SV Babelsberg 03 vs. FSV Zwickau: Verbale Eskalation auf den Rängen, dem Platz und der PK

zwiggeTätlichkeiten, Beleidigungen und ein hässliches Spruchband. Die Regionalliga-Partie zwischen den Filmstädtern und den Westsachsen wurde am Ende des Spiels überaus hitzig. Sowohl auf dem Platz, als auch auf den Rängen. Welcher Spieler was genau zu einem anderen Spieler gesagt hatte, ist von außen betrachtet nicht zu rekonstruieren. Fakt ist, dass Nulldrei-Trainer Cem Efe sich auf der anschließenden Pressekonferenz gar nicht mehr einkriegte. Dass er auf 180 war, ist gelinde ausgedrückt. So beklagte er, dass es jedes Mal gegen die Zwickauer zu Provokationen kommen würde. Dabei räumte er jedoch ein, dass dazu zwei Seiten gehören. Zum emotionalen Ausbruch auf der PK kam es, als FSV-Trainer Torsten Ziegner von einem Journalisten darauf angesprochen wurde, dass nach dem Spiel in den Katakomben der Spruch „Alles Ausländer hier!“ gefallen sein soll. Während Ziegner mit sachlichen Worten versuchte, das Ganze zu erklären und zudem meinte, dass auch seinen Spielern einiges um die Ohren geworfen werde, polterte Cem Efe rein. „Ich bin doch dabei! Wenn du sagst, scheiß Türke, dann ist doch kein normaler Fall mehr!“ 

03Und jetzt ging es los. Cem Efe redete sich in Rage. So könne man alles sagen (Du Flasche kannst doch kein Fußball spielen, usw.), doch nicht diskriminieren, erklärte Efe. Und ja, seine Spieler dürfen sich nicht provozieren lassen, das sei nicht deren Aufgabe. Applaus auf der Pressekonferenz. Aber ob es okay sei, dass ein Zwickauer Spieler mit einer Bierflasche beworfen werde, warf jemand ein. „Noch einmal, mein Appell geht an alle!“, ergriff Cem Efe nochmals das Wort. „Wir als Trainer müssen Vorbilder sein!“ Als ein angereister Journalist dazwischen fragte, ob er mal in der ersten Halbzeit seine Bank beobachtet habe, rastete Efe fast komplett aus. Mit erhobener Hand und zusammengekniffenen Augen polterte er los: „Ich bin 20 Minuten mit meiner Bank beschäftigt!“ Zack, die Hand knallte auf den Tisch. Man solle mal die andere Bank sehen. Dort sei der Co-Trainer der Erste, der seine Spieler angehe, so Efe. Wütende Worte folgten. Dann aber senkte sich wieder der Puls und Efe lenkte ein. Beschwichtigende Worte am Ende seiner Rede. So wünsche er sich, dass man in Zukunft besser miteinander könne. Man müsse versuchen respektvoll miteinander umzugehen und man müsse doch mal einmal sagen können, es ist gut, es ist alles gut! Am Ende ist es doch nur Fußball!

03Ob allerdings Zwickau und Babelsberg eines Tages miteinander können, steht in den Sternen. Die Vorzeichen sind nicht allzu gut. Zu emotional ging es auf dem Platz und den Rängen her, als dass man meinen könnte, beim nächsten Duell würde es sanft und entspannt zu gehen. Es war am Sonntag der fünfte Auftritt des FSV Zwickau beim SV Babelsberg 03 nach dem Fall der Mauer. Bisher war die Bilanz im Karl-Liebknecht-Stadion ausgeglichen. Und das sollte sich an diesem Tag nicht ändern. Obwohl die Partie umkämpft war, wollten keine Tore fallen, und demzufolge endete die Partie vor 2.703 Zuschauern 0:0. Zwar zappelte nach einer halben Stunde der Ball im Babelsberger Netz, doch die Aktion wurde zuvor abgepfiffen. 

