Bayern München vs. Borussia Dortmund? Gähn! Was wäre wirklich ein Traumfinale?

BVB„Traumfinale steht!“ Die Medien schlagen Purzelbäume, weil im Finale des DFB-Pokals der FC Bayern München und Borussia Dortmund aufeinandertreffen. Von der Passauer Zeitung bis zum Kicker. Und auch auf der UEFA-Seite wird vom „Traumfinale“ gesprochen. Gähn! Sicherlich ist das Stelldichein im Berliner Olympiastadion eine erfreuliche Sache für die jeweiligen Anhängerschaften. Aber ein Traumfinale aus neutraler Sicht? Weiß Gott nicht. Langweiliger könnte es doch kaum sein! Seit 1998 hat der FC Bayern München den Pott neunmal an die Isar geholt. Soll dies zum zehnten Mal innerhalb von 18 Jahren passieren? Reicht es nicht, dass es an der Tabellenspitze der 1. Bundesliga so langweilig zugeht wie beim Stehbäcker in einer Neuköllner Seitenstraße? Nee sorry, wünscht man sich als Fußballliebhaber solch eine Dominanz? Und das Pokalduell gegen die Dortmunder Borussen? Gab es 2008 bereits. Ja, 2012 war es sicherlich (nicht zuletzt aufgrund des Spielergebnisses) recht nett. 2014, na ja, okay. Aber nun schon wieder? Davon ganz abgesehen steht auch der BVB 09 seit 2012 zum vierten Mal im Finale. Aufregend ist anders.

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Hertha 1993Ob man nun Berliner ist oder nicht. Hertha BSC hätte man wohl wirklich die Finalteilnahme gewünscht. Wie ging 1992/93 Fußball-Deutschland ab, als die Berliner ins Finale einzogen. Ja klar, es waren die Bubis, welche die Favoriten (Hannover 96, 1. FC Nürnberg, Chemnitzer FC) reihenweise weggeputzt hatten, aber letztendlich gönnte man auch der Stadt den Erfolg. Muss ja nicht jedes Jahr sein, aber ab und an darf doch mal der lokale Verein der Austragungsstätte mit dabei sein. Oder nicht? Da in den letzten Jahren die Alte Dame im Pokalwettbewerb fast immer auswärts antreten musste, wäre dies auch mal eine Art Wiedergutmachung gewesen. Sicherlich muss man eingestehen, dass die Dortmunder gestern Abend eine Nummer besser waren - das steht ja außer Frage -, doch aus neutraler Sicht hält sich halt die Freude in Grenzen.

FC BayernVerband und die großen Medien feiern jedoch fett ab. Ein Außenseitersieg mag zwar gut für die lokale Berichterstattung sein, doch für die mediale Ausschlachtung sind halt der FC Bayern und Borussia Dortmund die besten Pferde im Stall. Ei der Daus, wie kann dieses deutsche Pokalfinale in Fernost wieder an den Mann gebracht werden! Gleich werden in China, Japan und Singapore wieder paar tausend Menschen mehr ein Trikot kaufen und irgendein Abo für einen internationalen Fernsehsender erwerben. Von den Sportwetten ganz zu schweigen. Lasset den Rubel rubeln, die Kassen klingeln - schließlich geht es letztendlich um nichts anderes mehr im großen Fußballgeschäft. Schade nur, dass jede kleine regionale Zeitung auf diesen Zug aufspringen muss. Warum halten sich selbst Berliner Zeitungen so bedeckt? „Hertha BSC verpasst Finale“. Sachlicher geht es kaum. Wo bleibt die Leidenschaft? Die klare Bekenntnis: Mensch ja, Hertha im Finale wäre saugeil gewesen und das Ausscheiden ist verdammt bitter!?

