1. FC Magdeburg vs. Hallescher FC: Der blau-weiße Pokaltraum erlosch beim Elfmeterschießen

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HFCExakt 73-mal waren sich seit dem 20. November 1965 der 1. FC Magdeburg und der Hallesche FC im Rahmen eines Pflichtspiels begegnet. Noch als SC Aufbau Magdeburg konnten die Blau-Weißen den HFC Chemie mit 3:1 bezwingen. Es folgten zahlreiche hitzige Begegnungen in der DDR-Oberliga, in der NOFV-Oberliga, der Regionalliga und im Sachsen-Anhalt-Pokal. Im zuletzt genannten Wettbewerb gab es zwischen 1993 und 2014 immerhin acht Begegnungen, fünf von ihnen im Finale. Waren es 1993 beim Finale im Sportpark am Walzwerkhölzchen in Hettstedt gerade einmal 1.100 Fußballfreunde, die dieses Hassduell sehen wollten, gab es zuletzt immer fünfstellige Zuschauerzahlen zu verzeichnen. Am 14. Mai 2014 konnte der 1. FCM das Finale in Halle mit 3:0 nach Verlängerung gewinnen. Eine Schmach für den HFC, die nach Möglichkeit am gestrigen Abend ausgemerzt werden sollte.

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PolizeiHalle und Lok haben Bock, war im Vorfeld der brisanten Partie zu vernehmen. An die Gästefans verkauft wurden Tickets für die Blöcke 15 und 16 hinter dem Tor. Der eigentliche Gästeblock blieb geschlossen. Zu heikel ist die Nahtstelle zur Gegentribüne, auf der sich gern die erlebnisorientierte Garde der Magdeburg platziert. Für Ärger sorgte in Halle die Tatsache, dass der Block 17 frei bleiben sollte. Insgesamt freie 8.000 Plätze bildeten Pufferblöcke zwischen den sich extrem hassenden Fans. Nach den Vorfällen nach dem Spiel gegen den FSV Zwickau war man in Magdeburg alarmiert, etwaige Risiken wollte man somit nicht eingehen.

HFCWährend die Magdeburger Fans vor dem Spiel gleich in drei Märschen zum Heumarkt liefen und von dort aus gemeinsam das letzte Stück zum Stadion zurücklegten, wurden die mit der Bahn anreisenden HFC-Fans zum Bahnhof Herrenkrug gefahren und von dort aus verspätet zu Fuß zum Gästebereich geleitet. Ein beachtlicher Teil der Hallenser passierte erst nach Anpfiff die Sicherheitskontrollen, so dass zu Beginn der Partie noch die eine oder andere Lücke im komplett in Rot gekleideten Mob klaffte.

FCMAuf Heimseite war bereits etliche Minuten vor dem Einlaufen die Tribüne mit Block U komplett gefüllt und auch die Gegengerade ergab bereits vor Anstoß einen schmucken Anblick. Apropos schmuck. Beim 1. FC Magdeburg scheint die Devise zu gelten: Wenn Pyrotechnik, dann richtig! So  erleuchteten bei Beginn der Partie unzählige Bengalische Fackeln die komplette Heimtribüne hinter dem Tor. Was für ein Anblick! Eine Aktion, die an die frühen 90er auf dem Betzenberg und im Dortmunder Westfalenstadion erinnerte. Allerdings brannte es damals kreuz und quer, in Magdeburg wurden die rund 100 Fackeln fein säuberlich aufgeteilt, so dass sich ein einheitliches Gesamtbild ergab. Und auch auf dem Vorsänger-Pult wurden - mit übergezogene Maske - in der linken und rechten Hand zwei Fackeln abgebrannt. Der Pokalabend konnte beginnen, Block U war wahrlich auf Betriebstemperatur. Mit enormer Mitmachquote wurde sich ins Zeug gelegt und die Mannschaft auf dem Rasen angefeuert.

