Chemnitzer FC vs. Dynamo Dresden: Hintergründe zur Jubiläumschoreo, Fakten zum Spiel

CFCIn einem packenden Sachsenderby trennte sich der Chemnitzer FC 2:2 von der SG Dynamo Dresden – und konnte dabei zwei Mal einen Rückstand wettmachen. Vor dem Spiel beeindruckte die „Südkurve“ mit einer Jubiläumschoreografie, und auch im Gästeblock wurde etwas gezeigt. Die Voraussetzungen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Während die SG Dynamo Dresden souverän die Tabelle der 3. Liga anführt, muss sich der Chemnitzer FC langsam aber sicher dem Abstiegskampf stellen. Nur zuletzt zwei Punkteteilungen der besseren Sorte – ein torloses Remis in Unterzahl gegen den 1. FC Magdeburg sowie die Egalisierung eines 0:1-Rückstandes beim SV Wehen-Wiesbaden – sind es nur noch drei Punkte bis zum ersten Abstiegsplatz. Ein Sieg gegen die Sportgemeinschaft wäre folglich umso wichtiger.

SGDInsgesamt wollten 10.644 Zuschauer das 77. Duell zwischen den Himmelblauen und den Schwarz-Gelben bei Schmuddelwetter – es nieselte immer und immer wieder – sehen. Während der Gästeblock sofort ausverkauft war, gelang es den Gastgebern final leider nicht, die Gegengerade komplett auszuverkaufen. Clevere SGD-Anhänger nutzten diesen Zustand aus, um sich mit Tickets für den Heimbereich einzudecken. Ein 50 Mann starker Mob stellte sich kompakt, dabei größtenteils ohne schwarz-gelbe Fanutensilien in den Außenbereich der Gegengerade – und verhielt sich weitestgehend unauffällig. Wer sich allerdings outete, wie in der zweiten Halbzeit vier Herren, die bei Wer-nicht-hüpft-ist-Magdeburg springen mussten, wurde freundlich vom der Security aus dem Stadion geschickt. Es blieb aber bei diesem Einzelfall.

CFCDie „Südkurve“ war aber wie immer bestens gefüllt – und das war extrem wichtig, um die Jubiläumschoreografie, welche eigentlich gegen den FC Energie Cottbus geplant gewesen war, erfolgreich durchführen zu können. Der Block wurde vertikal in zwei Teile untergliedert. Oben wehte eine Vielzahl himmelblauer Fahnen, unten waren es weiße. In den jeweiligen Außenblöcken wurden jeweils fünf große Doppelhalter geöffnet, auf denen – in chronologischer Reihenfolge – zehn Persönlichkeiten zu sehen waren, die maßgeblich an der Geschichte des FC Karl-Marx-Stadt bzw. des Chemnitzer FC seit seiner Gründung am 15. Januar 1966 mitgeschrieben haben. Vor dem Block stand dazu der Spruch „Ihr alle habt ihn aufgebaut – den Club, der uns die Sinne raubt!", der die Choreografie gelungen abrundete. Inmitten des Ganzen erstrahlte im Lichte der aufgerichtete Löwe (Stadtwappen der Stadt Chemnitz), unten drunter waren die Logos des FCK und des CFC zu sehen.

scherbaumStellvertretend wurden von links nach rechts mit einem Konterfei bedacht und genannt: Horst Scherbaum übernahm die erste Mannschaft des Vorgängervereins, SC Karl-Marx-Stadt, und führte drei Jahre später den jüngst gegründeten FC Karl-Marx-Stadt zu seiner ersten und einzigen Meisterschaft in der DDR-Oberliga. Frank Sorge steht für „Einmal FCK – immer FCK!“. Von 1967 bis 1981 bestritt er 272 Spiele und erzielte 28 Tore. Jürgen Bähringer bestritt insgesamt 350 Oberligaspiele für den FCK und erzielte dabei 57 Tore – Unvergessen dabei sein Treffer in der Saison 1984/85 gegen Dynamo Dresden, wo er aus sage und schreibe 42 Metern traf.

