Leipziger „Gastfreundschaft“ für Hamburger: Harte Vorwürfe von HSV Fanprojekt & Nordtribüne

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Übereifrige Ordner? Übergriffe auf Gästefans? Gibt es quasi jede Woche. Von der 1. Bundesliga bis hinunter in die Oberligen. Als Dauerfahrer, der Spieltag für Spieltag seine Mannschaft auswärts begleitet, gehört das leider Gottes einfach dazu. Stress am Einlass, Einschränkung der Grundrechte, ab und an mal ein herzhafter Griff in den Schritt bei der Einlasskontrolle, gestresste polizeiliche Einsatzkräfte und Ordner, die auch mal zulangen können. Nicht gerade gemütlich geht es auch mitunter am und im Gästeblock der Leipziger Arena zu. Fernab der anderen Zuschauer kann es schon mal am viel zu engen Stadioneinlass zur Sache gehen. Es gab nicht nur einmal zahlreiche Augenzeugenberichte über Zwischenfälle, als Nürnberg, Rostock, Aue oder Darmstadt zu Gast waren. Die dort eingesetzten Ordner sind berühmt berüchtigt, der Einlass ist nicht wirklich ausgelegt für anreisende Menschenmassen. Zwischenfälle beim Gastspiel des Hamburger SV bei RasenBallsport Leipzig? Man mag fast müde abwinken. Wie gesagt, gibt es immer wieder. Mal ist es die Polizei, die in Duisburg-Schlenk überhart agiert. Mal sind es die Ordner, die im Stadion XY zur Leibesvisite bitten. Aber stopp mal! RB Leipzig?! Wie groß war der deutschlandweite Aufschrei, als die Leipziger Fußballfreunde in Dortmund dermaßen hässlich empfangen wurden. Zwar nicht von den Ordnern, sondern von heimischen Fans, aber im Endeffekt ist es einem als anreisender Fußballfan ganz gleich, wer einem mal eben derbe an den Kragen will. Höchst unangenehm ist es so oder so.

Sowohl das Fanprojekt des HSV, das bereits 1983 seine Tätigkeit aufgenommen hatte, als auch die Fanhilfe Nordtribüne gaben am gestrigen Tag Stellungnahmen heraus. So kam es den Zeugenaussagen zufolge zu Auseinandersetzungen zwischen Leipziger Ordnern und HSV-Fans hinter dem Gästeblock und auf dem Stadionwall. Da der mediale Aufschrei ausbleibt und eine allgemeine Skepsis spürbar ist - nach dem Motto: Das kann gar nicht sein, so kurz nach dem Dortmund-Spiel. Na na, vielleicht doch erfunden. -, soll an dieser Stelle die Möglichkeit geboten werden, den Stellungnahmen des Fanprojektes und der Fanhilfe Nordtribüne eine Plattform zu geben. Vor allem, weil diese Stellungnahmen mit dem Aufruf verknüpft sind, dass Zeugen und Betroffene sich so schnell wie möglich melden mögen. 

Im Wortlaut heißt es in der Stellungnahme der Fanhilfe Nordtribüne: „Als eine größere Gruppe von HSV-Fans gemeinsam den Gästeblock verließ, hatte der Leipziger Ordnungsdienst ein enges Spalier gebildet, direkt dahinter eine weitere Reihe Polizeieinheiten. Beim Verlassen des Gästeblocks wurden dann zwei HSV-Fans vom Ordnungsdienst aus der Gruppe gezogen und von der Polizei abgeführt. Hier kam es zu ersten Schubsereien. Die Szenerie verlagerte sich nun auf den Stadionwall. Die beteiligten Ordner machten mit Gesten und verbalen Provokationen deutlich, dass sie weiterhin Interesse an einer handfesten Auseinandersetzung hätten, obwohl der Grund des Eingreifens bereits erledigt war. Die verbliebenen HSV-Fans wurden den Wall hinaufgetrieben, immer wieder wurden einzelne HSV-Fans vor allem mit Schlägen auf Kopfhöhe attackiert oder zu Boden gerissen und auf der anderen Seite des Walls vielfach diesen hinunter geschubst und getreten. Dies geschah alles weiterhin direkt vor den Augen der anwesenden Polizeieinheiten. Es wurden hierbei keineswegs nur Ultras in die minutenlangen Auseinandersetzungen verwickelt, sondern auch viele weitere – teilweise minderjährige – HSV-Fans. Die Ordner setzten hierbei zum Teil Fahnenstöcke der HSV-Fans zum Schlagen ein. Auch ein Teppichmesser wurde durch einen Ordner kurz gezogen, aber zum Glück nicht eingesetzt. Einzelne Ordner versuchten das Filmen der Situation zu verhindern. … Dass die Polizei Sachsen das gewaltsame Auftreten des Ordnungsdienstes mindestens wohlwollend duldete, sich im Nachhinein als beruhigendes Element darstellt und weiterhin HSV-Fans, die sich öffentlich geäußert haben und zum Teil von Ordnern attackiert wurden, bewusstes Lügen unterstellt, ist grotesk. Des Weiteren ist es höchst unsachlich die Vorkommnisse in einen Zusammenhang mit den Vorfällen in Dortmund aus der Vorwoche zu stellen, wie von Polizeisprecher Uwe Voigt getan. … Bei dem eingesetzten Ordnungsdienst handelt es sich um die Sicherheitsfirma „Black Rainbow Security“, ein Ordnungsdienst mit dem bereits in der Vergangenheit auch andere Fanszenen Probleme im Gästeblock des Leipziger Stadions hatten. Es ist fast müßig auf den Widerspruch hinzuweisen, dass der Club RB Leipzig, der sich vergangene Woche so exponiert gegen Gewalt positionierte, einen solch gewaltaffinen Ordnungsdienst beschäftigt.“

