1. FC Frankfurt vs. Hansa Rostock II: Sextourismus und Partystimmung an der Oder

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Alle Jahre wieder. Treten die Amateure des F.C. Hansa Rostock im Frankfurter Stadion der Freundschaft an, so ist vorher und / oder nachher ein Abstecher nach Slubice ein Muss. Und das nicht nur zum polnischen Bigos und Piwo naschen. Manch einer vernascht dort in einschlägigen Einrichtungen ganz anderes. So ist es nicht verwunderlich, dass bei diesem Auswärtsspiel der Hansa-Bubis die legendäre Zaunfahne „Sextouristen Rostock“ stets mit am Start ist und an zentraler Stelle angebracht wird. Und da es dieses Mal Spielplan und Wettergott wirklich gut meinten, stand einer stabilen, feuchtfröhlichen (ja, hübsch doppeldeutig) Sause ins Oderland nichts im Wege. Partystimmung im Gästeblock beim Auswärtsspiel der ersten Mannschaft beim Chemnitzer FC - der schlechten sportlichen Leistung auf dem grünen Rasen zum Trotz, ebenso gelöste Atmosphäre beim heutigen Auftritt der Oberliga-Vertretung beim Schlusslicht 1. FC Frankfurt. 

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Im Gegensatz zum Duell im November 2015, als sich mal ebenso kostenneutral durch den Einlass gedrückt und mal gleich an der Heimecke vorbeigeschnuppert wurde, ging es heute gesitteter zur Sache. Gesittet - was das dies betrifft. Denn einen Aufreger gab es sogleich vor Anpfiff. Direkt vor der Haupttribüne setzten sich zwei Hansa-Fans mit dem besagten Sextouristen-Banner auf die Zaunkrone. Der eine von ihnen sogar schmerzfrei komplett ohne Bekleidung. Einen Zipfel der Fahne mal eben denkbar knapp über das Gemächt gelegt. Dass diese Aktion auf Heimseite für nicht allzu viel Freude sorgte, kann sich jeder denken. Zwei Frankfurter Ordner eilten herbei und baten die beiden Jungs fix vom Zaun herabzusteigen.

Hansa Fotos

Nach kurzem Gruppengespräch konnte das Ganze geklärt werden. In der Folge ließen sich die Fans mit Vorliebe zum Entblößen auf der Mitte der Gegengerade wieder. So kam es, dass von den schätzungsweise rund 100 Hansa-Fans die meisten komplett im weiten Rund verteilt standen. Einige blieben hinter den erstaunlich vielen angebrachten Bannern (auch VTPNB war vertreten), andere sammelten sich wie angesprochen als (fast) nackte Truppe auf der Gegengerade hinter dem Sextouristen-Banner, wiederum andere drehten eine Runde oder sprachen über dies und jenes. So wurde unter anderen der allgemeine Stand der Dinge und der gestrige Auftritt im einstigen Karl-Marx-Stadt ausgewertet.

Hansa

Vor insgesamt 216 zahlenden Zuschauern entwickelte sich bei strahlendem Sonnenschein eine recht unterhaltsame Partie. Hansa II hatte nach dem 8:2-Sieg gegen den FC Mecklenburg Schwerin mächtig Auftrieb, und die Mannschaft des 1. FC Frankfurt hatte eh nichts mehr zu verlieren. Gerade mal zwei Siege konnten in dieser Saison eingefahren werden. Kurioserweise gelang dieses Kunststück gleich zweimal gegen Tennis Borussia Berlin. Mit derzeit elf Punkten wird es wieder runter in die Brandenburg-Liga gehen, umso erfreulicher, dass sich die Mannschaft gegen Hansa II noch einmal richtig gut verkaufen wollte - und konnte.

Hansa

Nachdem die Gäste durch einen Treffer von Jonas Hurtig in der 32. Minute mit 1:0 in Führung gehen konnten, zeigte nur drei Minuten später der Schiedsrichter auf den Punkt. Elfmeter für Frankfurt. Diesen konnte Robin Grothe souverän verwandeln. Jubel im Heimbereich neben der Haupttribüne, wo drei Zuschauer sogar gelb-rote Fan-Utensilien des FC Vorwärts Frankfurt trugen. Während auf den Rängen zu sehr moderaten Preisen das frisch Gezapfte konsumiert wurde und ein paar Ordner sich bereits zu den knapp Bekleideten auf der Gegengerade gesellten, brachte Jakob Gesien den F.C. Hansa Rostock II unmittelbar nach der Pause mit 2:1 in Führung. Das sollte doch wohl der Grundstein für den Auswärtssieg gewesen sein. Doch denkste, Frankfurt kämpfte, und nach einer Stunde sorgte Felix Matthäs für den Ausgleich. Dieses Mal fiel der Heimjubel noch lauter aus. 

Hansa

Offene Angelegenheit auf dem Rasen. Auf der Anzeigetafel war indes ein 2:23 zu lesen. Der Stadionsprecher bat, dass diese Sache bitte wieder umgehend in Ordnung gebracht wird. Und ebenso bat er, dass das Betätigen der berühmt berüchtigten Trillerpfeife zu unterlassen sei. Punkte lassen wollten die Rostocker jedoch keinesfalls. Ein Schippchen draufgelegt, und schwupps, in der 87. Minute erzielte Hannes Rath das 3:2 für den FCH. Ausgelassener Jubel beim Torschützen, ebenso ausgelassener Jubel bei den knapp Bekleideten. Rauf und ran an den Zaun. Es kam zusammen, was zusammengehört. Der Siegtreffer wurde ausgelassen gefeiert, bei manchem hing die Buchse wirklich schon auf halb neun. 

Hansa

Nach drei Minuten Nachspielzeit war der Dreier in trockenen Tüchern. Die Mannschaft kam, die Fans enterten noch einmal den alten Zaun, der bereits einige Schlachten im altehrwürdigen Stadion miterleben durfte. Ein Hansa-Fan wählte mal eben die Abkürzung, um von der Haupttribünen-Seite zu seinen Kumpels zu gelangen. Nachdem dieser nach seinem Marsch quer über den Platz über den Zaun klettern wollte, platzte einem Ordner fast der Kragen. Er drohte mit Keile, und auch der andere war sogleich auf 180. Die Kumpels beschwichtigten beide Seiten, am Ende gab es dann doch ein kraftvolles Shakehands. Gut so, denn somit wurde der amüsante Nachmittag nicht durch hässliche Szenen überschattet. Kurzum: So unterhaltsam kann Amateurfußball sein!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

 

Artikel wurde veröffentlicht am
22 Mai 2017
Spielergebnis:
2:3
Zuschauerzahl:
216
Gästefans
100

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Sexbombe auf dem Zaun! Alarm an der Oder!
Z
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Auswärts ist man asozial. :-D
J
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