HFCIm Gästebereich wurde an diesem Abend komplett auf den Einsatz von Pyrotechnik verzichtet. Sicherlich hatte jeder im weiten Rund mit irgendeiner Aktion der HFC-Fans gerechnet, doch diese blieb vorerst aus. Da wie erwähnt ein Teil der Fans noch am Einlass verharren musste, war auch der Support zu Beginn der Partie noch nicht derby-würdig. Dieser sollte jedoch im Verlauf des Spiels immer besser werden, so dass spätestens in der Verlängerung auch unter akustischen Gesichtspunkten angemessene Pokalatmosphäre herrschte. 

derbyVor insgesamt 18.749 Zuschauern nahm auch unten auf dem Rasen das Spiel nach und nach Fahrt auf. Die erste dicke Möglichkeit hatte in der 13. Minute Banovic, sein Schuss wurde von FCM-Keeper Glinker zur Ecke abgelenkt. Während im Gästebereich ein HFC-Fan von Sanitätern abtransportiert werden musste und sich die verschiedenen Ordnerdienste immer wieder neu postierten und absprachen, gab es auf dem Platz ein Duell auf Augenhöhe. Große Torchancen blieben vorerst Mangelware, verständlicherweise wurde vor allem nach hinten gut abgesichert. Nur nicht frühzeitig in den Rückstand geraten. 

FCMZu Beginn der zweiten Halbzeit machte der HFC mächtig Druck und es schien, als würden die Gäste langsam aber sicher Oberwasser bekommen. Allerdings endete die Sturm- und Drangphase ohne Treffer und in der Folgezeit wurde die Partie wieder ausgeglichen und das Meiste spielte sich im Mittelfeld ab. Echte Hingucker gab es dann noch in den beiden Fanblöcken. Während die HFC-Fans gezogenes blau-weißes Material an eine Leine spannten und bis zum Spielende hängen ließen, legten die Magdeburger nach und zündeten massig aneinander geknüpfte Hallenser Fanutensilien mitten im Block an. Schnell brannte es lichterloh. Schals, Trikots und Fahnen standen in Flammen. Ein Anblick, der sehr an die Gewohnheiten auf dem Balkan erinnerte. „Typen mit Biss?“ fragten indes die HFC-Fans in Form eins Spruchbandes. Eine Antwort gaben sie gleich mit: „Hosen voll Schiss“. Zu jenem Zeitpunkt konnte man sich gut vorstellen, dass es auf den Rängen noch richtig hitzig werden könnte, zumal sich die Jungs von „Halle Ost“ im inzwischen belegten Block 17 postiert hatten und die Ecke zur Haupttribüne im Auge hatten. 

schissDa auch in den zweiten 45 Minuten keine Treffer fallen wollten, musste die Verlängerung her. In dieser erreichte die Stimmung im Stadion ein überaus gutes Level. Und das nicht zuletzt Dank zweier Großchancen. Auf Magdeburger Seite köpfte Nicolas Hebisch in der 105. Minute den Ball an die Latte, bei den Hallensern war es Maximilian Jansen, der drei Minuten später das 1:0 für den HFC auf dem Fuß hatte. Wie bereits beim DFB-Pokalspiel gegen Bayer 04 Leverkusen musste der 1. FC Magdeburg nun im Landespokalhalbfinale beim abschließenden Elfmeterschießen ran. Und wieder gab es kein happy End. Geschossen wurde auf das Tor auf Seiten der Gästefans. Während sämtliche fünf HFC-Spieler einlochen konnten, hielt HFC-Keeper Lomb den Schuss von Hammann. Mit 5:3 siegten die Hallenser im Elfmeterschießen und ließen anschließend ihren Emotionen freien Lauf.

HFCWährend die HFC-Spieler mit den in Ekstase befindlichen Fans feierten, braute sich auf der Gegengerade am Pufferbereich kurzzeitig was zusammen. Weißer Rauch stieg auf, erste schwarz gekleidete FCM-Anhänger liefen über die ausgelegte Plane. Ein Gitter segelte durch die Luft. Es blieb jedoch dabei. Ein Angriff auf die Gästefans erfolgte im Stadion nicht. Dass es im Gästebereich völlig entspannt blieb, liegt auf der Hand. Zu groß war die Freude über den Einzug ins Pokalfinale, bei dem am 13. Mai 2015 der Stadtrivale VfL Halle 96 der Gegner sein wird. 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Magdeburg

> zur turus-Fotostrecke: Hallescher FC

Artikel wurde veröffentlicht am
16 April 2015
Spielergebnis:
3:5
Zuschauerzahl:
18.749

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Alles gute für den 1. FCM. Klasse Fans!!!
G
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was für ultras und dann nur 4.liga schade da würden sich so einige club selbst in liga 1 noch freuen
G
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Aufstieg und ein Wiedersehen in Liga 3!
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