„Legal Action“ und Becher-Bitter: Mit Slavia Prag auswärts nach Mladá Boleslav

Nach einer ereignisreichen Sause vorweg ein paar erste Erkenntnisse: Hast du die Wahl beim EuroCity zwischen einem ungarischen und einem tschechischen Bordrestaurant - wähle auf jeden Fall den tschechischen Zug. Der Grund liegt auf der Hand: Es wird frisch Gezapftes gereicht und die „happy hour“ ab der Grenze hat auch was für sich! Zudem durfte mal wieder in Erfahrung gebracht werden: Dynamo hat die Ohren überall! Ein einziges Mal (!) wurde in Mladá Boleslav zum Essen ein Leitungswasser bestellt - ein paar Stunden später wurde uns dies von zwei Dresdnern aufgetischt. Weitere Erkenntnisse: Die Klobasa bei den Bohemians 1905 ist besser als die bei Viktoria Zizkov. In Mladá Boleslav fährt wirklich (fast) jeder einen Škoda. Wer richtig old school reisen möchte, ist mit einem tschechischen Nahverkehrszug gut bedient. Vor allem, wenn dieser nur einen einzigen Waggon hat und auch noch eine ganze Truppe Slavia-Fans sich in diesem befindet. Zugegeben, eine Fußball-Tour in die tschechische Republik klingt nach einem Hut. Jedoch zaubern Land und Leute (und reichlich Bier) auch den alten Hasen immer wieder ein breites Lächeln auf die Gesichter.

Bierchen

Nun aber der Reihe nach. Treffpunkt Berlin Hauptbahnhof. Nach einem Schlückchen Eierlikör ging es im Speisewagen in Richtung Goldene Stadt an der Moldau. Die überaus freundliche Bedienung hatte am Zapfhahn gut zu tun und durfte sich Dank der vierköpfigen Reisegruppe über einen guten Umsatz freuen. Gulasch und Knödel gab es nach Grenzübertritt, denn auf tschechischem Hoheitsgebiet wird im EuroCity die „happy hour“ eingeläutet und sämtliche Getränke und Speisen kosten nun nicht einmal die Hälfte.

Prag

Was den Fußball in Tschechien betraf, so gab es nicht die riesige Auswahl. Der Spielbetrieb in den unteren Ligen startet erst wieder Mitte März, in der FNL (zweite Liga) wurden aufgrund der Witterungsverhältnisse sieben Partien abgesagt. Dank der überall eingeschalteten Rasenheizungen konnten am zurückliegenden Wochenende immerhin fast alle Erstligaspiele über die Bühne gebracht werden. Allein die Begegnung Baník Ostrava vs. FC Viktoria Plzen musste verschoben werden. Erfreulicherweise wurde das Heimspiel des FC Bohemians Praha 1905 gegen den Stadtrivalen AC Dukla am Freitagabend ausgetragen. Aufgrund der wahrlich unangenehmen Kälte, die langsam aber sicher durch jede Textilfaser kroch, konnte die 2.000er Marke dieses Mal nicht geknackt werden. Dank uns Vieren gab es jedoch die symbolträchtige Zuschauerzahl von exakt 1.905 zu vermelden.

Bohemians

Ein Ticket für die Haupttribüne kostete umgerechnet fast exakt 10 Euro (230 Kronen), zum Hinschmelzen war wieder der Biss in die gegrillte Wurst. Ja, auch ich lächele immer wieder mal über die im Netz kursierenden Klobasas und kann die Lobhudelei bezüglich der fetten Würste manchmal nicht mehr hören. Beißt man jedoch vor Ort hinein, denkt man nur: Meine Fresse! Sünde pur! Was für ein Genuss! Der Körper gierte regelrecht nach dem saftigen rötlichen fettigen Fleisch! Und ja, die Gelüste wurden so groß, dass inder Halbzeitpause gleich noch solch ein Riesenkolben verschlungen werden musste. Die Kombination aus arger Kälte und extrem vollem Magen führte dazu, dass die Müdigkeit für ein paar Minuten fast unbezwingbar wurde.

