Energie Cottbus vs. Dynamo Dresden: Schwarz-gelbe Invasion und hartgekochte Eier

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FCEEnergie braucht mehr Eier! Harte Eier! Die schönsten Anekdoten gibt es beim Fußball meist vom Drumherum. Früher in den 90ern gab es in Leipzig-Leutzsch schon mal richtig auf die Fresse, weil man den „falschen“ Block fotografiert hatte, in der Gegenwart wird man indes schon mal zum Obstbrand eingeladen. Also, was meine Person betrifft. Andere werden schon mal von schwarzen Typen mit Quarzhandschuhen abgezogen. Irgendwo her muss das Zeug ja kommen, das bei brisanten Duellen an den Zäunen präsentiert wird. Doch zurück zu den Eiern. Nach dem Duell im Stadion der Freundschaften fuhren in einem Zug friedlich vereint zahlreiche Energie-Fans und ein paar SGD-Fans in Richtung Berlin. Um mich herum gleich sieben Energie-Fans auf einen Streich. Die Laune war trotz Niederlage nicht die schlechteste. Akribisch wurden Taktik und einzelne Spieler analysiert. Welche Fehler wurden begangen? Hatte es Sinn gemacht, „Tusche“ noch in der 75. Minute zu bringen? Beim Plaudern wurde plötzlich ein Sixpack Eier rausgeholt. So wie einst zu DDR-Zeiten, als Mutti den Söhnchen gekochte Eier mit zur Klassenfahrt gab. Mit dabei ein Salzstreuer. Während über „Tusches“ mögliche Gewichtszunahme diskutiert wurde, pellte einer von ihnen sorgsam die Schalen ab. Und ach ja, in der Sechserpackung waren nur vier Stück. Ganz klar, beim nächsten Mal braucht man in Cottbus noch mehr Eier. Im Zug und auf dem Rasen.

FCEGesprochen wurde über den Abstieg in die Regionalliga Nordost. So langsam scheint sich der eine oder andere bereits damit abzufinden. Zu stetig erfolgte der sportliche Niedergang. Der Sturz in die Viertklassigkeit schien nur eine Frage der Zeit. Logisch, noch ist alles drin, doch über die möglichen Gegner in der Regionalliga macht man sich schon mal Gedanken. Nach Stand der Dinge würde man viermal zu Auswärtsspielen nach Berlin fahren. Zum Berliner AK 07, zum BFC Dynamo, zu Hertha BSC II und zum FC Viktoria 1889. Eventuell stünde noch eine Tour zu Hertha Zehlendorf an. Oder zu Union Fürstenwalde. Klingt nicht überaus prickelnd. Immerhin gäbe es dann auch Duelle gegen den SV Babelsberg 03, den FC Carl Zeiss Jena, den wahrscheinlichen Aufsteiger 1. FC Lokomotive Leipzig und den FSV Zwickau (falls nicht in die 3. Liga aufgestiegen wird). Ja, das klingt schon besser. Für eine Saison könnte man aus Sicht der Fans eine RL-Sause durchaus mit einem lachenden Auge unternehmen. Allerdings ist die Regionalliga eine Sackgasse, die Rückkehr in die 3. Liga ist alles andere als leicht. Man denke nur an die lästige ungerechte Aufstiegsrunde. Die sieben Energie-Fans im Regionalexpress witzelten, dass man bei Auswärtstouren nach Berlin über Frankfurt/Oder fahren müsse, damit wenigstens etwas Auswärtstour-Feeling aufkommt und Zeit genug für mitgebrachten Obstbrand und hartgekochte Eier bleibt.

EnergieDie Lage ist ernst für den FC Energie. Einige Abstiegskonkurrenten haben gewonnen. Die Stuttgarter Kickers siegten gegen den VfB Stuttgart II mit 4:1, der SC Werder Bremen II behielt gegen den Halleschen FC mit 2:0 die Oberhand, und der FC Rot-Weiß Erfurt fuhr beim SC Fortuna Köln in der Südstadt einen 3:1-Sieg ein. Zudem holte Hansa Rostock gegen Preußen Münster einen Punkt, und sogar Wehen Wiesbaden erkämpfte bei Holstein Kiel ein 1:1. Mehr als die halbe Liga befindet sich im Abstiegskampf. Zwischen dem Tabellenachten Holstein Kiel und Energie Cottbus liegen gerade mal sechs Punkte. 

