Abstieg des FC Energie Cottbus: Katastrophaler Tiefschlag für die ganze Lausitz!

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EnergieMan schrieb die Saison 2006/07. Der FC Energie Cottbus war nach drei Jahren 2. Bundesliga wieder zurück im Fußballoberhaus! Die Lausitzer hielten im Fußball-Osten das Fähnchen hoch und erhielten dafür landesweit Anerkennung. Mit geringen Mitteln wurde in Cottbus etwas aufgebaut, auf das man wahrlich stolz sein durfte. Einige Kilometer südwestlich war ein anderer einstiger DDR-Oberligist aufgestiegen. Allerdings nicht in die 1. Bundesliga, sondern in die Bezirksliga Leipzig! Als der VfB Leipzig den Insolvenzantrag gestellte hatte, wurde von einigen Fans im Dezember 2003 der 1. FC Lokomotive Leipzig neu ins Leben gerufen. In der elften Liga wurde gestartet. Dank einer Fusion konnten drei Ligen übersprungen werden. Beschwerlich und lang war der Weg trotzdem. Von der 3. Kreisklasse über die Bezirksklasse, die Bezirksliga und die Landesliga in die Südstaffel der NOFV-Oberliga. 2012 gelang der erste Aufstieg in die Regionalliga. Nachdem es noch einmal runter ging, steht nun der erneute Sprung in die vierthöchste Spielklasse bevor. Und in genau dieser wird die Loksche auf den FC Energie treffen! Regionalliga! Was für die einen ein Grund zur Freude ist, bedeutet für die anderen das Schrecken schlechthin. Seit 1997 gab es im Stadion der Freundschaft Profifußball zu sehen, nun rutschte der einstige Vorzeigeklub der Region Nordost in die Regionalliga ab. Die stete Abwärtsbewegung seit 2009 konnte nicht aufgehalten werden. Und somit treffen die ersten Mannschaften von Energie und Lokomotive erstmals seit dem 11. Mai 1991 wieder aufeinander. Damals trennte man sich vor 3.865 Zuschauern 1:1. Jürgen Rische und Frank Vogel hatten die Treffer erzielt.

EnergieDie anstehenden Regionalligapartien gegen den 1. FC Lokomotive, den FC Carl Zeiss Jena, den BFC Dynamo und den SV Babelsberg 03 mögen ihren gewissen Reiz haben und die Fans ein stückweit trösten, doch letztendlich ist der Abstieg in die Regionalliga Nordost ein Desaster sondergleichen. Ein, zwei Spielzeiten mal vorbeischnuppern und Duftmarken im Jahn-Sportpark und Bruno-Plache-Stadion setzen, okay. Aber wenn es blöd läuft, bleibt es nicht dabei. Die Regionalliga als Sackgasse. Der FC Carl Zeiss Jena und der SV Babelsberg 03 können ein Liedchen von trällern. Alles auf eine Karte setzen und mit Hauruck nach oben? Netter Versuch, doch am Ende kann es einen ergehen wie die TSG Neustrelitz. Geht man indes zaghafter ran, kann man sich schon mal gleich auf Jahre hinaus an Auswärtsspiele in Auerbach, bei Viktoria 1889 und Wacker Nordhausen gewöhnen. 

energieMan kann gar nicht in Worte fassen, was alles in Scherben liegt. So recht begreifen kann man das ganze Ausmaß noch gar nicht. Als Außenstehender rutschte der FC Energie Cottbus in der 3. Liga etwas aus dem direkten Sichtfeld. Mit Erstaunen bleibt man immer bei der einen oder anderen Statistik hängen. 2008/09 hatte Energie noch gegen Bayern München und Borussia Dortmund gekickt? Und ach ja, da fällt einem wieder ein: Damals gab es gegen den 1. FC Nürnberg die Relegationsspiele. Mit 0:3 und 0:2 ging die Sache voll in die Hose. Da es so klar und deutlich zuging, hatte man wohl diese Partien recht fix vergessen. Während der Glubb in diesem Jahr wieder als Dritter der 2. Bundesliga in der Relegation ran darf - dieses Mal ist Eintracht Frankfurt der Gegner -, muss man in der Lausitz schauen, wie man wohl sportlich, infrastrukturell und finanziell in der kommenden Regionalliga-Saison zurecht kommen wird.