Bohemians

Und ja, vielleicht hätten die zwei Bierchen zuvor in einer Bohemians-Kneipe ausgelassen werden sollen. Zumal - im Gegensatz zu den meisten anderen Kneipchen - die Gastfreundschaft nicht gerade groß geschrieben wurde. An den freien Tresen durfte sich nicht gestellt werden, zugewiesen wurde uns stattdessen ein kleiner Raum ohne Fenster. Das hatte Charme! Ein kahler, gelb getünchter Raum. In der Mitte ein Tisch mit roter Decke und drum herum fünf Stühle. Einzig und allein ein einziges Bild mit dem Titel „Legal Action“ an der Wand diente als Schmuck in dieser beklemmenden Räumlichkeit. Die „Action“ blieb glücklicherweise aus, wenig später standen wir trotz wirscher Blicke der Anwesenden dann doch am Tresen.

Dolicek

Völlig Entspannung herrschte indes im Stadion selbst. So lange man sich dort nicht aufführt wie ein Vollidiot, wird man dort als Gast immer gern gesehen sein. Verwunderlich war indes, wie wenige Fußballfreunde im Gästeblock standen. Dass Dukla Prag fantechnisch nicht mit Sparta, Slavia und den Bohemians mithalten kann, dürfte bekannt sein. Doch in Anbetracht dessen, dass zuletzt bei den Heimspielen im Stadion Juliska gegen Mladá Boleslav und FK Jablonec knapp 1.400 bzw. 827 Zuschauer kamen, könnte man - zumal jeder Punkt im Abstiegskampf zählt - auswärts bei einem Stadtduell halt mit 200 bis 300 Anhängern rechnen. Von diesen Zahlen konnte jedoch keine Rede sein, vielmehr fanden sich nicht einmal 30 erkennbare Dukla-Fans im schmalen Gästeblock des Stadions Ďolíček ein.

Dukla

Zu feiern gab es für diesen kleinen wackeren Haufen am frostigen Freitagabend nichts. Zu Beginn der Partie gab es etwas fürs Auge - zu Ehren des Spielers David Bartek (200. Spiel für die Bohemians seit 2009) wurde im Heimblock hinter dem Tor eine Pyro-Choreo veranstaltet -, auf dem Rasen ließ der Gastgeber den Gästen keine Chance. Verdient gingen die Bohemians nach knapp einer halben Stunde durch einen von Dominik Mašek verwandelten Elfmeter mit 1:0 in Führung. Der Sack zugemacht werden konnte kurz vor Schluss, als nach einer hübschen Kombination der aus Ghana stammende Stürmer Benjamin Tetteh den Treffer zum 2:0 erzielen konnte. Zum Abschluss gab es im Heimsektor noch einmal als Dank für die Spieler eine ordentliche Portion Pyro.

Bohemians

Nach dem Spiel ging es für uns in eine weitere Bohemians-Kneipe. Nun hieß es jedoch nur noch: Haltung bewahren und stabil sitzen bleiben. Noch wichtiger: Ebenso stabil um acht Uhr morgens aus der Koje kommen. Die Sonne schien. Ein Spaziergang an der Moldau rief. Ein Frühschoppen und eine Gulaschsuppe in der Altstadt riefen ebenso. In Planung war zudem eine Fahrt nach Mladá Boleslav, wo um 18 Uhr die Partie gegen den SK Slavia angepfiffen wurde. Von Praha hlavní nádraží (Hauptbahnhof) aus kann mit einem Regionalzug (Richtung Tanvald oder Mladá Boleslav) durchgefahren werden. Zugestiegen werden kann in Prag auch an den Bahnhöfen Vrsovice, Vysocany und Cakovice. Je nach Art des Zuges dauert die Tour zwischen eine Stunde und acht Minuten und etwas über anderthalb Stunden. Gemütlich zu geht es in jedem Fall. Vorher noch rasch eine Tüte voll Büchsenbier gekauft und dann hinein in den kuschelig warmen Zug, der an alte Zeiten erinnert. Auf der Hintour wurden zwei komplett verschiedene Waggontypen aneinander gekoppelt, so dass man nicht von einem Waggon zum anderen gelangen konnte. Das machte auch nichts, da unser Wagen sogar den Luxus besaß, gleich zwei gegenüberliegende WC zu besitzen.