EssenAber wenn mir mal beim Thema Traumfinale wären. Da gäbe es zwei Aspekte. Was wäre schöner, als wenn mal wieder ein klarer Außenseiter ins Finale einziehen würde. Ein Verein, der ein, zwei Ligen tiefer spielt. Mensch, wie hatte man sich damals über Hannover 96 gefreut, als dieser Club als Zweitligist 1992 die Jungs vom Niederrhein im Elfmeterschießen geschlagen hatte! Und wie cool war es, 1994 Rot-Weiss Essen im Finale gegen den SV Werder Bremen zu sehen! Welch eine Euphorie, was für eine elektrisierende Stimmung in der RWE-Kurve, als Bangoura in der 50. Minute den Anschlusstreffer erzielte. So was will der neutrale Fußballfreund sehen! Dem Underdog die Daumen drücken oder zumindest mit Neugier zuschauen, was dieser anzustellen vermag. Sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen!

VfB1997 war es der FC Energie Cottbus, der im Finale gegen den VfB Stuttgart sein Glück versucht hat. Vier Jahre später war es der 1. FC Union Berlin, der im Finale gegen den FC Schalke 04 antrat. Legendär. Außenseitersiege gab es - bis auf Hannover 96 - zuletzt nie, doch allein das Dabeisein war eine Wucht. Manche, wie die Eisernen aus Berlin-Köpenick traten trotzdem im Europapokal an. Und nicht zu vergessen, der Auftritt von Alemannia Aachen im Endspiel am 29. Mai 2004. Mit 2:3 mussten sich die Alemannen knapp geschlagen geben, doch gefightet wurde bis zur letzten Sekunde.

st. pauliDer andere Aspekt: Im Finale mal ein Derby oder halt ein Duell, das es fantechnisch richtig in sich hat. Das 1996er Endspiel zwischen dem Karlsruher SC und dem 1. FC Kaiserslautern war diesbezüglich schon mal eine echte Hausnummer. Das Duell VfB Stuttgart vs. 1. FC Nürnberg am 26. Mai 2007 konnte sich auch sehen lassen. Aber wie wäre es denn mal mit dem Revierderby im Finale? Oder der Teilnahme einer Mannschaft der Region Nordost? Die SG Dynamo Dresden im Finale! 1994 standen die Sachsen bereits kurz davor, im Halbfinale gab es zu Hause eine 0:2-Niederlage gegen Werder Bremen. Apropos Werder. Ein Finale zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen hätte doch mal wirklich was von „Traumfinale“. Oder am besten gleich FC St. Pauli gegen Hamburger SV. Da hätten wir gleich beide Faktoren mit dabei. Einen sportlichen Außenseiter mit am Start und eine gehörige Portion Brisanz dazu. Und den Totenkopf kann man in Fernost gleich mit vermarkten.

KölnMensch, Mensch, Mensch, es würden einem zig „Traumfinale“ einfallen. Spiele, von denen man noch nach Jahren sprechen würde. Ach weißt du noch? Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig? Oder Frankfurt gegen Köln? Nee, stattdessen: Bayern München gegen Borussia Dortmund. Ach weeeßte noch? Das Tor von Lewandowski im Finale? Wann denn? 2012? 2014? Oder 2016? Mag sein, dass in Fernost wieder die Teenies kreischen, hierzulande hätte sich der Sportsfreund, wenn er nicht gerade Fan einer der beiden Vereine ist, wirklich was anderes gewünscht. Aber wie brachte es Hardy Grüne auf seiner Facebook-Seite auf den Punkt? „Sehr schön - am Tag des Pokalfinals kann ich also eine ausgedehnte Radtour machen.“

Fotos: Marco Bertram, Glenn Dawson, Karsten Höft, Felix

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Artikel wurde veröffentlicht am
21 April 2016

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5 Kommentare
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Kommentare
Wie wäre es denn wenn man Bayern und Dortmund für das Finale setzt und daneben einen Wettbewerb laufen lässt mit Finale an einem anderen Ort. Dann wäre doch allen gedient.
V
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Rot Weiss Essen - Schalke
Dortmund - Schalke
G
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Wünsche
Spontan fallen mir neben Deinen Vorschlägen, folgende Paarungen ein

Dynamo - Frankfurt
Magdeburg - Hansa Rostock
Zwickau - Aue
Stuttgart - KSC
Nürnberg - FC Bayern
Köln - Gladbach
Düsseldorf - Köln
K
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:-D
L
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G
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