SGDOben setzen sich indes die beiden sächsischen Vertreter ab. Nachdem der FC Erzgebirge Aue mit einem 3:0-Sieg in Magdeburg Rang zwei festigen konnte, war heute die SG Dynamo Dresden an der Reihe. Nach dem 2:0-Sieg in der Lausitz hat die SGD auf den Relegationsplatz, der vom VfL Osnabrück belegt wird, satte 14 Punkte. Wann also könnte der Sack endgültig zugemacht werden? Sechs Partien stehen noch aus. 18 Punkte sind demzufolge noch zu vergeben. Gewinnt Dynamo Dresden am kommenden Samstag gegen Holstein Kiel und gewinnt der VfL Osnabrück nicht in Erfurt, dann ist der Sprung in die 2. Bundesliga gepackt. Wenn jedoch Osnabrück drei Punkte einfährt, könnte das Szenario schlechthin eintreten: Eine mögliche Aufstiegsfeier in Magdeburg in der Woche darauf!

SGDAllerdings schaute es beim heutigen Spielbeginn in Cottbus nicht danach aus, dass der Dynamo-Sieg ein Selbstläufer werden würde. Nach der bitteren 0:4-Klatsche in Chemnitz war beim FC Energie Wiedergutmachung angesagt. Mit dem gleichen Schwung wie zuvor gegen den 1. FC Magdeburg ging es nun auch gegen den Tabellenführer aus Sachsen in die Partie. Bereits nach zwei Minuten kam Sukuta-Pasu zur ersten Möglichkeit. Bei traumhaftem Wetter und vor großer Kulisse von 15.255 Zuschauern entwickelte sich zu Beginn ein flottes Spiel. Apropos Kulisse. Die Anhänger der SG Dynamo erhielten die gesamte Hintertortribüne, welche einen spektakulären schwarz-gelben Anblick bot. Ärgerlich aus Heimsicht war indes, dass recht viele Dynamo-Fans auch auf beiden Geraden zu finden waren. Vor allem auf der altehrwürdigen Haupttribüne zuckte manch ein älterer Fan, der seit Jahrzehnten zu Energie geht, zusammen, weil plötzlich um ihn herum SGD-Anhänger sich erhoben und Schlachtrufe anstimmten. Gewiss könnte man es durchaus so handhaben: Kein Zutritt mit anderen Vereinsfarben auf heimischen Rängen. Die Hintertortribüne bot genügend Platz und zur Not wäre noch ein freier Eckblock vorhanden gewesen. 

SGDUnd was die Gästefans betraf: Allein das „Forza Dynamo!“ zu Beginn des Spiels war eine echte Hausnummer! Was sollten die Heimfans entgegensetzen, wenn rund 6.000 gegnerische Fans geschlossen die Schlachtrufe durch das Stadion ballern?! Die Energie-Fans probierten ihr Bestes und waren aufgrund der schwungvollen Startphase überaus motiviert. So gab es in der 10. Minuten gleich drei Energie-Chancen in Folge. Es brannte kurzzeitig im SGD-Strafraum. Nun ein Treffer - und vielleicht hätte das Ganze einen ähnlichen Verlauf genommen wie gegen Magdeburg. Hätte. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr bekamen die Gäste das Geschehen in den Griff. Und auch die SGD-Fans spulten die gesamte Palette ab: „Ihr seid Sorben, asoziale Sorben…“, „Schweine-Energie!“, „Schalala, aus der Hauptstadt Sachsens kommen wir…“ Und dann ein kraftvolles: „Steht auf, wenn Ihr Dresdener seid!“ Als sich auch auf der Gegengerade hunderte SGD-Fans erhoben, war es Zeit für den Wechselgesang: „Dynamo!“ Am anschließenden „Scheiß Energie!“ beteiligten sich die Dynamo-Fans auf der Gegengerade lieber nicht. Gut so, denn somit kam es während der Partie zu keinen Auseinandersetzungen beim gemischten Publikum.

