verknüpft war, aber am Ende in Rostock verstarb. Er gilt als einer der bekanntesten Bildhauer, Zeichner und Dichter der Region. Zurück zum Fußball: Geehrt wurden die einstigen Hansa-Spieler Paule Beinlich und Hilmar Weilandt, die auch ganz junge Hansa-Fans sicherlich kennen werden. Es waren einfach Spieler mit einer ganz besonderen Strahlkraft. Spieler, die man sich in der Gegenwart - nicht nur in Rostock - allzu häufig zurückwünscht. 

Den Abschluss bildeten der bereits erwähnte „Spielmann-Opi“ sowie Horst Köbbert, der 1928 in Rostock geboren wurde und zu DDR-Zeiten ein sehr geschätzter Mann im Fernsehen war. Und nicht nur das: Er war auch für seine Seemannslieder berühmt. „Wie der Wind auch weht, wie die Dünung geht, unsere Kogge liegt gut auf der See…“ Köbbert starb 2014 in Rostock, beigesetzt wurde er auf der Ostsee vor Warnemünde.

Die Fanszene des F.C. Hansa hatte einige tausend Euro in diese Choreo investiert - das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die Zustimmung von den anderen Rängen war nicht überhörbar. „Unsere Heimat, unsere Liebe, unsere Farben blau, weiß, rot, 1965, FCH bis in den Tod!“, ertönte es laut von der Süd, klatschend erhoben sich die Fans auf den anderen Tribünen. Bereits beim Warmmachen der Mannschaften hallte das „Auf geht´s Hansa, kämpfen und siegen!!“ durch das Ostseestadion.

Nachdem es zu Beginn schien, als könnten die Gäste aus Braunschweig das Heft in die Hand nehmen, machte Hansa in der 15. Minute richtig Alarm. In der eigenen Hälfte wurde der Ball erobert, dann ging es forsch nach vorn. Der zu Saisonbeginn aus Erfurt gekommene Merveille Biankadi trieb den Ball voran und bediente dann Cebio Soukou, der aus Aue an die Ostseeküste kam. Dieser umkurvte locker seinen Gegenspieler und lupfte locker über den BTSV-Keeper hinweg ins Gehäuse. 1:0 für Hansa. Das erste Saisontor durfte frenetisch bejubelt werden.

Nur sechs Minuten später folgte das 2:0 für Hansa. Wieder wurde der Ball erobert, wieder ging es geschwind nach vorn, dieses Mal wurde der Ball von der rechten Seite von Vladimir Rankovic hereingebracht, wieder war Soukou zur Stelle, aus kurzer Distanz vollendete er mit der Brust zur 2:0-Führung des Gastgebers. Noch vor der Pause dann fast das 3:0 für den FCH, aber eben nur fast. Königs verpasste in der 30. Minute denkbar knapp, in der 38. Minute war es nochmals Soukou, der seinen dritten Treffer des Tages hätte machen können.

Kurz nach der Pause dann noch einmal eine fette Möglichkeit. Nach Balleroberung und schnellem Konter gelang es Soukou nicht, das Spielgerät unterzubringen. Viel hätte nicht gefehlt und die Kugel hätte oben rechts im Eck eingeschlagen. Es war erstaunlich, wie oft Hansa den Braunschweigern das Spielgerät abknöpfen konnten. In der Schlussphase hatten Königs, Bülow, Breier und Soukou weitere Möglichkeiten, doch der dritte Treffer wollte nicht fallen. Das Vergeben der zahlreichen Möglichkeiten wurde jedoch nicht bestraft. Braunschweig fand an diesem Abend keine Mittel, und die Partie endete völlig verdient mit 2:0. 

Bereits am Dienstag empfangen die Braunschweiger daheim den FSV Zwickau, der F.C. Hansa Rostock hat am Mittwoch wieder ein Heimspiel. Zu Gast ist dann der SV Wehen Wiesbaden, der morgen noch daheim gegen den FC Energie Cottbus antreten muss.

Fotos: Sebastian Ahrens, Arvid Langschwager, Marco Bertram, frontalvision.com

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
04 August 2018
Spielergebnis:
2:0
Zuschauerzahl:
17.400

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3. Liga

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