Wann waren das letzte Mal über 4.000 RWO-Fans bei einem Auswärtsspiel ihres Klubs? Manch einer kramte im Fanforum von Rot Weiß Oberhausen ganz tief im Gedächtnis und führte das Viertelfinale im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt am 26. Mai 1979 (obwohl das bei einer Gesamtzuschauerzahl von 7.500 eher in Richtung grob gefühlt geht) oder das „Pokal-Heimspiel“ im Gelsenkirchener Parkstadion gegen den FC Bayern München (09.03.1999) vor 47.300 Zuschauern an. Das heutige Niederrheinpokalfinale in Essen wird es aber auf jeden Fall unter dem Punkt „Auswärtssupport“ in die Oberhausener Geschichtsbücher schaffen (Heimschnitt: 2.592 Fans), sowie auch die rot-weisse RWE-Faninvasion zum DFB-Pokalfinale 1994 es in die Essener Geschichtsbücher geschafft hat.
Essen entscheidet Niederrhein-Pokalfinale gegen Oberhausen für sich
Heute auf den Tag genau vor 21 Jahren (14. Mai 1994) reisten rund 35.000 Essener Fans nach Berlin, um ihre Mannschaft im Spiel gegen Werder Bremen zu unterstützen und den Pokal nach 1953 wieder in die Ruhrmetropole zu holen. Am Ende gewann Werder Bremen mit 3:1. Die schon vorher existierende Fanfreundschaft der beiden Klubs wurde durch dieses Finale weiter gefestigt und auch heute waren einige Bremer Fans beim Finalspiel um den Niederrheinpokal sowie die Teilnahme an der ersten Runde des DFB-Pokals im ausverkauften Stadion Essen dabei. Ebenso wie auf Oberhausener Seite befreundete Anhänger vom SSV Ulm.
Essen holte in der Vergangenheit sieben Mal den Cup (1993, 1995, 2002, 2004, 2008, 2011, 2012) Oberhausen zweimal (1996,1998), der aktuell den Drittligisten und den Amateurteams vorbehalten ist. In der Liga konnte in dieser Saison einmal Oberhausen die Oberhand behalten, während das Hinspiel mit 4:4 Unentschiedenen endete gab es im Februar in Oberhausen einen 1:0 Sieg für RWO. Auch in Sachen Transfers bewegt sich einiges zwischen den Klubs: Nachdem sich die Kleeblätter vergeblich um die Dienste des Essener Spielers Kevin Grund bemühten, waren sie bei Kai Nakowitsch erfolgreicher. Nakowitsch wird in dieser Saison deshalb nicht mehr für RWE auflaufen.
Das Spiel begann mit einer sehenswerten Choreografie der Oberhausener Fans, während die Essener Fans auf der West und den anderen Tribünen wie seit einigen Wochen die Regel (seit die Ultras Essen Mitte April ihre Aktivitäten vorerst eingestellt haben), ausschließlich gesanglich ihr Team unterstützten. Spielerisch boten sich kaum Chancen für die beiden Mannschaften, aber über das ganze Spiel hinweg, hatte Rot-Weiss Essen die besseren Möglichkeiten und war auch feldüberlegen. Schaffte es aber auch nicht die einfachsten Chancen gewinnbringend (Kevin Grund 42. Spielminute) zu verwandeln. Zu Beginn der zweiten Hälfte machten einige RWO Fans ihrer Mannschaft "Feuer" unter dem Hintern und brannten ein wenig Pyrotechnik ab, das Team von Andreas Zimmermann schien zu verstehen, brachte es aber nur zu zwei nennenswerten Chancen (Nick Brisevac in der 56. und Christoph Caspari in der 92. Spielminute). Es ging in die Verlängerung, die aber auch ohne ein Tor auskommen musste. Dafür gab es im Elfmeterschießen gleich "elf" Treffer zu sehen. Für RWE trafen Benjamin Baier, Kevin Freiberger, Marwin Studtrucker, Tim Treude, Sven Kreyer und Richard Weber. Für Oberhausen trafen Patrick Bauder, Robert Fleßers, Benjamin Weigelt, Ralf Schneider und Alexander Scheelen. Den Schuss von Christoph Caspari hielt RWE-Keeper Niclas Heimann.
Die Freude der Essener Spieler kannte keine Grenzen und auch nicht die einiger Fans, die ein Tor zum Innenraum öffneten. Ordner und Polizei waren fix zur Stelle und konnten die Fans zurück in den Block drängen. Anders wäre es sicherlich gelaufen, wenn Oberhausen den Pokal gewonnen hätte (noch während des Elfmeterschießen liefen einige Vorbereitungen im Essener Fanblock). So konnten die Fans zusammen mit der Mannschaft den Pokalsieg und den Einzug in die erste Runde des DFB Pokals feiern. Die Teilnahme beschert dem Verein eine Antrittsprämie von 135.000 Euro und möglicherweise einen attraktiven Gegner aus der ersten oder zweiten Liga. Die Fans wünschen sich - keine Frage - den alten Rivalen Schalke 04.
Die Freude über den Pokalsieg wurde aber von einem tragischen Zwischenfall überschattet: Ein Fan fiel vom Zaun der West drei Meter tief in den Innenraum, so dass er noch im Stadion reanimiert und mit einem Hubschrauber, der auf dem Stadionvorplatz landete, ins Krankenhaus gebracht werden musste.
- Stadion an der Hafenstraße