EPO und Regierung ziehen die Reißleine: Wie geht es weiter mit Griechenlands Fußball?

PAOGriechenland sei das einzige Land, das versucht die Gewalt in den Fußballstadien zu bekämpfen, ohne dabei die Täter wirklich zu bestrafen, beklagt der Griechische Fußballverband (Elliniki Podosferiki Omospondia / Hellenic Football Federation) in seiner Mitteilung auf der offiziellen Webseite des Verbands. Aus Sicht der EPO sei das Fass nach den Zwischenfällen beim Spitzenspiel zwischen Panathinaikos und Olympiakos voll. Die Reißleine wurde gezogen - der Spielbetrieb wurde auf Veranlassung der griechischen Regierung vorerst eingestellt. Wirft man einen Blick auf die Spielpläne der beiden oberen griechischen Ligen, wird diese auf Anhieb offensichtlich. Am kommenden Spieltag wird definitiv keine Partie ausgetragen. Der griechische Fußball steht vor dem Scherbenhaufen. Und da auch in Bezug auf die Wirtschaft in Kürze keine wirkliche Besserung in Sicht und zudem das Verhältnis zwischen Staat / Polizei und Volk / Fußballfans arg zerrüttet ist, bleiben unter dem Strich eine Menge Fragezeichen.

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PaoDie EPO legt indes einen Plan auf den Tisch, der nicht wirklich begeistern wird. Zum einen hat manch ein griechischer Politiker derzeit andere Sorgen, zum anderen wird mit dem vorgestellten Plan noch mehr Öl ins Feuer gegossen. Die Forderungen in dem Plan des Verbands sind klar und deutlich: Die Stadien sollen in technischer Hinsicht komplett modernisiert werden. So ist von komplett renovierten Sportstätten die Rede. Kontrollmaßnahmen sollen rasch umgesetzt, ein elektronisches Ticket-System soll eingeführt werden. Den polizeilichen Einsatzkräften wird eine verstärkte Rolle zugeteilt, die Strafen bei etwaigen Vergehen sollen härter werden, ein neuer Rechtsrahmen wird nach Möglichkeit geschaffen. Um es konkret auszudrücken: Alles, was die Fanszenen beispielsweise in Italien und Ungarn und zu Teilen auch in Polen fast komplett in die Knie zwingt, soll nun auch in Griechenland mit harter Hand seine Anwendung finden. Videoüberwachung auf ganzer Linie, personalisierte Tickets, mehr Befugnisse für Ordner und polizeiliche Einsatzkräfte, drakonischere Strafen.

Gate 13Erst wenn der Plan von den Vereinen in die Tat umgesetzt wird, rollt in den Stadien wieder der Ball. Wie das auf die Schnelle funktionieren soll? Das steht in den Sternen. In diesem Fall darf gern das Orakel in Delphi befragt werden. Interessant dürfte auch die Frage sein, wer das Ganze finanzieren soll. Insbesondere die kleineren Vereine dürften kaum einen Euro übrig haben, um ihre Spielstätten technisch komplett aufzurüsten. Und vor allem: Wie soll das Laufen, wenn nicht mal die Männer in den Anzügen ihre Emotionen in den Griff bekommen? Beim Verbandstreffen am Dienstag kam es zwischen den Vertretern von Olympiakos und Panathinaikos (und den jeweiligen Bodyguards) zu Handgreiflichkeiten. 

OlympiakosInteressant ist auch, was auf den jeweiligen Webseiten der Vereine zu lesen ist. Schaut man auf die Seite von Panathinaikos, fällt einem die Meldung vom heutigen Training ins Auge. Es wird erklärt, wer individuell trainiert und bei wem was genau medizinisch behandelt wird. Ein Spieler war mit Genehmigung abwesend, morgen um 11 Uhr geht es auf dem Trainingsplatz wieder zur Sache. Zuletzt hatte PAO am 24. Februar eine Stellungnahme zu den Vorfällen im Rahmen des Ligaspiels gegen den Erzrivalen Olympiakos veröffentlicht. In dieser wurde auf das provokante Verhalten der Olympiakos-Spieler und das Fehlverhalten der eigenen Fans und den möglichen Folgen Bezug genommen. Auf der Seite des Rivalen Olympiakos Piräus befindet sich verständlicherweise das am heutigen Abend stattfindende Europa League Duell gegen den ukrainischen Vertreter Dnipro Dnipropetrovsk im Fokus. Anpfiff ist um 22:05 Uhr Ortszeit, das Hinspiel hatten die Griechen in Kiew mit 0:2 verloren. 

Und wie es im Ligabetrieb weiter geht? Am 05. März soll es ein weiteres Treffen geben. Wenn die Vereine / Vorstände keine konkreten Vorschläge auf den Tisch legen, wird auch der darauf folgende Spieltag verschoben. Es brechen harte Zeiten an. Die Machtspielchen der Vereinsbosse werden - jetzt, wo die Karten nochmals neu gemischt werden - weiter geführt, manch ein Verein wird bald finanziell am Krückstock gehen, und die griechischen Fußballfans / Ultras können sich auch schon mal warm anziehen. 

Fotos: Edvin Kopic, Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Griechenland

Artikel wurde veröffentlicht am
26 Februar 2015

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