SGDRichtig die Post unter den tausenden SGD-Fans ging ab, als Justin Eilers nach etwas mehr als einer halben Stunde per Kopf zum 1:0 traf. Nach dem 2:2 gegen den F.C. Hansa Rostock, das sich wie eine Niederlage anfühlte und das enttäuschende 0:3 gegen Erzgebirge Aue im Landespokal fühlte sich der Führungstreffer in Cottbus sicherlich befreiend an. Mit der knappen Gästeführung ging es in die zweite Halbzeit. „Ja, wir sind da, das ganze Jahr, für die SGD…“, ertönte es nun lautstark. Wenig später wurde über dem UD-Banner ein wenig feindliches Material präsentiert. Ein Block weiter hingen zudem ein paar weitere Energie-Schals. Punkten konnten in diesem Fall die Heim-Szene, die bereits zu Spielbeginn einiges am Zaun unübersehbar befestigt hatte. 

SGDEnergie mühte sich, aber Dresden zog die Zügel an und drängte zum 2:0. Mit Erfolg. Nach ein paar Anläufen klappte es in der 82. Minute. Nach einer Ecke brachte Eilers den Ball in den Strafraum, Testroet stand bereit und brachte aus der Drehung das Spielgerät im Gehäuse unter. Der Drops war gelutscht. Die drei Punkte waren gesichert. Erstaunlich frenetisch wurde der zweite Treffer vom schwarz-gelben Anhang gefeiert. Ja, auch ein Sieg in Cottbus ist nicht der Normalfall. Zum einen gab es nach dem Fall der Mauer immerhin fünf FCE-Siege, zum anderen schmerzte mit Sicherheit die 0:1-Niederlage beim Hinspiel.

SGD„Nie mehr zweite Liga“, ertönte es nun ganz klassisch. Wann sich diese beiden Rivalen wieder begegnen werden, steht in den Sternen. Zum einen könnte gut sein, dass sich die Sportgemeinschaft in der 2. Bundesliga etablieren wird, zum anderen droht den Lausitzern der Sturz in die Viertklassigkeit. Damit dieser nicht Realität wird, braucht es Eier! Und zwar bereits am kommenden Wochenende beim Auswärtsspiel in Münster! Und dieses Mal werden in das Plastik-Sixpack auch sechs Stück gepackt, denn die Anfahrt bis zum Preußenstadion ist von der Lausitz aus verdammt lang.

FCENach Abpfiff kam auf beiden Seiten die Feuerwehr zum Einsatz. Während am Gästeblock an der Plexiglasscheibe ein paar Energie-Schals lichterloh brannten und vom Innenraum aus mit einem Wasserschlauch besprüht und mit Sand beworfen wurden, rückten im Heimblock Ordner und zwei Feuerwehrleute an. Hinter dem Zaun wurden die zuvor präsentierten Fahnen und Schal auf einen Haufen geworfen und angezündet. Wegen der doch recht starken Rauchentwicklung beschloss man, den Schwelbrand vor Ort zu löschen. Gegenwehr gab es nicht, der Heimblock hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits stark geleert.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: FC Energie Cottbus

> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden

Artikel wurde veröffentlicht am
03 April 2016
Spielergebnis:
0:2
Zuschauerzahl:
15.255
Gästefans
6000

Ligen

Inhalt über Liga
3. Liga

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5 Kommentare
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G
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Sorben Verfolgung mal eben salonfähig
Wenn die Dynamos „Asoziale Sorben“ singen, zeigt das nur welcher Abschaum da singt. In Ostsachsen und der Lausitz wird von Nazihools gezielt Jagt auf Sorbische Menschen gemacht. Selbst Tillich hat dieses Problem erkannt und als so schlimm wie noch nie eingestuft. Ganz zu schweigen von den übersprühten sorbischen Ortsnamen. Progromstimmung nennt sich sowas.

Asoziale Nazis, Asoziale Sachsen oder Asoziale Pegidas trifft es eher.
B
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K
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L
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DYYY
G
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