Im traditionellen Interview zum Jahresende sprach Dirk Zingler in dieser Woche ein paar Dinge an, die die Fangemeinde der Eisernen seit der Entlassung von Jens Keller und Co-Trainer Henrik Pedersen bewegt haben. Die Entscheidung sei keine kurzfristige gewesen, sportliche Leitung und Präsidium hätten die sportliche Entwicklung der Mannschaft schon länger kritisch beobachtet. Bereits in der vergangenen Saison gab es schließlich schon Schwächephasen und unnötige Niederlagen die am Ende das Zünglein an der Waage beim verpassten Aufstieg waren. Die Verträge beider Trainer liefen bis Mitte 2018, bis Weihnachten hätte man da schon eine Vertragsverlängerung ankündigen müssen. Oder eben auch nicht - der Club entschied sich bekanntlich für die Trennung.
Trotz Leistungssteigerung: Union Berlin verliert 1:2 gegen Ingolstadt
Dirk Zingler erwartet von allen Akteuren 100% Einsatz - das ehemalige Trainergespann schien mit dem Status Quo ein wenig zu selbstzufrieden. Die Überraschung der Öffentlichkeit konnte Zingler verstehen: “Es wäre eine Katastrophe, wenn wir erst handeln würden, wenn es für jeden offensichtlich wird.” Die Überraschung Kellers überraschte ihn aber selber. Von André Hofschneider erwartet der Verein jetzt mehr Selbstreflektion.
“André Hofschneider hat nicht den Auftrag aufzusteigen. Er hat den Auftrag aus dieser Mannschaft ein eingeschworenes Team mit einer klaren Hierarchie zu bilden, das den Willen hat, jedes Spiel zu gewinnen. Und wenn wir alle das Gefühl haben, dass er das erreicht hat und wir dann am Ende nicht aufgestiegen sind, bin ich mit jeder Platzierung zufrieden.”
Offiziell nimmt die Führung also Druck aus dem Kessel, es soll kein Aufsteig um jeden Preis sein. Es ist aber zu vermuten, dass man in Köpenick trotzdem noch eine Weile nach den ersten 2-3 Plätzen schielen wird. Und dass mit "jeder Platzierung" sicherlich keiner der letzten drei Plätze gemeint ist.
Die klare Erwartung ist aber, dass sich das Team auf dem Platz für Fans und Verein zerreißt und in der ersten Stunde der Partie gegen Ingolstadt gelang das schon wieder recht gut. Diszipliniert unterbanden die Eisernen den Spielaufbau des Bundesliga-Absteigers und spielten bissiger nach vorne als in den vergangenen Partien. Besonders zu Beginn der ersten Hälfte rollten mehrere Angriffe in Richtung Ingolstädter Tor, die Schüsse wurden aber entweder pariert oder abgeblockt. Die Gäste hatten auch einige gefährliche Momente, aber Unions Defensive wirkte gefestigter.
Auch in Halbzeit zwei spielten die Berliner druckvoll und kamen in Minute 59 dank eines Foulelfmeters von Steven Skrzybski schließlich zu ihrem Tor. Vorher wurde Marcel Hartel unsanft im Strafraum vom Spielgerät getrennt. Und wie schon in vergangenen Spielen ging es prompt nach der Führung bergab: die Rot-Weißen verloren die taktische Ordnung und stellten den Ingolstädtern jetzt nicht mehr so konsequent die Räume zu. Deren eingewechselte Offensivkräfte Thomas Pledl und Robert Leipertz kombinierten sich plötzlich blitzschnell durch das Mittelfeld und kamen durch Leipertz in der 73. Minute zum Ausgleich. Drei Minuten später senste Toni Leistner Almog Cohen im Berliner Strafraum um - auch hier zeigte der Schiedsrichter berechtigterweise auf den Punkt und auch hier verwandelte der Schütze: Dario Lezcano brachte Ingolstadt auf die Siegerstraße und die Eisernen taten im weiteren Spielverlauf nichts, um die Gäste von dieser noch zu verdrängen.
Jubeltraube bei den Gästen, lange und leere Gesichter bei Union, die sich zwar deutlich verbessert zeigten und das Spiel lange dominierten, am Ende aber mit leeren Händen dastanden. In einem Pressegespräch zum Ende der Hinrunde erklärte Hofschneider heute diese Schwäche nach eigener Führung auch mit Mangel an Führungsspielern, die die Mannschaft dazu treiben, eine Führung nicht nur ängstlich zu verwalten sondern auch mal auszubauen. Die Früchte seiner Arbeit wird man Ende Januar begutachten können - da reist Union gleich zu den Überflieger-Störchen nach Kiel. Ingolstadt hat hingegen Blut geleckt und kann die Mission Wiederaufstieg beim Heimspiel gegen Sandhausen wieder ins Visier nehmen.
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