Zugfahrt

Drei „Geißbock-Biere“ später rollte unser Zug am etwas außerhalb der Stadt befindlichen Bahnhof Mladá Boleslav ein. Nostalgiker kommen an diesem Bahnhof wahrlich ins Schwärmen. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein, nach dem Gang über die Gleise lockt das eine oder andere Detail zum Ablichten ein. Mit dem Linienbus gelangt man ins Zentrum der 45.000-Einwohner-Stadt, die vor allem bekannt ist durch das große Škoda-Werk. Und wie sollte es auch anders sein: Gefühlt fährt in Mladá Boleslav jeder Einwohner ein Fahrzeug dieser Marke. Ohne zu übertreiben darf zudem behauptet werden, dass es in Mladá Boleslav (auf Deutsch Jungbunzlau) einen überaus famosen Wildgulasch gibt. Wird man beispielsweise im Riesengebirge auf tschechischer Seite mitunter ein wenig enttäuscht vom Gulasch, da es aufgrund der zahlreichen Touristen durchaus zu einer lieblosen Massenabfertigung kommen kann, so war der kredenzte Gulasch am Marktplatz von Mladá Boleslav eine wahre Wonne. Ein Tisch weiter saßen zu Beginn zwei Dynamo-Fans, die ihre Ohren spitzten und uns aufgrund eines (!) bestellten Leitungswassers (die vorher geschlürfte Knoblauchsuppe hatte es in sich) als Wessi-Hopper abstempelten. Dies konnte jedoch später auf der Rückfahrt im Zug auf überaus angenehme Art und Weise geklärt werden. Unsere mitgeschleppte Tüte sprach zudem Bände…

Mlada

Während am Nachmittag auf den Straßen der Stadt aufgrund der Kälte quasi keine Menschen zu sehen waren und uns nur der Gang in zwei Wett-Kneipen blieb, gab es später am Stadion umso mehr Menschen zu sehen. Aus Prag waren etliche Slavia-Fans angereist, und auch der Zuspruch auf Heimseite ging für tschechische Verhältnisse voll in Ordnung.

Mlada

Insgesamt 3.202 Zuschauer fanden sich auf den Rängen des Stadions, das überraschenderweise nicht Škoda-Aréna, sondern Adidas-Aréna heißt, ein und sorgten für passable Stimmung. Die Slavia-Fans füllten den eigentlichen Gästeblock, waren aber auch in anderen Bereichen anzutreffen und legten bereits vor Anpfiff mit den Gesängen los. Aufgrund fehlender Rivalität - soweit man das als Außenstehender beurteilen kann - blieb es das ganze Spiel über sehr entspannt.

Slavia

Der eigentliche Heim-Fanblock ist mehr als überschaubar, jedoch stiegen ab und an weitere Fans auf der Gegengerade in die Schlachtrufe ein, sodass unter dem Strich eine gar nicht mal so üble Stimmung im Městský stadion herrschte. Das Fassungsvermögen der mitten in einem Neubaugebiet befindlichen Sportstätte beträgt 5.000 Zuschauer, markant sind die aus transparenten Kunststoffbögen bestehende Überdachung der drei Tribünen. Hinter einem Tor fehlt eine Tribüne, stattdessen prangt dort - wie sollte es auch anders sein - eine riesige Reklame für ein tschechisches Fabrikat mit vier Rädern. Geläufig dürfte der Vereinsname den meisten Fußballinteressierten sein, da in den vergangenen zwölf Jahren einige Male im Europapokal gespielt wurde. So war der FK Mladá Boleslav 2006/07 und 2007/08 in der Gruppenphase des UEFA-Pokals dabei. Zuletzt war jedoch in der Europa League in der dritten Qualifikationsrunde Schluss. Immerhin, 2006 wurde der Verein tschechischer Vizemeister, 2011 und 2016 wurde der tschechische Pokal geholt.

