Vor dem Spiel gab es wieder die üblichen Debatten, weil im Gästebereich zwei, drei Tage vorher noch 550 Tickets für die anliegenden Blöcke verfügbar waren. Das zusätzliche Kontingent, das eigentlich dem Chemnitzer FC zur Verfügung gestellt werden sollte, ging bei der SG Dynamo in den freien Verkauf und war schließlich bis Freitagabend vergriffen. „Lächerlich, die Chemnitzer Fans“, meinten nicht wenige. Allerdings waren es am Spieltag rund 2.000 himmelblaue Anhänger, die zum Auswärtsspiel nach Dresden reisten. 2.000! So oder so eine gute Hausnummer. Wir sprechen von der dritten Liga. In anderen Ländern wird man von solchen Zahlen selbst in der obersten Spielklasse nur träumen. Das Sachsen-Duell war ausverkauft. Mehr Zuschauer würden dieses Spiel selbst in der 1. Bundesliga nicht sehen können. Und ja, der Chemnitzer FC ist nun mal nicht die SG Dynamo Dresden oder der F.C. Hansa Rostock, die auswärts - wenn es drauf ankommt - auch mal 8.000 Mann mobilisieren können. In solchen Größenordnungen spielte der Chemnitzer FC noch nie und wird er auch nicht in absehbarer Zeit.
SG Dynamo Dresden vs. Chemnitzer FC: Die schwarz-gelbe Eins bleibt stehen
Rund die Hälfte der 2.000 Chemnitzer war mit dem Sonderzug angereist, mit bereitgestellten Shuttle-Bussen ging es auf dem üblichen Weg gen Stadion. Mit dabei hatten zahlreiche Fans ein Motto-Shirt. Nein, diese waren nicht himmelblau, sondern eher dunkelblau. Aufgedruckt war auf der Vorderseite das in Weiß gehaltene Logo des FC Karl-Marx-Stadt, das von 1966 bis 1990 Bestand hatte. Mit im Gepäck waren wieder die bekannten Fahnen „Old School“ und „Problemkinder“ sowie eine Portion Pyrotechnik, die zu Beginn im oberen Bereich des Stehblocks angezündet wurde.
Auf Heimseite gab es zu Beginn im K-Block eine Choreo zu sehen, welche die Freundschaft zwischen den Fans der SG Dynamo und des FSV Zwickau unterstreichen soll. Da sowohl Dresden in der 3. Liga als auch Zwickau in der Regionalliga Nordost den ersten Platz belegen, wurde neben der gelben Nummer eins auch die bereits von den RL-Partien bekannte rote Nummer eins präsentiert. Mit gutem Support aus beiden Fanbereichen ging es in die mit Spannung erwartete Partie. Im Fall eines Auswärtssieges hätten die Himmelblauen mit der Sportgemeinschaft gleichziehen können. Bereits nach zwei Minuten musste CFC-Keeper Kevin Kunz beherzt eingreifen, bevor der heraneilende Justin Eilers mit dem Kopf hätte einlochen können. Nach fast exakt acht Minuten eine weitere Möglichkeit für Dresden. Aias Aosman, im Juli dieses Jahres von Jahn Regensburg nach Dresden gekommen, versuchte es einfach mal aus rund 25 Metern. Den flatternden Ball konnte der Chemnitzer Torwart allerdings abwehren und beim Nachgreifen dann endgültig sichern.
