Die Tage eines kaum oder nur halb gefüllten Gästeblocks im Stadion an der Alten Försterei sind vorbei. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren so stark gestiegen, dass der 1. FC Union Berlin jeden möglichen Platz für Heimfans verfügbar macht. Das Vorgehen ist nicht ungewöhnlich - auch Dresden und St. Pauli haben die überschaubaren Gästefans aus Nestern wie Sandhausen schon mal woanders platziert, um den großen Eigenbedarf decken zu können. Ein Gastspiel der Sandhäuser war auch Premiere für ein solches Vorgehen bei Union: die nicht mal 100 Mitgereisten durften in der letzten Saison auf der Haupttribüne Platz nehmen, während der gesamte Gäste-Sektor für Heimfans geöffnet wurde. Das Spiel war ausverkauft. Ähnliches Vorgehen auch im Saisonendspurt gegen Heidenheim: hier kamen gut 500, daher wurde der Gästebereich entsprechend verkleinert.
Dasselbe war auch heute der Fall - da nur ca. 300 Fans in grün-weiß an die Alte Försterei pilgerten, kamen weitere 1.500 in rot-weiß in den Genuss eines Stadion-Erlebnisses. Abzüglich eines kleinen Sicherheitspuffers war der Laden bei 21,344 somit ausverkauft.
Die Gäste starteten keck in die Partie und hatten Zug zum Tor. Zumindest für die ersten drei Minuten - danach verteilte Unions Marcel Hartel schnell den Ball nach rechts auf Akaki Gogia, der ihn in die Mitte brachte wo Peter Kurzweg aus sieben Metern keine Probleme hatte, zur Führung einzuschieben. Kurzweg hatte den Ball auch zu Beginn erobert und diesen Angriff erst möglich gemacht. Der aus Würzburg transferierte Spieler musste lange Geduld beweisen, war bisher überhaupt nur selten im Kader. Durch eine kurzfristige Verletzung des linken Stammverteidigers Kristian Pedersen kam er heute zu seinem ersten Einsatz und krönte diesen gleich mit einem Tor und einigen guten Aktionen auf der linken Seite.
Die Fürther Fans in der Ecke ließen sich davon nicht beirren: sie trommelten, klatschten und sangen unverdrossen weiter. Auch wenn ihre Schallwellen nicht sonderlich weit kamen, denn die über 21.000 Kehlen auf der anderen Seite waren ebenfalls gut geölt und ließen ihr typisches "Eisern! Union!" im Wechsel durch das Stadion hallen. Vielleicht auch, um wach zu bleiben, denn das frühe Tor tat dem Spiel nicht wirklich gut.
Union wurde sehr passiv, Fürth war gezwungen die Initiative zu ergreifen aber ließ Präzision vermissen. Das galt auch für Unions gelegentliche Gegenmaßnahmen, mit Ausnahme einer Situation kurz vor der Pause: Akaki Gogia, schlenzte den Ball von der rechten Strafraumkante mit seinem starken linken Fuß an Sascha Burchert im Fürther Kasten vorbei. Zweites Saisontor für den Neuzugang, der immerhin für einen siebenstelligen Betrag von Dresden (bzw. Brentford) an die Spree wechselte.
Das hätte ein schöner Wachmacher sein können, wäre kurz darauf nicht Pause gewesen. Aber um fair zu bleiben: Union war vermutlich im Schongang angesichts des anstehenden Pokalspiels in Leverkusen am Dienstag und Fürth konnte einfach nicht mehr - die Mixtur aus schlechtestem Saisonstart, Tabellenkeller und Verletztenmisere scheint momentan zu stark, um sich aus dieser Situation zu befreien. Dennoch versuchten es die Kleeblätter: nachdem Jakob Busk im Union-Kasten in Minute 53 auf dem Posten war, konnte er kurz darauf nichts ausrichten: Maximilian Witteks Weitschusskracher zum 2:1 sorgte wieder für etwas Spannung und weckte beide Teams auf.
Union entschloss sich, wieder am Spielgeschehen zu beteiligen und hatte einige hübsche Gelegenheiten, wurde aber auch mehrfach in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Wütende "Eisern Union!" und "Kämpfen und Siegen" Rufe gingen durch die Ränge und wurden auf dem Rasen verstanden: Unions Druck nahm zu und führte schließlich zum 3:1 als Simon Hedlund von rechts in den Strafraum eindrang und seinen verzweifelten Gegenspieler zum Statisten verkommen ließ.
Der Deckel war drauf. Beide Seiten probierten sich zwar noch ein wenig aus aber es war klar, dass hier nichts mehr passieren würde. Union holt nach fünf sieglosen Spielen jetzt also den vierten Sieg in Folge und untermauert seine Aufstiegsambitionen. Gegen Kaiserslautern, Aue, Regensburg und Fürth waren Siege ob der gehegten Ambitionen aber auch Pflicht. Jedoch keine Selbstverständlichkeit wie jeder weiß, dessen Mannschaft schon mal Aufbaugegner für ein Kellerkind war.
Union kann sich nun mit einem wieder erstarkten Leverkusen im Pokal messen, ehe in der Liga der nächste Pflichtsieg in Duisburg erwartet wird. Fürth empfängt Ingolstadt - in der Liga hieß es im August 0:1 bei dieser Partie. Nächster Ligagegner sind danach die momentan gut aufgelegten Sandhäuser.
Bilder und Text wurden produziert für turus.net von https://football-wildlife-media.com/
> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin
> zur turus-Fotostrecke: SpVgg Greuther Fürth
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