Boleslav

Der SK Slavia Prag konnte indes zuletzt die Dominanz von Viktoria Plzen (Meistertitel 2011, 2013, 2015 und 2016) brechen und am Ende der Saison 2016/17 nach 2008/09 mal wieder den tschechischen Meistertitel einfahren. In der laufenden Spielzeit scheint allerdings wieder Viktoria Plzen die Sache für sich zu entscheiden. Um immerhin Rang zwei vor Sigma Olomouc, Slovan Liberec und dem Stadtrivalen AC Sparta zu sichern, musste in Mladá Boleslav am vergangenen Samstag ein Sieg her. Und an diesen gab es praktisch auch keine Zweifel. Zwar zeigte sich der Gastgeber bemüht, doch sorgten Jaromir Zmrhal (40. Minute) und Milan Škoda (66. und 73. Minute) für klare Verhältnisse.

Slavia

Die Tore der Hauptstädter mit dem roten Stern auf der Brust wurden im Gästeblock mit Pyrotechnik gefeiert. Wenig Erbarmen zeigten die Einsatzkräfte der Feuerwehr, die - wie oft beim tschechischen Fußball zu sehen - mit dem Schlauch die Brandherde löschte. Ob jemand bei diesen Minusgraden eine nasse Hose bekam, schien die Feuerwehr herzlich wenig zu interessieren. Beim dritten Tor wurden nur noch ein paar Blinker ganz diskret an für Ordner gut zugänglichen Stellen positioniert. Weiteres Wasser für die Slavia-Fans gab es somit nicht.

Mlada

Urgemütlich war es zur Halbzeitpause in dem kleinen Vereinsheim, in dem sich eine große, sehr geduldige Schlange bildete. Die Ursache für die arg verrauchte Luft zeigte sich auch recht bald, als eine Frau in einem Nebenraum einen Herd öffnete und ein ganze Ladung warm gehaltener Würste herausholte. Nachschub für die draußen befindlichen Grillstände. Wer danach aussah, dass er richtig was vertragen würde, bekam ungefragt fast ein halbes Mischbrot inklusive Kanten auf die Pappe gelegt. Mit einer Kelle konnte sich der süßliche Senf auf die Wurst gehauen werden. Und rein damit! Und wieder das Gefühl von Sucht, Gier und Zufriedenheit. Danach noch ein sämiges Bierchen - alles paletti. Wenn nur nicht die Kälte gewesen wäre.

Mlada

Zu Fuß von Stadion zum Bahnhof - das hätte nach Abpfiff knapp werden können. Eine Wartezeit von zwei Stunden erschien nicht so erbaulich, von daher wurde an einer Kreuzung ein Taxi angehalten. Selten waren wir so froh, ein verfügbares Taxi zu ergattern. Als einer von uns vorn die kalten Hände auf die Lüftungsschlitze legte, gab es ein „Kapuuuuuut…“ zu hören. Englisch und Deutsch waren eher Fehlanzeige, doch dass wir an einem Spätverkauf noch was holen wollten, konnte erklärt werden. Einer von uns eilte raus und kam mit einer proppenvollen Tüte wieder. Ein Liter Milch für das kommende Frühstück inklusive. Der Taxifahrer zeigte sich erheitert und am Ende auch sehr erfreut, da das Trinkgeld vergleichsweise üppig ausfiel.

Bhf

Am zugigen, kalten Bahnhof konnte sogar ein Warteraum ausfindig gemacht werden, in dem gefühlte 30 Grad Celsius waren. Die Heizung war brüllend heiß, und gerade wollten wir es uns gemütlich machen, da fauchte uns eine kleine Frau an. Ob wir Fahrkarten hätten? Wir nickten nur. Sie haute in die Hand und wollte diese sehen. Ohne Fahrkarte kein Aufenthalt in dieser beheizten Bude.

