Noch eine Umdrehung. Es knirscht bereits. Geht noch was? Ach komm, es läuft doch. Noch eine weitere Umdrehung. Die Schraube nach Kräften ziehen, bis wirklich nichts mehr geht. Und dann? Nach fest kommt lose, hatte bereits in der Schlosserei der Meister erklärt. Abgeschert der ganze Mist! Im technischen Bereich lässt sich der Punkt der Abscherung berechnen. Und auch in anderen Bereichen gibt es Grenzen der Druckausübung. Bei unbeliebten Preisschrauben zum Beispiel. Anders als die wohl sortierten Schrauben im Tütchen eines schwedischen Möbelkaufhauses sind die Preisschrauben landesweit von Hause aus extrem verpönt. Okay, bei manch einem stehen die Schreckschrauben auf der Skala noch weiter unten, aber das ist ein anderes Thema. Und wenn man sich das Sortiment der Preisschrauben einmal genauer anschaut, dürfte allen klar sein, dass die Fabrikate aus Sinsheim in der Regel am unbeliebtesten sind.
90 Minuten absitzen in Hoffenheim für 55 Euro? Dortmund sagt nein Danke zur Preisschraube!
Diese Nachricht flatterte nun an reisewillige Dortmunder Fußballfreunde herein: 55 Euro für den günstigsten Sitzplatz für Gästefans bei der Bundesligapartie TSG 1899 Hoffenheim vs. Borussia Dortmund. Hat jemand Lust am Mittwochabend, 23. September 2015, seine hart verdienten Kröten in eine Sinsheimer / Hoffenheimer Preisschraube zu investieren? Chemnitz war gestern, Hoffenheim ist über-über-über-übermorgen. „Fett, Digger!“, mögen viele meinen. Ist es, bei 55 Euro bleibt einem doch glatt die Spucke weg. Auch wenn man es nicht mehr hören kann. Trotzdem: Schlappe 110 Deutsche Mark für ein 0815-Spiel? Wer wäre in den 90ern dazu bereit gewesen? Und ja, wir sprechen hier nicht vom Schwarzmarkt, sondern von regulären Preisen.
Abgeschert! Gut möglich, dass man in Hoffenheim zu feste angezogen hat, denn es regt sich Widerstand. Die Initiative "Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar sein", hinter welcher der THE UNITY - Supporters Dortmund e.V. steckt, ruft dazu auf das Auswärtsspiel in Sinsheim zu boykottieren. Aus Sicht von „Kein Zwanni“ konnte zuletzt bei den Dauerkartenpreisen ein erfreulicher Trend festgestellt werden, doch bleiben die Topspielzuschläge eine Dauerbaustelle. Bei den geforderten Preisen für die Auswärtspartie bei der TSG 1899 Hoffenheim sei man schlichtweg sprachlos und alles andere als ein Boykott sei nicht möglich.
In der Tat derb sind zudem die Unterschiede in der Preisstruktur. So müssen die Anhänger des Rivalen FC Schalke 04 mal eben 20 Euro weniger zahlen für das gleiche Ticket. Allein mit dem sportlichen Erfolg lässt sich das nicht erklären, schließlich schlossen die Königsblauen die vergangene Saison mit einem besseren Rang ab als die Dortmunder Borussen. Und was die Reisefreudigkeit betrifft, dürfte bei beiden Ruhrgebiets-Klubs wohl kaum ein Unterschied festzustellen sein. Also was soll das massive Drücken, Zerren und Pressen an der Preisschraube?!
Es kann nur eine Lösung geben: Bei der TSG 1899 Hoffenheim verzichtet man freilich auf die anreisende schwarz-gelbe Anhängerschaft. Die Preise wurden mit Absicht so hoch gewählt, dass es einfach zu dieser Reaktion kommen musste. Die BVB-Fans scheinen dem „Wunsch“ nachzukommen und bleiben diesem Bundesligaspiel fern. Allerdings könnte das Ganze aus Hoffenheimer Sicht noch gewaltig in die Hose gehen, denn „Kein Zwanni“ schreibt in der aktuellen Erklärung, dass man aktuell überlege, wo und welcher Form lautstark gegen diese Preispolitik protestiert wird. Und eins ist klar: Dortmund ist nicht Hoffenheim. Dem Aufruf eines Protestes - egal wo und wann - wird stets ein ordentlicher schwarz-gelber Mob folgen. Auf in den Kampf gegen die Schreck-, äh, Preisschrauben!
Fotos: Marcus Hengst
Ligen
Benutzer-Kommentare
Auch die Wahrscheinlichkeit, dass man als RBler von den gepanzerten, schwarzen Trupps verprügelt wird, ist geringer. Als neutraler Beobachter kriegt man den Umgang dieser "Leute" mit Fans von Chemie bzw. Lok mit. Unschön. Das wäre auch so ein Punkt, wo es vorstellbar ist, dass ein Jugendlicher eher diese beiden Traditionsklubs meidet, obwohl Chemie vom Support und von der Vereinsphilosophie her sehr ansprechend und Lok wie der BFC durch die Optik überzeugt, und sich RB sucht.
KSW hat recht, hier ist die richtige Plattform. Wenn nicht hier drüber sprechen, wo sonst? Das ist doch auch der passende Artikel, der gut passt. Wo sollten wir uns sonst mit hin begeben? Zu Facebook? In das Rote Brause Forum? Ich weiß es nicht. Sag du es uns. Eine Antwort bist du uns aber schuldig. Schließlich reihst du dich hier sehr gesellig ein und kuschelst verbal mit uns.
VG Lucifer