RicoJoachim Müller rückte nach dem Abstieg des FCK im Jahr 1970 als 18-jähriges Talent in der erste Mannschaft, in der er sofort für Furore sorgte. In 25 Spielen traf er zwölf Mal. Nach seiner Spielerkarriere wechselte er auf die Bank: erst als Nachwuchstrainer, 2002 wurde er sogar Cheftrainer der Himmelblauen, deren Abstieg in die Viertklassigkeit er verhindern konnte. Rico Steinmann lernte beim FCK das Fußballspielen und galt als eines der größten Talente in der DDR, für die er 23 Länderspiele absolvierte. Nach der Wende blieb das dem 1. FC Köln nicht verborgen, welcher Steinmann verpflichtete. Nach der Jahrtausendwende fungierte er kurzzeitig als Manager beim CFC.

Christoph Frank lernte unter Hans Meyer das A und O der Fußballkunst: Von 1988 bis 1993 war er Co-Trainer, zuvor war er Nachwuchstrainer gewesen. 1986 holte er mit seinem Team DDR-Jugendmannschaft. Bis 1996 blieb er jeweils Co-Trainer, ehe seine Stunde als Chefcoach schlug. Den Abstieg aus der 2. Liga in jenem Jahr konnte er leider nicht mehr abwenden. Drei Jahre später meldete er sich jedoch mit einer schlagkräftigen Truppe zurück. Da die Erfolge in der 2. Liga ausblieben, wurde er September 2000 entlassen. April 2008 kehrte Franke, der zuvor bei Dynamo Dresden war, wieder nach Chemnitz zurück und schaffte nicht nur den Aufstieg, sondern konnte weiterhin den Sachsenpokal gewinnen. Vor seiner Trainerlaufbahn war als Spieler beim FCK aktiv.

BallackMichael Ballack schnürte 1988 erstmalig die Schuhe für den FCK – und entwickelte sich anschließend, unter anderem auch unter die Ägide von Franke, zu einem der besten deutschen Fußballspieler. Bereits im Nachwuchsbereich eilte Ballack von Erfolg zu Erfolg, der Aufstieg in den Männerbereich war eine reine Formsache. 1995 erhielt – wie er genannt wurde – „kleiner Kaiser“ seinen Profivertrag. 1997 wurde ein gewisser Otto Rehagel auf Ballack aufmerksam und holte ihn zum 1. FC Kaiserslautern.

Ulf Mehlhorn kam, sah und traf in seinem ersten Spiel direkt gegen die Jungs aus dem Schacht. Wie Steinmann wurde mit Mehlhorn der Generationswechsel Ende der 80iger Jahre eingeläutet. Dazu gehören weiterhin die internationalen Auftritte gegen Porto, Sion und die „alte Dame“ aus Turin. 1995 zog es ihn zur Fortuna nach Düsseldorf, kehrte aber im Sommer wieder zurück. Ulf Mehlhorn war vor allem bekannt für seine „linke Klebe“. Philipp Pentke wechselte im Sommer 2009 zum damaligen Regionalligisten Chemnitzer FC – und absolvierte bis 2015 183 Spiele. Er stieg mit dem CFC in die 3. Liga auf, hielt zudem mehrfach den Sachsenpokal in die Höhe, aus denen diverse unvergessene DFB-Pokal-Schlachten resultierten.

antonLast but not least, Anton Fink: Der jüngste Akteur im Bunde und noch bei den Himmelblauen Verbliebene ist der „Fußballgott“, der durchaus in der Lage ist, Dresden zu ärgern. Nur nicht an diesem Tag. Aufgrund einer Grippe musste der Mannschaftskapitän kurzfristig passen, für ihn debütierte der 18-jährige Baumgart. Er spielte als zweite Spitze neben König.

SGDDie zahlreich angereisten Anhänger aus der sächsischen Landeshauptstadt hissten das Motto „Niemand kann Dynamo stoppen!“ an den Zaun, dazu gab es eine aus mehreren Teilen bestehende, recht einfach konzipierte, aber dessen ungeachtet ansehnliche Choreografie. Oben schwarz Zettel, unten gelb. Als nächstes folgte im unteren Sektor eine Blockfahne unten, oben wurden kleine Schwenker gezeigt, in der Masse allerdings zu wenig, um ein geschlossenes Bild zu erzeugen. Auf pyrotechnische Erzeugnisse wurde erneut verzichtet. Final gab zahlreiche Luftballon in den Vereinsfarben und ältere Fahnen. Nach einem Countdown begann der gute Support, den Aosman nach sechs Minuten bereits unterbrach.