Noch kuscheliger wurde es, als eine Truppe Slavia-Fans eintraf und sich sehr über unsere Anwesenheit erfreut zeigte. Ein großes Hallo und es dauerte nicht lange, bis die Flasche Karlsbader Becher-Bitter die Runde machte. Ein wenig unübersichtlich wurde es kurz vor der geplanten Abfahrt unseres Zuges. Zuerst hätten wir uns fast der Slavia-Reisegesellschaft angeschlossen, doch im letzten Moment wurde uns klar, dass diese nicht Prag, sondern - warum auch immer - Děčín als Ziel der abendlichen Reise hatte. Danach wollte uns eine Schaffnerin voreilig in einen bereitstehenden Zug stopfen, mit der Ansage, dass wir an Ort XY umsteigen müssen. Der Zugführer klärte das Ganze. Ruhe bewahren, in zehn Minuten würde der Zug mit Direktziel Prag einrollen. Und so kam es auch. Dieser Zug hatte statt zwei Waggons nur einen einzigen Waggon. Und in diesem saß und stand nun der gesamte Bevölkerungsquerschnitt - zahlreiche Slavia-Fans, die wohl in direkter Stadionnähe zugestiegen waren, inklusive.

Werbung

Nun wurde es richtig heiter. Bier und Birnen-Schnaps wurden ausgepackt, die Slavia-Fans stimmten Gesänge an. Skurril wurde es, als ein Fan sein Feuerzeug herausholte und eine an der Wand angebrachte Werbung anzünden wollte. Der Schaffner schaute nur kurz rein, ließ sich kaum beirren und meinte nur, dass er die Werbung (vermutlich war es etwas Politisches) doch einfach rausnehmen soll. Gesagt, getan. Der Rahmen wurde aufgeklappt, Sekunden später lag das Stück Papier zerrissen und zerknüllt unter einem Sitz. Die Gesänge wurden lauter, einer lag bereits in der Gepäckablage. Ganz so entspannt blieb es jedoch nicht. Aus einem nicht ersichtlichen Grund entbrannte Streit zwischen drei Fans und dem Rest der Truppe. Was anfangs nur eine banale Diskussion schien, entpuppte sich schon bald als ernsthafte Angelegenheit. Einer der drei wollte es wirklich wissen, riss immer wieder die Zwischentür auf und brüllte was hinein. Irgendwann platzte den anderen der Kragen und im Türbereich flogen die Fäuste. An der nächsten Station stiegen die drei aus. Einem schienen nun ein paar Zähne zu fehlen, zumindest war das Nasenbein gebrochen. Das reichlich auf dem Boden verteilte Blut zeugte davon, dass es richtig Keile gegeben hatte. Kurzzeitig hielt noch der Zug an Bahnhof, und der Verletzte gestikulierte - nun eher fragend und hilflos - in Richtung Zug. Von einem seiner Kumpels bekam er im Anschluss eine richtige Ansage. Ganz nach dem Motto „Wie blöd kann man eigentlich sein?“

Slavia

Glücklicherweise traf keine Polizei ein. Ohne Tamtam fuhr der Zug schließlich weiter nach Prag, und wir konnten mit dem einen Dynamo das „Missverständnis“ mit dem bestellten Leitungswasser aufklären. Lachende Gesichter. Am kommenden Vormittag würde man sich wieder treffen, wenn der FK Viktoria Žižkov sein Heimspiel austrägt. Wir vier verschwanden im Prager Nachtleben, standen jedoch allesamt am Sonntagmorgen um acht Uhr auf der Matte. Žižkov rief - und somit warteten auch das erste Bier und die frisch gegrillte Wurst auf das durstige und hungrige Publikum. 

