Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03 vs. Eisenhüttenstadt II: Feiern wie die Weltmeister!

Es ist immer wieder interessant, wie der Zufall manches in die Wege leitet. Im Prinzip war das Duell Rostock vs. Halle gesetzt, da auch zahlreiche Lok-Fans gen Ostseeküste reisen wollten. Okay, Rostock sollte es also sein, dieses Mal mit dem Auto, doch dann kam der besagte Zufall ins Spiel. Im Netz fand ich am Abend zuvor Bilder vom Auswärtssieg des FC Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03 in Neuenhagen. Ein beachtlicher Auswärtsmob bejubelte frenetisch die Treffer, und der folgende Blick auf die Tabelle der Ostbrandenburgliga (neunte Liga) besagt: Concordia ist Tabellenführer vor dem FußballClub Neuenhagen. Mit einem Mal hatte ich auf gut Deutsch gesagt richtig Bock auf das anstehende Heimspiel in Waldsieversdorf. Da Anika eh vor Ort im Ostseestadion sein würde, düste ich nun kurzerhand in die Märkische Schweiz. Zeit wurde genügend eingeplant, da ich ahnte, dass man gewiss ins Gespräch kommen würde. Ob bei Dynamo Schwerin, in Staaken, bei Stahl Brandenburg oder in Waldsieversdorf - bei lockerer Atmosphäre und ein paar Bier ist der Beginn der lebhaften Kommunikation nur eine Frage der Zeit.

Buckow

Von Müncheberg aus ging es als Einstimmung zu Fuß im östlichen Bogen durch die Wälder nach Buckow, und nach einem dortigen aus irre genial schmeckenden Bratkartoffeln und Spiegeleier bestehenden Essen führte der Weg zum kleinen Bahnhof Buckow, von dem aus die Buckower Kleinbahn nach Waldsieversdorf und Müncheberg abfährt. Wann ich das letzte Mal mit dieser Kleinbahn gefahren bin? Es muss wirklich lang her sein.Vermutlich in den 1970ern, denn 1980 kauften meine Eltern einen Skoda und die wöchentlichen Ausflüge ins Grüne wurden nun mit dem Auto in Angriff genommen. Dunkel erinnere ich mich, wie wir von Strausberg aus in einem typischen dunkelgrünen Reichsbahnzug mit dunkelbraunen Kunstledersitzen nach Müncheberg tuckerten und dort in die Kleinbahn umstiegen. Es war also noch vor dem Zeitpunkt, als von 1980 bis 1982 im Reichsbahnausbesserungswerk (Raw) Schöneweide drei neue Züge aus je einem Trieb- und einem Steuerwagen gebaut wurden. 

Buckow

Am gestrigen Samstagnachmittag herrschte am Buckower Bahnhof reges Treiben. Es wurde gegrillt und zahlreiche Personen hatten sich im anliegenden Garten gemütlich gemacht, und auch die Mitarbeiter der Buckower Kleinbahn saßen mit an den Tischen. Das fühlte sich doch glatt wie auf dem Balkan an! Eine Flasche Pils für 1,50 später hieß es Einstiegen in den Waggon der Baureihe 479. Der Geruch der Furniere und der roten Kunststoffbezüge der Sitzbänke schlug einen entgegen und ließ in Sekundenschnelle alte Erinnerungen an die Kindheit aufleben. Meine Güte, ist das alles lange her! Ein melancholischer Blick aus dem Fenster. Schade, dass die Fahrtzeit nur so kurz ist. Die 1,50 Euro für die Fahrkarten waren wahrlich prima angelegtes Geld. 

Buckow

Um zum am westlichen Rand der Ortschaft gelegenen Sportplatz zu gelangen, muss quasi nur der Dahmsdorfer Straße / Wilhelm-Pieck-Straße gefolgt werden. Auf dem Weg dorthin dürfen die verschiedenen Wohnhäuser und Villen sowie die große Denkmalfläche mit dem großen alten Scheinwerfer in der Mitte der Ortschaft bestaunt werden. Nördlich der Straße befindet sich schließlich der Sportplatz - und das mitten im Wald. Bäume soweit das Auge reicht. Herrlich! Im hinteren Bereich befindet sich eine Baracke, die sicherlich noch aus DDR-Zeiten stammt. Dort machen es sich die Fans sowie die Spieler der zweiten Mannschaft gemütlich. Obwohl der Begriff „Fan“ ein wenig irreführend ist. Es ist halt wie eine große Vereinsfamilie. Jeder unterstützt jeden. Wer beispielsweise beim Spitzenspiel in Neuenhagen nicht selber den Ball rollen ließ, unterstützte die erste Mannschaft bei der schweren Aufgabe. Es ist einfach wunderbar zu beobachten, mit wie viel Herzblut Amateurfußball (in diesem Fall in der Brandenburgliga / 9. Liga) gelebt werden kann.

