Wenn man einen Namen mit dem japanischen Fußball verbindet, dann sind es unweigerlich die Urawa Red Diamonds. Insbesondere die Fans der Diamonds sind für ihre gute Stimmung weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannt. Es wurde somit Zeit, sich selbst ein Bild über das Treiben im ehemaligen WM-Stadion zu machen.
Urawa Red Diamonds vs. Sagan Tosu FC: Keine Tore im Zeichen der drei Diamanten
Wie sollte es anders sein, auch die Urawa Reds haben sich im Zuge der Fußballprofessionalisierung einen neuen Namen zugelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt trug man eigentlich stets in irgendeiner Form den Beinamen der Marke Mitsubishi. Und auch heutzutage wird im Wappen und im Namen an die Verbundenheit erinnert. Das Wort Diamonds bezieht sich auf die drei im Wappen der Firma Mitsubishi befindlichen Diamanten und stellt somit einen Bezug zur Historie und zum aktuellen Besitzer her. Im Weiteren soll mit dem Spitznamen „Reds“, sowie den roten Trikots, den weißen Shorts und den schwarzen Strümpfen, auf Manchester United verwiesen werden.
Die Urawa Reds sind nicht nur eines der Gründungsmitglieder der J-League, sondern darüber hinaus auch einer der ältesten Vertreter der aktuellen J-League. Die großen Erfolge muss man dennoch eher in der Vergangenheit suchen. 2006 wurde der letzte Meistertitel gewonnen. Generell war dieses Jahr ein sehr erfolgreiches. So gingen neben dem Meistertitel, auch der Kaiserpokal und der Supercup an die Reds. Im Jahr darauf konnte zudem die AFC Champions League gewonnen werden. Dies gelang durchaus überraschend auch im Jahr 2017. Der erste wirklich große Erfolg seit 2006. In der Liga wurde man nur Siebenter und auch in der laufenden Saison ist man meilenweit von einem neuen Ligagewinn entfernt. Nach 15 Spieltagen liegt man auf einem enttäuschenden 14. Tabellenplatz und liegt somit sehr dicht an den Abstiegsrängen.
Um noch einmal den Bogen in die Anfangsjahre der J-League zu spannen. Dort hatten die Urawa Reds in den ersten drei Halbserien nichts zu lachen. Diese schloss man stets als Schlusslicht ab, was aufgrund der fortlaufenden Aufstockung der Liga, jedoch noch nicht zum Abstieg führte. Da war schon etwas Glück dabei. Um diesem Trend entgegen zu wirken, verpflichtete man im Jahr 1994 die deutschen Weltmeister Guido Buchwald und Uwe Bein, was kurzzeitig zum sportlichen Aufschwung führte. Auch auf der Trainerposition durften sich über die Jahre einige Deutschen probieren. Holger Osieck (sogar 2 mal), Horst Köppel, Guido Buchwald, Gert Engels und Volker Finke.
Das Spiel gegen den Tabellennachbarn Tosu, welcher seit 2011 in der J1 League spielt, war aus sportlichen Aspekten kaum der Rede wert. Nicht ohne Grund hieß es am Ende 0:0. Die Leistung auf den Rängen war hingegen deutlich besser. Ob die Urawa Reds damit allerdings der stimmungstechnische Krösus Japans sind ist zweifelhaft. Die volle Kurve macht Eindruck und auch die Lautstärke treibt einige Male die Gänsehaut auf den Körper. Dennoch fehlt die Abwechslung, es fehlt das Durchhaltevermögen und am Ende ist es dann auch nicht immer so laut wie man es anhand des vorauseilenden Rufes vermuten würde. Es wird eben auch in Urawa nur mit Wasser gekocht. Natürlich ist das aus Fansicht wieder Meckern auf hohem Niveau, aber wer einen solchen Ruf genießt, muss mit einer hohen Messlatte rechnen. Die 700 Gäste kamen gegenüber der vollen Kurve der Reds trotzdem kaum an. Nur in den Kunstpausen der Heimkurve konnte man etwas aus dem Gästebereich vernehmen.
Letztlich war es dennoch eine coole Sache, einen der größten Vereine Japans und seine Fans einmal live zu sehen und zu hören. Vielleicht hat ja auch die sportliche Situation die Stimmungshandbremse ein wenig angezogen. Wer weiß das schon?
Bericht: Marcel Hartmann
Fotos: Marcel Hartmann