Zizkov

Und ja, authentischer als beim 115 Jahre alten FK Viktoria Žižkov könnte ein Fußballpublikum kaum sein. Schlurfend erreichten gegen 9:30 Uhr die Ersten den Bierstand. Unter der Stahlrohrtribüne hinter dem Tor wurden beim gereichten Schnäpschen Fachgespräche geführt, etliche Originale holten sich Wurst und Bier ab und suchten ihre Stammplätze auf. Mit Wonne biss manch einer in die fettige Wurst, die aus unserer Sicht nicht ganz so schmackhaft war wie die bei Bohemians 1905 und bei Mladá Bolislav. Das frisch Gezapfte mundete umso mehr. Kurios: Eine Wurst (65 Kronen) kostete mehr als eine Eintrittskarte für die Sektoren JIHE (60 Kronen). Apropos, der Cappuccino am Hauptbahnhof hatte den gleichen Preis.

Zizkov

Zum Spiel selbst: Kaum war die Zweiligapartie angepfiffen, da zeigte der Schiedsrichter schon auf den Punkt. Elfmeter für den Gastgeber, Miroslav Podrazký machte seine Sache gut und erzielte das 1:0 für FK Viktoria Žižkov gegen Olympia Praha, das keine sichtbaren Fans mitgebracht hatte. Vor 768 Zuschauern hatte Olympia nichts zu melden, das Spiel bestimmte ganz klar Viktoria Žižkov. Ein Wechselgesang wurde angestimmt, die Fans waren zufrieden. Nach den Turbulenzen in der jüngeren Vergangenheit - aufgrund der Lizenzverweigerung musste in der dritten Liga (Česká fotbalová liga) ein sportlicher Neubeginn in Angriff genommen werden - ist man froh, wenn der Klassenerhalt in der zweiten Liga möglichst schnell in trockenen Tüchern ist. Gute Möglichkeiten wurden gegen Olympia Praha reichlich versemmelt, am Ende konnte Žižkov froh sein, dass die mangelnde Chancenverwertung nicht bestraft wurde. Es blieb beim 1:0, Zeit für eine letzte Runde am Stand. Die TV-Leute rollten die Leitungen ein, nach und nach schlurften die letzten Originale gen Ausgang.

Tor

Nun war es auch für uns an der Zeit. Pünktlich standen wir auf dem Bahnsteig auf der Matte. Ein Vierertisch im Bordrestaurant war für uns ein Muss. Leider kam dieser Zug aus Budapest und hatte ein ungarisches Restaurant. Keine happy hour, kein Fassbier. Sei es drum, am Ende einer ergiebigen Tour tat es auch ein Gehopftes aus Büchse und Flasche. Enden soll nun auch dieser Bericht, der ein wenig anders ausfiel als gewohnt. Oder auch nicht. Kurzum: Fußball-Touren nach Tschechien klingen banal und werden häufig mit einem Lächeln bedacht, doch für eine Gruppen-Sause bietet sich dieses Land wahrlich an.

Zizkov

Anmerkung: Selbstverständlich darf dieser Text als privater Erfahrungsbericht eingeordnet werden. Auf Pressekarten wurde ganz bewusst verzichtet. Vielmehr sollte Tschechien mal in ganzen Zügen genossen werden… ;-)

Fotos: Marco Bertram, Christian Krohn, kopane.de (Spruchbänder bei Mladá Boleslav)

> zur turus-Fotostrecke: FC Bohemians Praha 1905

> zur turus-Fotostrecke: FK Mladá Boleslav

> zur turus-Fotostrecke: FK Viktoria Žižkov

Artikel wurde veröffentlicht am
05 März 2018

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Prager Frühlung
Kein Weg ist zu weit!
Keine Wurst zu fettig und heiss!
Kein offenes Stadion zu kalt!
Kein Bier zu viel?
Jeder Fan/Besucher ein Original.....
Fußball ⚽️ in Vollkommenheit und Einfachheit.....
F
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G
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5 *****
G
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Gute Unterhaltung!
P
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Das Feuerzeug.... :-D
G
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