Erstes Oberligaspiel des SC Staaken 1919: Zwar keine Punkte, aber dennoch erfolgreich

Ohne eine einzige Niederlage eilte der SC Staaken 1919 durch die zurückliegende Berlin-Liga-Saison. 26-mal wurde das Spielfeld als Sieger verlassen, achtmal wurde unentschieden gespielt. Mit einem 8:1-Sieg beim Schlusslicht BSV Hürtürkel wurde die Spielzeit beendet. Das Torverhältnis von 106:27 sprach Bände. Nach 1968 und 1974 wurde zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte der Titel eines Berliner Meisters geholt. In diesem Fall gelang der Sprung in die NOFV-Oberliga Nord, und erstmals darf sich der SC Staaken über die Berliner Stadtgrenzen hinaus präsentieren. Mal abgesehen von den einstigen Auftritten gegen Wacker München und Victoria Hamburg im Rahmen der Deutschen Amateurmeisterschaft. In neuerer Zeit spielte der SC Staaken einige Spielzeiten in der Landesliga. 2011 gelang in der Relegation - als Tabellenzweiter hatte man es mit dem BSV Hürtürkel zu tun - die Wiederkehr in die Berlin-Liga (Verbandsliga). Und nun erfolgte der Coup, der von zahlreichen regionalen Zeitungen als unfassbar, unerwartet, unbegreiflich und sensationell betitelt wurde: Der Sprung in die Oberliga. Mit einem Mal sind unter anderen der 1. FC Frankfurt (Oder), der F.C. Hansa Rostock II, der FC Anker Wismar und der Brandenburger SC Süd 05 die Gegner. 

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Aber klar, auch alte Bekannte, die man aus gemeinsamen Berlin-Liga-Zeiten kennt, zählen zu den Gegnern. So zum Beispiel Tennis Borussia Berlin, der Charlottenburger FC Hertha 06 und der FC Hertha 03 Zehlendorf. Letztgenannter zählt mit zu den Staffelfavoriten und durfte am vergangenen Sonntag als erste Mannschaft im Rahmen der Oberliga die Visitenkarte auf dem Kunstrasenplatz in Staaken abgeben. Gleich ein sportlicher Brocken zum Auftakt. Sogleich sollte sich zeigen, dass in der Oberliga ein anderer Wind weht! Aber das war der Mannschaft und dem sympathischen Trainer Jeffrey Seitz ja im Vorfeld klar. Bereits in der schweren Vorbereitung war zu sehen, dass es nach dem Durchrauschen in der Berlin-Liga kein Spaziergang und Selbstläufer werden würde. 

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Der Zuschauerzuspruch war beim Auftaktspiel beachtlich. An der Kasse bildete sich eine Schlange, und letztendlich waren es 340 zahlende Fußballfreunde, die sich auf der Sportanlage bei bestem Wetter eingefunden hatten. Vor dem Eingang tranken sich ein paar Fans bei einem Kasten Flaschenbier warm, und innen drin lief am aufgebauten Stand schnell der Zapfhahn auf Hochtouren. Der SC Staaken 1919 zeigte sich rundum als hervorragend vorbereitet und brachte sein erstes Oberligaspiel prima über die Bühne. So sah es auch der BFV-Präsident Bernd Schulz, der persönlich beim Auftaktspiel vorbeigeschaut hatte und sich ebenfalls über den guten Zuspruch erfreut zeigte. 

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Staaken, lag das nicht mal im Osten? Dies mag sich der eine oder andere Leser fragen. Und richtig, zu DDR-Zeiten gab es die Gemeinde Staaken, die auf dem Territorium der Deutschen Demokratischen Republik lag. Im Zuge eines Gebietsaustausches wurde ein Teil von Staaken der sowjetischen Besatzungszone zugesprochen. Der Teil von Staaken, in dem der SC Staaken 1919 ansässig war, verblieb jedoch im West-Berliner Bezirk Spandau. Nach dem Fall der Mauer wurde im Zuge der Deutschen Einheit am 03. Oktober 1990 auch die einstige DDR-Gemeinde Staaken wieder in Berlin eingemeindet. 

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Soweit dazu, zurück zum Spiel. Die beiden Mannschaften liefen auf, und hinter der kleinen Tribüne saß am Holztisch ein Mann und trank ein wenig muffig sein Bierchen. „Alles Fans hier? Pah! Niemand hat geklatscht!“, echauffierte er sich. „Doch, icke!“, erwiderte ein anderer lachend. Wenig später kam ein weitere Staakener vorbei und reichte ein Kaltgetränk. „So, bekommste noch nen Bier!“ Viel besser wurde die Laune trotzdem nicht. Aber ach, alles gut. Oder wie sagt man so schön? Keine Termine und leicht einen sitzen…

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Auf dem Rasen entwickelte sich rasch eine flotte Partie. Langes Abtasten und Beschnuppern? Klare Fehlanzeige! Auf dem im Vergleich zu Rasenplätzen engen Kunstrasenplatz ging es schnell zur Sache. Während auf der nahen Zugstrecke der ICE vorbei rauschte, kam Zehlendorf, begleitet von einigen Fans, in der Anfangsphase zugleich zu einer hochkarätigen Chance, in dessen Folge der Ball am linken Außennetz landete. In der siebten Minute kam dann der Aufsteiger zur ersten guten Möglichkeit. Nur vier Minuten später gingen die Gäste in Führung. Ein hübsch herausgespieltes Tor, Darius Niroumand hatte das 1:0 erzielt. Als nach einer halben Stunde Albert Vincetic auf 2:0 für Hertha 03 Zehlendorf erhöhen konnte, schien aus Sicht der Gäste der Drops bereits fast gelutscht.

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Allerdings kam der SC Staaken 1919 in der zweiten Halbzeit noch einmal zurück ins Spiel. Der Druck nahm zu, folgerichtig erzielte in der 84. Minute Sebastian Gigold den 1:2-Anschlusstreffer. Was für ein schönes Ding aus rund 30 Metern! Die Schlussminuten wurden spannend, und fast fiel dann in allerletzter Sekunde der Ausgleich! Ein satter Schuss sauste nur Zentimeter am rechten Pfosten vorbei ins Aus. Das hätte er gewesen sein können - der erste Punkt in der Oberliga. So aber musste sich Staaken mit 1:2 geschlagen geben. Trotzdem zeigte sich Trainer Jeffrey Seitz auf der anschließenden Pressekonferenz, die mal eben von über 25 Personen besucht wurde, nicht unzufrieden. Ein knappes 1:2 gegen einen Staffel-Favoriten? Die erbrachte Leistung konnte sich sehen lassen - auf diese ließe sich aufbauen. Na dann! Die kommende Aufgabe: Auswärtsspiel beim Charlottenburger FC Hertha 06. Die Stadtgrenzen erstmals verlassen werden am 26. August, wenn die Partie bei Anker Wismar an der Tagesordnung steht.

Seitz

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: SC Staaken 1919 vs. Hertha 03 Zehlendorf

Artikel wurde veröffentlicht am
08 August 2017
Spielergebnis:
1:2
Zuschauerzahl:
340

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Kommentare
Sommer Sonne Sport und teilweise Fussball
G
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Viel Glück in der laufenden Saison!
U
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G
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K
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