SV Babelsberg 03 vs. TSG Neustrelitz: Herbstliches Gebolze mit furioser Schlussphase

Die Ruhe vor dem Sturm. Vor dem großen Herbststurm, der am Donnerstag auch Berlin-Brandenburg heimsuchen wird. Erste Herbstblätter flogen durch das abendliche Karl-Liebknecht-Stadion, auf dessen Rängen sich unter Flutlicht 1.295 Zuschauer eingefunden hatten. Nulldrei empfing das Schlusslicht mit der Roten Laterne. Drei Punkte waren Pflicht. Jedoch blieb der große Sturmlauf der Filmstädter aus. Ganz im Gegenteil. Die Gäste aus Mecklenburg spielten frech auf und hätten am Ende fast den zweiten Dreier der Saison eingefahren. Und das vor einem komplett leeren Gästeblock! Die wenigen angereisten Fußballfreunde hatten sich auf der Haupttribüne eingefunden und beobachteten von dort aus das Geschehen auf dem Rasen.

Nulldrei

Die erste erwähnenswerte Aktion der Partie gab es in der 10. Minute zu sehen. Manuel Hoffmann brachte einen Freistoß direkt auf das Gehäuse, doch TSG-Schlussmann Norman Quindt konnte den Ball sicher fangen. Nur eine Minute später versuchte sich auf der Gegenseite Fabio Abbruzzese mit einem Schüsschen. Nichts dolles, aber immerhin. Die Gäste zeigten sich bemüht, die Gastgeber wirkten indes nicht gerade überaus motiviert. Nach einer Viertelstunde gab es Ecke für Neustrelitz, Arbnor Dervishaj sorgte für Gefahr, und es gab gleich noch eine Ecke. Vier Minuten später stieß Babelsberg über die rechte Seite vor, und der Ball gelangte zu Manuel Hoffmann, der allein vor dem Torwart die Kugel nicht recht unter Kontrolle bekam. In der 24. Minute blieb nach einer Babelsberger Ecke der Ball warm, ein strammer Schuss aus der zweiten Reihe strich recht knapp über die Latte. Nur eine Minute später wurde ein kapitaler Fehler in der Neustrelitzer Hintermannschaft fast hart bestraft, doch auch hier sprang kein Treffer heraus.

03

Nach knapp einer halben Stunde arbeitete sich TSG-Spieler George Kelbel mit der Nummer 10, am heutigen Abend der auffälligste Spieler der TSG, allein nach vorn durch und suchte den Abschluss. Sein Schuss ging knapp am linken Pfosten vorbei. Das liest sich sicherlich alles recht gut, doch unter dem Strich war es eher ein müder Kick auf dem Rasen. Auf der Haupttribüne wurde hier und dort gemütlich eine Zigarette oder ein Zigarillo gepafft, gegenüber im abgesteckten Bereich der Nordkurve sangen zirka 80 bis 100 Ultras ihre Lieder. 

In der 33. Minute wurde ein Babelsberger Freistoß zur Ecke gelenkt, drei Minuten später wurde ein Freistoß zum zweiten Pfosten reingebracht, dort wurde ein Kopfball ins Außennetz gesetzt. Im Gegenzug zeigte sich die TSG mal wieder kurz aktiv, Fabio Abbruzzese schoss aus der Drehung direkt auf den Babelsberger Keeper Marvin Gladrow. Nur drei Minuten später war es mal wieder George Kelbel, der sich nach vorn wuselte. Zählbares sprang jedoch nicht heraus. Hitzig wurde es kurz vor der Pause, als an der Außenlinie direkt vor dem TSG-Trainer Achim Hollerieth der Nulldrei-Spieler Mike Eglseder gefoult wurde. Diskussionen. Verwarnungen. In der 45. Minute nochmals ein Aufschrei unter den Nulldrei-Fans. Foul im Strafraum? Der Schiedsrichter ließ weiter spielen, und im Anschluss ging es zum bedingt verdienten Pausentee. 

03

Die Heimmannschaft wird sich in der Kabine von Trainer Almedin Civa einiges angehört haben. Mit Dampf ging es in die zweite Halbzeit. Mal gleich richtig Tempo machen und den Ball schneller rollen lassen. Der Druck und das Tempo ließen jedoch recht bald wieder nach. Gefahr keimte nach einer Babelsberger Ecke nach etwas über einer Stunde auf. Zählbares? Immer noch nicht! Recht eintönig wurden die Gesänge aus der Nordkurve herüber getragen. Der Blick schweifte über die Ränge, über die dunklen Baumwipfel und blieb an den Flutlichtern hängen. Das Ganze hatte etwas Melancholisches. Typisch Oktober, typisch Herbst. „Mensch Manne, beim letzten Spiel standen wir noch bei 20 Grad hier…“, erklärte einer dem anderen beim Becher Bier. 

03 

In der 71. Minute hatte Neustrelitz wieder eine Möglichkeit, doch Gladrow war zur Stelle. Auf der linken Außenbahn wartete Babelsbergs Nummer 10 immer wieder und forderte den Ball. Es war der Wurm drin. Es roch ganz danach, dass Neustrelitz ein Pünktchen mitnehmen würde. „Los jetzt hier!“, wurde in der Nordkurve gefordert, als es eine Viertelstunde vor Schluss eine weitere Ecke gab. Gefahr im Gegenzug. Kelbel spielte zu Abbruzzese, und dieser schoss den Ball aus sehr spitzem Winkel am Gehäuse vorbei. Nulldrei war gewarnt. Neustrelitz roch die Chance. Kurz vor Schluss ein Konter - und zack den lucky Punch! Verärgert zeigte sich das Heimpublikum über TSG-Spieler Kevin Kalinowski. Erst blieb er im eigenen Strafraum liegen, dann lief er plötzlich wieder flink wie ein Reh und wollte schnellstmöglich ins Spiel zurück. 

03

So, jetzt aber mal was Sehenswertes! In der 88. Minute rückte Manuel Hoffmann wieder vor. Strammer Schuss von schräg links, doch der Ball wurde zur Ecke geklärt. Ei der Daus! Auf der Gegenseite dann wahrlich der KO-Schlag kurz vor Schluss?! Erst Fußabwehr von Nulldrei-Keeper Gladrow, dann wurde der Ball von Pascal Patrick Eggert untergebracht. 1:0 für das Kellerkind! Die Babelsberger Zuschauer waren zurecht restlos bedient. Eine Niederlage gegen das Schlusslicht?! Das war dann doch zu arg! Logisch, dass nun Nulldrei noch einmal Dampf machte. 90. Minute, Freistoß von der Strafraumgrenze, der Ball segelte direkt in die Arme von Quindt. 90.+4. Minute, wieder ein Babelsberg Freistoß. Das Spielgerät gelangte zu Lukas Wilton, und dieser brachte den Ball unter. Jubel auf den Rängen. Ausgleich zum 1:1. Und noch war nicht Schluss! Unglaublich, aber fast machte Neustrelitz noch das 2:1! Knapp streifte der Ball am rechten Pfosten vorbei. Nachdem auch Babelsberg noch einen Angriff gefahren hatte, pfiff Schiedsrichter Lämmchen die Partie ab. Kurzum: Ein eher müder Kick mit einer turbulenten Schlussphase, die dann doch das Kommen belohnte.   

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: SV Babelsberg 03 

Artikel wurde veröffentlicht am
05 Oktober 2017
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
1.295

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