Update 17.02.2017: Inzwischen konnte von der Fanhilfe Nordtribüne einiges zusammengetragen werden: Dokumentation der Ereignisse in Leipzig.

Das Fanprojekt des HSV schildert das Ganze mit folgenden Worten: „Beim Gastspiel des HSV in Leipzig am 11.02.2017 wurden wir Zeugen von Vorgängen, die in verschiedenen Medien, von der Mopo bis hin zum Twitterdienst der Polizei Sachsen, in einer Weise dargestellt wurden, die vorsichtig ausgedrückt nicht ganz unserer Wahrnehmung entsprechen. … Nachdem HSV-Fans im Gästeblock im Oberrang Pyrotechnik einsetzten, wollten Ordner offenbar versuchen, nach dem Spiel einzelne Personen aus der HSV Fanszene herausziehen, um die vermeintlichen Täter festzusetzen. Nach dem Spiel sammelte sich die aktive Fanszene an der Treppe, die vom Oberrang hinunterführt, um das Stadion zu verlassen. Am Fuß der Treppe bauten sich Ordner auf, die eine schmale Gasse ließen, durch die die Gruppe herausgelassen wurde. Dort kam es zu einer ersten Ingewahrsamnahme, gegen die sich Protest aus der Gruppe der Fans regte. Im Zuge der Proteste kam es zu handfesten Auseinandersetzungen. Die Gruppe der Fans wurde auseinandergetrieben und einzelne Ordner attackierten HSV-Fans mit den Fäusten, um sich danach wieder in die Ordnerreihen zu begeben. Danach bauten sie an den Treppenaufgängen zum Wall hoch in Richtung Ausgang Ordnerreihen auf, auch hier wurde auf die HSV-Fans eingeschlagen. Nachdem Fans auf den Wall flüchteten, baute sich dort ebenfalls eine Reihe Ordner auf. Nach dem Übergriff lag mindestens ein verletzter Fan auf dem Wall, der bewusstlos geprügelt wurde und von Sanitätern behandelt werden musste.  Auffällig war, dass sich bei diesen Aktionen mehrere Ordner bereits vermummt hatten. Dieses passt zu dem Gesamteindruck, den unsere Mitarbeiter von dem Ordnungsdienst bekommen haben. Nämlich, dass einige Ordner das Ziel verfolgten, gezielt auf die Leute einzuschlagen. … Auch die Rolle der Polizei muss hierbei kritisch hinterfragt werden. Es war zu beobachten, dass eine Vielzahl von Polizisten in unmittelbarer Nähe standen und lediglich passiv das Geschehen verfolgten, ein Eingreifen erfolgte zunächst nicht. Wir stellen uns die Frage, warum die Polizei die Arbeit der Ingewahrsamnahmen den Ordnern überlässt, die im Zweifel weniger geschult sind und darüber hinaus keine hoheitlichen Befugnisse haben. Wie man Medienberichten entnehmen kann, vermeldet die Polizei, dass sie zwei Personen festnehmen konnten, die Pyrotechnik gezündet haben sollen. Ob dieses Ergebnis den brutalen Einsatz rechtfertigt, bezweifeln wir.“