SGDNachdem der SGD-Verteidiger Giuliano Modica nach fünf Minuten fast das Spielgerät ins eigene Gehäuse befördert hatte, klingelte es eine Minute später gegenüber im Tor der Himmelblauen. Nach einem mustergültigen Zuspiel von Stefaniak in die Spitze schnappte sich der schnelle Aias Aosman den Ball und brachte diesen ohne Probleme links unten unter. 1:0 für die SGD. Schockstarre bei Chemnitz? Keine Spur! Voran ging es! Und das vor allem über die rechte Seite. So auch beim Ausgleich in der 13. Minute. Der Ball wurde im Mittelfeld erobert, dann wurde dieser rüber zu Fabian Stenzel gespielt. Nach dessen scharfer Hereingabe grätschte Michael Hefele den Ball in den eigenen Kasten. Tosender Jubel auf Heimseite, lange Gesichter im Gästeblock. 

SGDDass die SG Dynamo nicht ohne Grund ganz oben steht, wurde nach knapp einer halben Stunde deutlich. Nachdem es eine Viertelstunde lang etwas ruhiger zur Sache ging, nahmen nun die Gäste wieder mehr Fahrt auf. Pascal Testroet eilte auf das Chemnitzer Gehäuse zu, doch CFC-Keeper Gersbeck war eher dran und konnte klären. Nachdem in der 30. Minute nochmals Testroet eine Möglichkeit hatte, schlug dieser dann in der 37. Minute zu.  Nach langer Hereingabe war dieser am zweiten Pfosten zur Stelle. 2:1 für Dresden. Mit diesem Spielstand ging es zum Pausentee.

CFCEine muntere Partie gab es auch im zweiten Spielabschnitt zu sehen. Chemnitz wollte den Ausgleich, Dresden legte ab der 70. Minute wieder einen Zahn zu und wollte die endgültige Entscheidung. Diese gab es jedoch nicht, stattdessen belohnten sich die Himmelblauen für ihren gezeigten Einsatz. Fünf Minuten vor Schluss versuchte es zuerst Cincotta aus sehr spitzem Winkel. SGD-Keeper Blaswich konnte parieren, aber nicht den Ball festhalten. Im Nachsetzen brachte Tim Danneberg den Ball über die Linie. Freudiges Durchdrehen auf den Rängen. Bierbecher sausten durch die Luft, die Fans hingen am Zaun. Am Ende ein gerechtes Remis in einem spannenden Sachsen-Duell.

CFCAm kommenden Samstag empfängt die SG Dynamo Dresden den SC Fortuna Köln, der Chemnitzer FC tritt beim SC Preußen Münster an. Des Weiteren werden zwei weitere Ost-Duelle für reges Interesse sorgen. Zum einen empfängt der Tabellenzweite FC Erzgebirge Aue den FC Rot-Weiß Erfurt, zum anderen reist der arg abstiegsbedrohte F.C. Hansa Rostock zum ebenfalls unten drin hängenden FC Energie Cottbus, der seit sechs Partien sieglos ist. Apropos, für die SG Dynamo Dresden war das 2:2 in Chemnitz das sechste Remis in den letzten zehn Spielen. Ebenfalls sechs Spiele ohne Sieg war zuletzt der CFC. Keine Frage, besonders der Abstiegskampf wird sehr spannend werden. Oben stehen derzeit mit Dresden, Aue und Osnabrück die drei Vereine, denen man am ehesten den Aufstieg zutraut, wobei das bei der Sportgemeinschaft Dynamo in Anbetracht des Punktepolsters nicht wirklich extra betont werden muss.

Fotos: Marcus Hengst

Text: Marcus Hengst & Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Chemnitzer FC

> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden

Artikel wurde veröffentlicht am
21 Februar 2016
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
10.644

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Inhalt über Liga
3. Liga

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