ZwiggeEs war ein Spiel mit wenig Höhepunkten und auch auf den Rängen ging es im ersten Spielabschnitt eher bescheiden zu. Vom knackigen Support war keine Spur. Nicht in der Babelsberger Nordkurve, wo einige Freunde des FC St. Pauli und der Dissidenti Ultras (Düsseldorf) vor Ort waren, und auch nicht im Gästeblock, wo der Zwickauer Anhang ohne sichtbare Unterstützung aus Dresden (dort wurde wohl noch mit den Jungs der Horde Zla der 3:2-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg gefeiert) auskommen musste. Mit melodischem Gesang unterstützten das Filmstadtinferno und Red Kaos ihre Mannschaften, im Gegensatz zu früheren Duellen kam jedoch vorerst keine echte Fußballatmosphäre auf. 

03Das sollte sich in der zweiten Halbzeit nach und nach ändern. Die Betriebstemperatur stieg von Minute zu Minute. Gleich zu Beginn hatte Babelsberg 03 eine Doppelchance durch Steinborn und Shala. Die Zuschauer waren geweckt. Innerhalb der Zwickauer Fanszene kam es nach gut einer Stunde zu einer kleinen Rangelei. Auf Babelsberger Seite wurde das erste Spruchband des Nachmittages präsentiert: „Schneid dir mal die Haare!“ Wenig später wurde die Freiheit für Valentin gefordert. Als dritte Botschaft war schließlich „Wer Deutschland nicht liebt, hat Sachsen gesehen.“ in Anspielung auf Pegida und diverse Vorkommnisse zu lesen. Im Gästeblock fand man dieses Spruchband nicht wirklich amüsant. Es kam zu ersten Verbalgefechten zwischen Zwickau und Babelsberg. Da auch von der Haupttribüne aus gepöbelt und provoziert wurde - unter anderen mit dem Gesang „Deine Mutter ist nen Cola-Automat!“ -, wurde manch ein FSV-Fan schon bald zum Wut-Sachsen und zeigte ziemlich eindeutig, was er von der Filmstadt hält. 

ZwiggeDa auch auf dem Rasen die Sache zunehmend ruppiger wurde, stieg der Blutdruck in den beiden Lagern. „Sachsen raus aus der DDR!“, ertönte es aus der Nordkurve. Im Zwickauer Block wurde dagegen eine aufgeblasene Banane präsentiert. Auf dem Platz kam es in der 70. Minute zur Rudelbildung. Es kam zu Verbalattacken und Handgreiflichkeiten. Nulldrei-Kapitän Bilal Cubukcu wurde des Platzes verwiesen. Dass danach kein schönes faires Spiel mehr möglich war, liegt auf der Hand. Und auch nach Abpfiff gingen die Provokationen weiter. Im Gästeblock verharrte indes der Großteil der FSV-Fans minutenlang und schickte wüste Beschimpfungen rüber. Der Vorsänger schickte mit dem Megaphon durch den Zaun sogar eine persönliche Botschaft an die Babelsberger Casuals auf der Haupttribüne. Am anderen Ende stiegen Zwickauer auf die Zaunkrone. 

ZwiggeEs hätte nicht viel gefehlt und beide Seiten hätten sich auf dem Rasen getroffen. Am Ende siegten jedoch Verstand und Vernunft. Die Lage beruhigte sich wieder und beide Fanblöcke leerten sich nach und nach. Eins steht jedoch fest, Freunde werden Babelsberg und Zwickau nicht mehr. Ob es beim Rückspiel heiß werden könnte? Kommt doch eh wieder kaum jemand mit, erklärte ein FSV-Zwickau in einem sozialen Netzwerk. Spannend bleibt es jedoch so oder so, denn beide Vereine sind oben mit dabei. Während Zwickau gemeinsam mit dem FC Carl Zeiss Jena, dem BFC Dynamo, dem Berliner AK 07, dem SV Wacker Nordhausen und dem FC Oberlausitz Neugersdorf um die Spitze rangelt, befindet sich Nulldrei mit sechs Punkten Rückstand in Lauerstellung. 

Fotos: Marco Bertram

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Artikel wurde veröffentlicht am
02 November 2015
Spielergebnis:
0:0
Zuschauerzahl:
2.703

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