Viele weitere Möglichkeiten gab es bis zur Halbzeitpause allerdings nicht zu sehen. Erwähnenswert ist auf jeden Fall der Versuch von Stefaniak nach knapp einer halben Stunde. Von schräg links brachte er das Spielgerät aus kurzer Distanz in Richtung Gehäuse, Marc Endres fälschte den Ball ab und prüfte somit die Reflexe seines Mitspielers zwischen den Pfosten. Genug war das in den ersten 45 Minuten Gezeigte jedoch nicht. Um die Tabellenführung zu verteidigen, musste die SG Dynamo gegen die kompakt verteidigenden Chemnitzer im zweiten Spielabschnitt ein Schippchen drauf legen. Und das taten sie! Der Druck wurde erhöht und der Erfolg stellte sich bereits in der 52. Minute ein. Nach Hereingabe von der linken Seite legte Marco Hartmann den Ball mustergültig mit der Brust vor und Pascal Testroet, vor Saisonbeginn von Arminia Bielefeld gekommen, konnte gezielt unten rechts zum 1:0 einschieben. Ran an die Eckfahne und den Emotionen freien Lauf gelassen! Das Dresdner Publikum stand Kopf.
Der Sieg gegen den sächsischen Rivalen war nun greifbar nahe. Präsentiert wurden am Zaun des K-Blocks insgesamt 38 Chemnitzer Schals, ein Trikot aus den 90ern, eine Fahne und ein T-Shirt. Utensilien aus der Chemnitzer (Ultra-)Szene waren jedoch nicht dabei. Einen interessanten Anblick ergab der nicht zu übersehende hellblaue Farbtupfer inmitten der schwarz-gelben Massen indes auf jeden Fall. Beide Seiten auf Betriebstemperatur. Und auf dem Rasen? Es blieb bei der 1:0-Führung der SG Dynamo - in der 85. Minute hatte Anton Fink bei einem hübschen platzierten Schlenzer den Ausgleich auf dem Fuß gehabt -, überaus hektisch wurde es in der letzten Minute sowie der Nachspielzeit.
Bei einem Gerangel um den Ball an der Eckfahne ging Anton Fink und bekam vom drauf fallenden Gegenspieler Tekerci den Ellenbogen im Leib zu spüren. Trotz Kühlung musste Fink ausgewechselt werden. Für ihn kam Marcel Kaffenberger in die vierminütige Nachspielzeit. Während im K-Block noch einmal die gelbe und rote Nummer Eins hochgehalten wurden, gab es auch auf dem grünen Rasen etwas rotes - und zwar die rote Karte für CFC-Keeper Kunz. Nachdem dieser beim Abschlag bedrängt wurde, fühlte sich dieser arg genervt und rammte den Gegenspieler einfach um. Als Zuschauer war die Angelegenheit nicht eindeutig zu erkennen. Allerdings schien den meisten Dynamo-Fans nun klar: Nach der roten Karte müsste nun auch ein Elfmeter folgen. Diesen gab es jedoch nicht, da der Schiedsrichter kurz vor der Tätlichkeit aufgrund des Attackierens bereits gepfiffen hatte. Da die Chemnitzer bereits dreimal gewechselt hatten, musste nun Feldspieler Kevin Conrad für die letzten zu spielenden Sekunden ins Gehäuse.
Es passierte auf dem Feld allerdings nichts mehr, es blieb beim 1:0 der SG Dynamo Dresden. Am Gästeblock gab es auf beiden Seiten noch die eine oder andere verbale Entgleisung, zu Zwischenfällen kam es indes nicht. Die Chemnitzer Fans mussten nach dem Spiel noch im Block verharren, es wurden nur so viele Personen herausgelassen, wie in einen Shuttle-Bus passen. Aufgrund dieses schleppenden Vorgangs konnte der himmelblaue Anhang erst mit leichter Verspätung mit dem bereitgestellten Sonderzug gen Heimat düsen.
Fotos: Marcus Hengst
Ligen
Benutzer-Kommentare
Zum Thema Auswärtssupport: Wir und Hansa haben den großen Vorteil, dass in der ganzen Republik Exil-Dynamos bzw. -Matrosen zu finden sind, die versuchen, die Auswärtsspiele in ihrer Nähe mitzunehmen. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Ansonsten ist unsere Fanszene trotzdem den meisten anderen überlegen, wie man an der Choreo wieder gesehen hat.
Gruß vom Clark