Buckow

Wie mir später mitgeteilt wurde, wechselte eine kleine Gruppe Spieler vom FC Strausberg, der ja immerhin in der NOFV-Oberliga spielt, zum FC Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03. Der Grund? Ganz einfach, hier würde es einfach mehr Spaß machen zu spielen. Und eine sportliche Herausforderung gibt es schließlich auch. Als derzeitiger Tabellenführer winkt der Aufstieg von der Kreisoberliga in die Landesklasse. Und sagen wir es mal so: Der Bericht von meinem turus-Kollegen Michael hatte mich im September vergangenen Jahres neugierig gemacht. Rund 500 Zuschauer waren damals vor Ort beim Derby gegen die SG Müncheberg. Wie schrieb Michael in seinem Bericht? „Für die 50 Gäste wurde auch extra ein Gästeblock abgesteckt! Wir befinden uns hier in der Kreisoberliga. Die Organisation klappte hier super. Selbst am Imbiss kam es zu keinem Zeitpunkt Stau, da alles eingespielt schien. Unter dem Strich war das Derby der Märkischen Schweiz Werbung für den arg gebeutelten Fußball in der Region.“

Buckow

Na, und wenn es im September 2017 schon keinen Stau am Bierstand gab, dann am gestrigen Nachmittag bei 110 Zuschauern erst recht nicht! Ein frisch Gezapftes für schlappe zwei Euro, im Angebot war auch reichlich Kuchen. Vor der hinteren Baracke standen zudem ein Bierkasten, Rum und Cola bereit. Die totale Entspannung also? Ja, das schon, aber auf dem Platz wurde es in der ersten Halbzeit phasenweise etwas erhitzt. Bereits in der siebten Minute brachte Tobias Lindner den Gastgeber kraftvoll mit 1:0 in Führung. Emotional wurde es nach einer halben Stunde. Zuerst bekam der etwas übermotivierte Eisenhüttenstädter Spieler Herrmann Wamba Tsafack die erste gelbe Karte, dann machte Tobias Opitz das 2:0 für den FC Concordia klar, und nur eine Minute später ließ Wamba Tsafack mächtig Dampf ab, indem er den Ball aus recht kurzer Entfernung in die Zuschauer schoss. Gelb-Rot für den Heißsporn, der dann jedoch noch einmal den Kontakt zu den Gegenspielern suchte. Am Rande des Platzes lief der eine oder andere Zuschauer schon mal heiß, auf dem Rasen musste Wamba Tsafack von seinen Kollegen vor eigenen Dummheiten bewahrt werden.

Concordia

„Wat haste eigentlich hinten auf der Weste zu stehen?“, fragte der Linienrichter einen jungen Mann in orangefarbener Weste, der Fotos vom Spiel anfertigte. „Ordner“, lautete die kurze Antwort. „Musste gleich rüber gehen bei so was!“, empfahl der Linienrichter. Sicherungen brannten jedoch nicht durch, wenig später konnte die Partie fortgesetzt werden. Kurz vor der Pause stießen der Gästetorwart und Heimspieler Pawel Wojtalak zusammen, und Wojtalak musste behandelt werden. Als er wieder auf seinen Beinen stand, gab es Applaus von den Zuschauern. Weiterspielen konnte er allerdings nicht, für ihn kam Eric Harke ins Spiel.

Concordia

Eine weitere Auswechslung gab es nach direkt nach der Pause. Auch der polnische Spieler Bartosz Barandwoski ging nun vom Platz, für ihn lief nun Jakob Zwerschke auf. Der Gastgeber hatte bei prächtigem Wetter weiterhin alles im Griff. Nach knapp einer Stunde machte Sirko Neumann das 3:0 klar, fünf Minuten vor Abpfiff traf Tobias Lindner vom Elfmeterpunkt aus. 4:0 der Endstand, die Tabellenführung konnte gefestigt werden, die Party konnte gestartet werden. Ganz nach dem Motto „erst fingen sie ganz langsam an, aber dann, aber dann…“ ging der Nachmittag in den Abend über. Das Bier floss, noch lange saßen alle auf dem Rasen und unterhielten sich.

Bier

Viele Notizen dazu gibt es in meinem Buch nicht. Warum dort „Schnecken checken“ (kam nicht von mir!) und „Pipi am Zaun“ (ich fand sehr wohl den Weg zur Toilette) mit dem Kugelschreiber kurz und knapp notiert wurde, weiß ich nicht so recht. Egal! Die Musik wurde aufgedreht, Bier wurde in die Kabine gebracht, die Spieler waren nun außer Rand und Band. Abfeiern wie nach einem Weltmeistertitel. Das Bier spritzte, die Spieler tanzten, alle lachten, auch mein Oberkörper war frei - mehr Details werden nicht verraten.

Cordi

Einer der Spieler war so nett, einem den abendlichen Fußweg nach Müncheberg zu ersparen. Da jedoch zu jenem Zeitpunkt die Bahn nach Berlin nur alle zwei Stunden verkehrt, blieb eine satte Stunde Wartezeit. Kein Problem, denn der nächste Gesprächspartner war fix gefunden. Erfreulicherweise hat sich jemand gefunden, das bis dato leerstehende Bahnhofsgebäude in Müncheberg auszubauen. Die Räumlichkeiten wurden gezeigt, Einblicke gewährt, die Ausbauplane erklärt. Es tut sich was in der Märkischen Schweiz! Was es noch zu sagen gibt? Vielen Dank für die erbrachte Gastfreundschaft und für Euch alle eine klare Reiseempfehlung! Auf mit der Buckower Kleinbahn zu einem Heimspiel des FC Concordia Buckow/Waldsieversdorf 03! Wichtig aber: Vorher informieren, ob in Buckow (zum Beispiel in den kommenden Partien) oder in Waldsieversdorf gespielt wird!

Cordi

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: FC Concordia Waldsieversdorf/Buckow 03

Artikel wurde veröffentlicht am
06 Mai 2018
Spielergebnis:
4:0
Zuschauerzahl:
110

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Bezirksliga

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3 Kommentare
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B
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So wie man Amateurfussball liebt. So und nicht anders!
W
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G
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