RB Arena

Was es dazu noch zu sagen gibt? Gilt zu hoffen, dass in Kürze noch weiteres Videomaterial auftaucht, dass bei der Aufarbeitung der Ereignisse hilfreich ist. Auch wenn Mitarbeiter eines Fanprojektes in der Regel als glaubhaft gelten, so ist die Skepsis der Leser in den sozialen Netzwerken überall spürbar. „Das kann ich mir nicht vorstellen“ und „so blöd kann man doch bei RB nicht sein, so kurz nach den Vorfällen beim BVB“ ist immer wieder zu lesen. Fakt ist, dass sich in Leipzig die Zwischenfälle seit Regionalligazeiten von RB Leipzig häufen. Allerdings liegt dies auch an den bautechnischen Begebenheiten. Ein zu kleiner Einlass, die Treppen über den Wall, der eigentliche Zugang zum Stadion. Fernab und nicht einsehbar von den anderen Orten des Stadions aus. Kommen noch Dämmerung oder gar Dunkelheit dazu, kann man schnell eins und eins zusammenzählen …

Update 17.02.2017: Inzwischen konnte von der Fanhilfe Nordtribüne einiges zusammengetragen werden: Dokumentation der Ereignisse in Leipzig.

Fotos: Marco Bertram (Archivbilder) 

> komplette Stellungnahme des HSV Fanprojektes

> komplette Stellungnahme der Fanhilfe Nordtribüne

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
15 Februar 2017

Benutzer-Kommentare

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Kommentare
Pyro raus - RB aber auch
ich denke mal das "vorgehaltene" Teppichmesser wird der Security-Gorilla dem Hamburger Pyro-Affen zuvor aus der Hose gezogen haben um es dann sicherzustellen ...ansonsten find ich das Geheule der HSV-Szene nur lächerlich. Das erstemal in geringer Unterzahl und gegen phsysisch und geistig gleichwertige Agro`s antreten zu müssen iss wohl nicht soo deren Ding was ?? und jetzt weinen sie ins Raute-Kissen .... ooooh :(( die Ärmsten
Naja - müsster mal wieder auf m Rastplatz zwei-drei verirrte überfallen oder die eigenen Tribüne abfackeln und mit Rauch vollstinken dann könnter wieder starker Max spielen und auf tube damit rumbrüllen =D
A
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G
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Das "Hooligan"-Emblem
reicht, um zu zeigen was für Leute da waren. Ermittlungen abwarten,
R
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Für alle Skeptiker. Anhand der Bilder wird doch das eine oder andere gut aufgezeigt.
Für "RBL", der das nicht glauben möchte / kann / will und all die anderen:

http://nordtribüne-hamburg.de/2017/02/dokumentation-der-geschehnisse-hinter-dem-gaesteblock-in-leipzig/#more-2179
AD
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Fanprojekte sind berühmt berüchtigt dafür, dass sie Lügenmärchen verbreiten. Ha ha ha...
E
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Mönsch Marco,
auch viele RB-Fans fordern eine Aufklärung! Liest man den Polizeibericht brauchen die Hamburger nicht rumzuningeln. Unser Stadion, unsere Stadionordnung. Hält man sich dran-alles okay. Wenn nicht, wird das Heimrecht durchgesetzt. Zurecht.
R
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In Dortmund flennten alle rum und nahmen alles bare Münze, was die Medien verbreiteten, obwohl kaum ein Medienvertreter wirklich vor Ort war. Armes RB. Arme Frauen und Kinder.
Wird es nun bei RB hässlich, jammern alle rum. Man glaubt es nicht. Man ist lieber skeptisch und glaubt den Publikationen von RB und von diesem Ordnungsdienstes. Einfach Lächerlich!
P
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@Marion:
Wie Sie meinen? Ich sehe fünf Sterne, die man anklicken kann. Von 1 bis 5.
Auf dem Smartphone scheint es einen Regler zu geben, den frau verschieben kann. So sagt es mein Erinnerungsvermögen.
Zur Thematik: Im Text wurden die beiden Stellungnahmen wiedergegeben. Was gibt es da noch zu recherchieren? Sie meinen jetzt nicht die lächerliche Stellungnahme des Sicherheitsdienstes, oder?? :-D Oder die der Polizei Sachsen?!

Gruß vom Broiler Keiler
BK
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Hier kann man nur 5 Punkte geben?
Da soll man einen Artikel bewerten und dann ist die einzige Option 5 Punkte. Erinnert mich an die Wahlen zu DDR Zeiten. Ich gebe Null Punkte. Mangels Wahlmöglichkeiten eben im Text. Schlecht recherchiert und nicht mal die halbe Wahrheit.
M
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Worum ging es nochmal...
Es ging um das verbotene Abbrennen von Pyrotechnik. Wer sich aus der Menge jetzt beschwert, hat tatenlos zugesehen und dem Verbot Vorschub gegeben.
Natürlich ist jeder Verletzte einer zu viel, aber dann verlässt den Platz des Verbrechens. Wenn man regelmäßig die Täter allein lässt, ist es einfach für Polizei und Ordner diese zu belangen. Dann sollte solche Themen recht schnell nicht mehr vorhanden sein!
G
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