„Ruhestörung“ in Herzogenaurach: Bamberger Jungs drehen vor Freude durch

Dritter Spieltag in der Landesliga - und schon herrschte volle Betriebstemperatur. Während die oberen Ligen Ende Juli / Anfang August starten werden, rollt in den unteren Klassen vielerorts bereits der Ball. So auch in der Bayerischen Landesliga Nordost, in der es am vergangenen Sonntag ein überaus kurioses Spiel zu sehen gab. 1. FC Herzogenaurach vs. FC Eintracht Bamberg. Das mag in den Ohren vieler nicht nach einem Oberkracher klingen, doch hatte es diese Partie wahrlich in sich! Doch zuerst ein wenig Historie: Im Mai 2010 wurde der FC Eintracht Bamberg ins Leben gerufen, nachdem der durch die Fusion im Jahr 2006 entstandene Verein 1. FC Eintracht Bamberg Insolvenz anmelden musste. Gespielt wurde fortan in der Bayernliga - bis im März 2016 ein weiterer Antrag auf Insolvenz gestellt wurde und es auch sportlich eine Etage tiefer ging. Landesliga statt Bayernliga (fünfthöchste Spielklasse), doch immerhin stimmten am 27. Oktober 2016 die Gläubiger einem Insolvenzplan zu. Ende 2016 war der FC Eintracht Bamberg schuldenfrei und wieder handlungsfähig.

In der Landesliga Nordwest konnte jedoch 2016/17 sportlich nicht mitgehalten werden. Fünf Punkte aus 32 Partien waren schlichtweg zu wenig. Mit 23 eingefahrenen Punkten stieg Bamberg als Tabellenletzter in die Bezirksliga Oberfranken West ab. Nun musste auch sportlich ein kompletter Neubeginn gestartet werden. Bitter, wenn man bedenkt, dass einst der Vorgänger-Verein 1. FC 01 Bamberg in der Saison 1946/47 in der Oberliga Süd spielte und in dieser unter anderen die SpVgg Fürth, den 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt, den VfB Stuttgart und den FC Bayern München als Gegner hatte. 

 

Lang, lang ist´s her. Der Bamberger Fußball hat magere Jahrzehnte hinter sich. Von 2008 bis 2010 gab es Hoffnung, als in der Regionalliga Süd gespielt wurde und immerhin der SV Waldhof Mannheim, der SV Darmstadt 98 und Hessen Kassel die Gegner waren. Dann kam die Insolvenz. Was nun zählt: Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Stück für Stück soll es wieder etwas aufwärts gehen. Und endlich war auch die nötige Portion Glück auf der Seite der Bamberger. Einem Aufstiegsrundenduell als Tabellenzweiter konnte aus dem Weg gegangen werden. Mit einem Punkt Vorsprung auf den FC Coburg wurde Rang eins gesichert. Bei den letzten Heimspielen kamen über 300 Zuschauer ins Fuchs-Park-Stadion, das bis 2009 Hauptkampfbahn im Volkspark bzw. Volksparkstadion hieß. Mit einem 10:0-Sieg gegen den SV Bosporus Coburg wurde die Bezirksligasaison 2017/18 abgeschlossen.

 

Zurück in der Landesliga! Am ersten Spieltag wurde auswärts beim SV Memmelsdorf vor 777 Zuschauern ein Punkt (2:2) geholt. Unter der Woche kam der FC Eintracht Bamberg vor 300 Zuschauern gegen den TSV Buch nach eigener Führung nicht über ein 1:1 hinaus. Nun also sollten auswärts beim 1. FC Herzogenaurach die ersten drei Punkte her! Rund 50 Bamberger Fußballfreunde hatten sich auf den zirka 50 Kilometer langen Weg gemacht. Zirka 20 bis 25 von ihnen unterstützten aktiv die Mannschaft. Insgesamt eingefunden hatten sich auf dem Rudolf Dassler Sportfeld 200 Zuschauer. Und diese bekamen ein irres Spiel zu sehen!

 

In der 26. Minute brachte Tobias Ulbricht die Bamberger mit 1:0 in Führung, nur drei Minuten später konnte Yannik Jassmann für den Gastgeber ausgleichen. Postwendend machte Maximilian Großmann mal eben in der 30. Minute das 2:1 für den FC Eintracht Bamberg. Wie der Treffer zustande kam, weiß so recht niemand. Kurz vor dem Pausenpfiff konnte Robin Renner auf 3:1 erhöhen. Auf dem Rudolf Dassler Sportfeld war bereits ein ordentlicher Lärmpegel erreicht worden, so dass erste Anwohner sich bei der Polizei wegen Ruhestörung beschwerten. 

 

Und es wurde noch lauter! Eric Stübing brachte in der 66. Minute und 78. Minute (per Strafstoß) den Gastgeber zurück ins Spiel. 3:3. Wieder schien es aus Sicht der Bamberger bei einem Remis zu bleiben. Allerdings war noch längst nicht Schluss. Elfmeter in der 92. Minute für die Bamberger.  Sandro Duemig wurde mit einem Foul an einem Nachschuss gehindert. Maximilian Großmann übernahm Verantwortung und brachte den Ball im Gehäuse unter. Da juckte es nicht, dass eine Minute zuvor Robin Renner mit Gelb-Rot vom Platz musste. Wegen was, war inmitten des ganzen Trubels nicht mitzukriegen. 

 

Als der Ball zum 4:3 in den Maschen landete, gab es bei Spielern und mitgereisten Fans kein Halten mehr. Rauf auf den Platz! Den Emotionen freien Lauf lassen! Manch ein Anwohner bekam fast einen Herzinfarkt. Die Polizei soll doch endlich mal die „Krawallmacher“ wegen Ruhestörung festnehmen! Wo kämen wir denn sonst hin? Fans und Spieler bekamen davon nichts mit. Zwar war reichlich Polizei (sogar mit zwei Hunden) vor Ort, doch zu ernsthaften Problemen kam es nicht. Jubel, Trubel, Heiterkeit bei den Bambergern - und nur das zählt!

Fotos: Sachseninformer

> Weitere Impressionen vom Spiel

Artikel wurde veröffentlicht am
23 Juli 2018
Spielergebnis:
3:4
Zuschauerzahl:
200
Gästefans
50

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Landesliga

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