VfL Wolfsburg vs. SC Freiburg: Mit dem Old School Sonderzug zum Pokalspiel

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FreiburgRuntergezogene Zugfenster. Einem ins Gesicht streichender Fahrtwind. Geknipste Erinnerungsfotos, wenn sich der Zug so hübsch in die Kurve schlängelt. Auf dem Gang stehen, bei der nächsten Bahnhofsdurchfahrt die Fahnen wehen lassen. Die Zigarette oder den Bierbecher lässig in der Hand. Im Abteil sitzen, quatschen, nachts auch mal die Sitze ausschieben. Herrlich! Da kommen doch glatt alte persönliche Erinnerungen hoch. Sonderzugfahrten in der Bundesliga. Mit Leverkusen nach Leipzig im Frühjahr 1994. Noch besser: Mit dem Sonderzug zu den DFB-Pokalspielen nach Mönchengladbach und Frankfurt, 1992 und 1993. Kein Vergleich zu den heutigen überfüllten Entlastungszügen von DB Regio, in denen sich manchmal gefühlt mehr behelmte Polizisten befinden als Fußballfans. Denkt man an die alten Zeiten zurück, werden die Augen feucht. Und doch! Manchmal gibt es auch in der Gegenwart noch Zugfahrten, die an die zum Teil entspanntere Zeit der 90er Jahre anknüpfen.

ZugZum DFB-Pokalspiel beim VfL Wolfsburg sind am Dienstag 640 Fans des SC Freiburg mit einem Sonderzug der Centralbahn AG angereist. Richtig old school mit Waggons der alten Bauart. Mit Abteilen und einem Partywagen. Für schlappe 25 Euro pro Person. Ohne Begleitung von polizeilichen Einsatzkräften. Organisiert wurde diese Zugfahrt als Pilotprojekt von der Supporters Crew und der SC Freiburg Fangemeinschaft. Pro Waggon gab es einen Ansprechpartner für etwaige auftretende Probleme, doch diese sollten weitgehend ausbleiben. Es wurde eine überaus entspannte Fahrt vom Breisgau nach Wolfsburg und zurück. 

ZugLos ging es in Freiburg am Dienstagmorgen bereits um 8:35 Uhr. Statt wie geplant am Gleis 3, fuhr der bereitgestellte Sonderzug von Gleis 1 ab. Dies sollte jedoch der einzige hektische Moment der kommenden 24 Stunden sein. Nach den geplanten Zwischenstopps in Emmendingen, Riegel, Herbolzheim, Orchweier, Lahr und Offenburg (09:37 Uhr) rollte der Zug bis Wolfsburg durch. Zu Stresssituationen bei der Durchfahrt in Karlsruhe und anderen Städten kam es trotz üblicher Pöbel- und Gesangseinlagen nicht. Rundum gute Laune im Zug. Auch Dank der prima Verpflegung. Bier gab es für 2,50 Euro vom Fass. Zum Futtern wurden Bockwürste, Brezeln und belegte Weckle gereicht. Ja, okay, ganz so entspannt ging es vor 20 Jahren nun auch nicht zu. Wenn wir ehrlich sind, wurde damals eine rauere Suffkultur gepflegt. Bier aus Büchsen, Müll - und auch diverses Abteilinventar - wurde aus dem Fenster entsorgt und manch ein Fangesang und Schlachtruf ging ziemlich weit unter die Gürtellinie.

90erEin wichtiger Unterschied zu damals: Heute sind die Fans für ihren selbst organisierten Zug selbst verantwortlich. Kommt Schaden auf, muss dieser selbst getragen werden. Und einen nächsten Sonderzug wird es dann so schnell nicht mehr geben. Vor 20 Jahren wurden in den meisten Fällen Sonderzüge von der Deutschen Bahn bereitgestellt. Häufig alte muffige D-Züge aus den 70ern. Mit braunen Vorhängen und aus Alu bestehenden Klapp-Aschenbechern an den Sitzen. Für kurze Fahrten kamen auch Regionalzüge aus den hintersten Abstellschuppen zum Einsatz. Von Hause aus ohne Ende versifft. Kaum ein Fan hatte sich eine Platte gemacht, wenn irgendein Depp die Kopfstützen und Armlehnen abtrat und im hohen Bogen aus dem Fenster entsorgte.

SCFZurück zur gestrigen gepflegten Fahrt der Freiburger. Gegen 16:30 Uhr rollte der Sonderzug in Wolfsburg ein. Zum ersten Mal auf dieser Tour zeigte die Polizei Präsenz - jedoch blieb der Helm unten. Logisch, dass beim Marsch der SC-Fans zum Stadion eine strikte Trennung der Fanlager erfolgte. Außer zu ein paar Pöbel-Einlagen direkt vor der Haupttribüne kam es demnach auch nicht. Problemlos erreichte der für Freiburger Verhältnisse überaus passable Zugfahrer-Mob den Gästeblock der Wolfsburger Arena. Insgesamt waren über 1.000 Freiburger Fußballfreunde vor Ort, knapp 700 von ihnen befanden sich im Stehplatzbereich. 

SCFSehr zur Freude der mitgereisten Fans hielt die Mannschaft des SC Freiburg das Spiel komplett offen und verkaufte sich bei den favorisierten Wölfen überaus gut. Das Erstaunliche: SC-Trainer Christian Streich hatte nach dem 1:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln sieben Spieler ausgewechselt. Alles überhaupt kein Problem, nach gut einer halben Stunde hatte der Franzose Jonathan Schmid die Führung auf dem Fuß, doch VfL-Keeper Benaglio parierte glänzend. Nach dieser Möglichkeit machte bis zum Pausentee allerdings der Gastgeber mächtig Druck und kam zu mehreren Chancen.

WölfeAuch in der zweiten Halbzeit hielt Freiburg gut mit, doch das bessere Team war nun der VfL Wolfsburg. Es schnupperte nach der Führung der Wölfe. Schade nur aus Freiburger Sicht, dass diese in Form eines Strafstoßes in die Realität umgesetzt wurde. In der 72. Minute stieß Daniel Caligiuri in den Strafraum vor, machte einen Haken und kam nach leichter Berührung von Julian Schuster zu Fall. Vor 15.237 Zuschauern übernahm Ricardo Rodriguez Verantwortung und brachte den Elfmeter halbhoch rechts im Gehäuse unter. SC-Keeper Bürki hatte die Ecke geahnt, kam jedoch nicht mehr ganz an den Ball. 

SCFNach dem Rückstand versuchte Freiburg noch einmal alles und hatte zwei richtig gute Möglichkeiten zum Ausgleich, am Ende mussten sich die Breisgauer allerdings denkbar knapp geschlagen geben. Der Traum vom Pokalhalbfinale musste wohl oder übel begraben werden. Nichts wie einsteigen in den bereitgestellten Sonderzug, der gegen 22:30 Uhr Wolfsburg verließ und in den frühen Morgenstunden den Breisgau erreichte. Während die einen im Party-Waggon mit dem DJ feierten, machten es sich die anderen in den bequemen 6er-Abteilen gemütlich. Na dann, auf ein nächstes Mal bitte!

Fotos: Arne Amberg, Karsten Höft (90er Jahre Foto)

> zur turus-Fotostrecke: SC Freiburg

> zur turus-Fotostrecke: VfL Wolfsburg

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
08 April 2015
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
15.237
Gästefans
1000

Ligen

Inhalt über Liga
DFB-Pokal

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G
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Freiburg Schweine !
G
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G
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G
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G
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turus ist wohl überall mit dabei!?!?
Große klasse Jungs! Immer weiter so bitte!
H
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G
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