Während vor sieben Jahren der Abstieg aus der 1. Bundesliga am Ende recht klar und deutlich erfolgte, ging es dieses Mal um einiges dramatischer zu. Bitterer hätte es im letzten Heimspiel gegen die Bubis des 1. FSV Mainz 05 wohl kaum laufen können. Die Ausgangslage: Ein Sieg musste her. Keinesfalls durfte man sich auf die anderen verlassen. Vor allem ein Sieg des direkten Konkurrenten SV Wehen Wiesbaden war zu erwarten. Mit dem VfB Stuttgart II hatte dieser den wohl leichtesten Gegner. 

energieBekanntlich ist es in der Lausitz nicht allzu leicht, Zuschauermassen in fünfstelliger Höhe anzulocken. Abzüglich der beachtlichen Gästemobs war dies zuletzt nicht mal gegen den F.C. Hansa Rostock, den 1. FC Magdeburg und die SG Dynamo Dresden möglich. Doch jetzt, als es wirklich um alles ging, kamen auch FCE-Fans, die zuletzt nur noch müde abgewinkt hatten. Energie? Ach, da gehe ich liebe auf die Datsche oder mit Erna einen Kaffee trinken! So handhabten das in den letzten Jahren vor allem zahlreiche Ü40-Fans. Zu groß die Enttäuschung über den sportlichen Abstieg. Im Geiste träumten viele noch von der von Ede Geyer trainierten Erstligamannschaft. Das waren Zeiten! Aber 3. Liga? Da lächelten viele nur noch traurig. Aber ja, gegen Mainz 05 II kamen sie alle noch mal. Knapp 14.000 Zuschauer! Für Lausitzer Verhältnisse eine prima Hausnummer! In diesem Alles-oder-nichts-Spiel, das die Weichen für die kommenden Jahre legen wird, kamen sie vorbei ins Stadion der Freundschaft.

energieVor dem Spiel marschierten vom Stadtzentrum aus zahlreiche aktive Energie-Fans zum Stadion. Ein Zeichen für den Verein, für die Stadt, für die Region. Alle für den FC Energie! Um 13:45 Uhr ertönte der Anpfiff. Und es wurde spannend. Zur Pause stand es 0:0, und aus Aalen kam die Nachricht, dass die U23 des SV Werder Bremen mit 2:0 führt. Und auch Wehen Wiesbaden lag mit 1:0 vorn. Für Energie spielte niemand. Aus dem sportlichen Schlamassel musste man sich definitiv selber raus kämpfen. Bereits in der 12. Minute musste Breitkreuz verletzt vom Platz. Für ihn kam Mattuschka. Energie bestimmte das Spiel, doch bereits im letzten Drittel der ersten Halbzeit zeigten die Gäste, dass mit ihnen zu rechnen sei. Und wahrlich, in der zweiten Halbzeit waren vier Minuten gespielt, als Derstroff zuschlug. 1:0 für die Mainzer Bubis.

CBNach knapp einer Stunde dann ein erstes Aufatmen. Strafstoß für den FC Energie. Sukuta-Pasu trat an und traf zum 1:1. Und es wurde noch besser. Vorerst zumindest. In der 78. Minute machte Sukuta-Pasu aus dem Spiel heraus doch glatt das 2:1. Die Fans tobten vor Freude. Die Tribünen bebten wie zu alten guten Zeiten, als es diese neuen Tribünen noch gar nicht gab. In der 87. Minute wurde noch einmal umgestellt. Mattuschka ging wieder vom Platz, für ihn kam Karbstein rein. Nur zwei Minuten später geschah das Unfassbare. Die Gäste glichen aus. Kalig hatte getroffen. Das Unentschieden würde nicht reichen.

energieAlso alles noch einmal nach vorn. Klar, dass Mainz nun Platz hatte. Und zack, hieß es plötzlich 2:3 aus Sicht von Cottbus. Das war´s. Abpfiff. Etliche Fans stürmten auf den Platz zum Mittelkreis. Fassungslosigkeit soweit das Auge reichte. 19 Jahre nachdem dieses Stadion das wohl emotionalste Spiel der Vereinsgeschichte gesehen hatte - nach dem 0:0 im Hinspiel wurde daheim Hannover 96 mit 3:1 geschlagen - geht der 14. Mai 2016 als der Tag in die Historie ein, an dem sich Cottbus aus dem Profifußball verabschiedet. Traurig, aber wahr.

Fotos: nurenergie.de

> zur turus-Fotostrecke: FC Energie Cottbus

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
17 Mai 2016
Spielergebnis:
2:3
Zuschauerzahl:
13.800

Ligen

Inhalt über Liga
3. Liga

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